Neues Forchheimer Altstadtfest: "Mauerscheißer" spaltet Stadtrat

21.12.2018, 06:02 Uhr
2017 fand das letzte Mal das Altstadtfest statt. 2018 gab es als Ersatz das Anstattfest. 2019 könnte nun das Mauerscheißer-Fest folgen.

© Hubert Bösl 2017 fand das letzte Mal das Altstadtfest statt. 2018 gab es als Ersatz das Anstattfest. 2019 könnte nun das Mauerscheißer-Fest folgen.

Eine der vornehmsten Aufgaben des Gesamtstadtrates besteht darin, die in den Ausschüssen vorberatenen Beschlussempfehlungen abzunicken. Für Besucherinnen und Besucher solcher Sitzungen kann das hoch frustrierend sein. Denn was verbirgt sich etwa hinter Tagesordnungspunkt 5.1 "Projekte des Citymanagements"? In 99 von 100 Fällen bestätigt der Stadtrat die Abstimmung des Fachausschusses ohne neue Diskussion. Nicht aber in diesem Fall. Es geht um den Namen des Altstadtfestes.

"Mauerscheißer-Fest" soll es heißen, wenn es nach dem Willen einer Arbeitsgruppe aus Gastronomen, Einzelhändlern und Citymanagement geht. Der Hauptausschuss konnte sich damit nicht anfreunden und riet dazu, die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen. Doch in der jüngsten Stadtratssitzung meldete sich CSU-Rat Josua Flierl zu Wort: Es sei doch schade, einen von Fachleuten gefundenen Namen nicht zu verwenden, der "über Forchheim hinaus gereicht hätte".

"Mut haben"

Sebastian Körber (FDP) assistierte, der Stadtrat solle "den Mut haben", selbst noch einmal über den Namen abzustimmen. Da sagte sogar Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD), ein Befürworter des Mauerscheißer-Festes, es gehe hier nicht um "Mut": "Der Ausschuss hat den Namen abgelehnt. Am Ende geht es nur gemeinsam."

Paul Nerb (FBF) fand, der Name "Mauerscheißer" sei provozierend, er spalte — und sei gerade deswegen "interessant". Fraktionssprecher Udo Schönfelder (CSU) widersprach: "Wir sollten nicht nur an die Forchheimer denken und an die Nachbarn, die mit dem Begriff etwas anfangen können, sondern auch an Touristen, die vielleicht aus 100 Kilometern Entfernung kommen." Im Übrigen habe sich der Betreiber des "Mauerscheißer"-Ladens den Namen rechtlich gesichert.

Name als Alleinstellungsmerkmal

Ihm jedenfalls, so Schönfelder, gefalle der Name nicht, aber es gebe keinen Fraktionszwang in der CSU. OB Kirschstein bestätigte: "Der Geschäftsmann ist clever, der Name ist geschützt. Aber er ist am Verfahren beteiligt und stellt ihn uns zur Verfügung." Sebastian Platzek (FDP) hält ihn für ein "Alleinstellungsmerkmal". Annette Prechtel (FGL) hielt dagegen: "Der Ausschuss hat die Bürgerbeteiligung angeregt. Da ist es kein gutes Signal, wenn der Stadtrat diesen Beschluss ablehnt." Im Übrigen müsse vom Namen eines Altstadtfestes aus ihrer Sicht "eine positive Anmutung" ausgehen.

Manfred Hümmer (FW) hatte dasselbe Problem: "Der Name lässt komische Gedanken aufkommen." Wichtiger als der Name sei doch der Inhalt. Das "Annafest" sei namenstechnisch "stinklangweilig", aber der Inhalt grandios. Die Stadt wolle ein Bürgerfest, also sollten die Bürger mitentscheiden. Dafür sprach sich auch Karl-Heinz Fleckenstein (CSU) aus, während Franz Streit (CSU) den Mauerscheißer favorisierte.

Meinungsbild einholen

OB Kirschstein versuchte sich nun an einer salomonischen Lösung. Er kündigte an, den Stadtrat über den Namen abstimmen zu lassen, als eine Art Meinungsbild. Er werde aber in den Beschluss einfügen, dass trotzdem eine Form der Bürgerbeteiligung stattfinden werde. Unter dieser Voraussetzung fiel die Abstimmung mit 18 zu 16 Stimmen für das "Mauerscheißer-Fest" aus, quer durch die Fraktionen. Daran ändern konnte auch der nochmalige Einwurf von Udo Schönfelder nichts: "Bei den potenziellen Gästen von außerhalb werden mit dem Namen gewisse Erwartungen geweckt."

Im Januar wird die Stadt laut Pressestelle einige Festnamen-Vorschläge online zur Abstimmung stellen. Das Ergebnis sei nicht bindend, so Citymanagerin Elena Büttner, sondern fließe als "Stimmungsbild" in die Entscheidungsfindung mit ein.

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