Weingartser Spaß: Mit Kreiseln Kegel jagen

18.3.2011, 00:00 Uhr
Weingartser Spaß: Mit Kreiseln Kegel jagen

© Franz Galster

Handgemacht, versteht sich, sind die Schnorgel-Bretter. Schließlich hat der 81-Jährige in seiner Jugend das Wagnerhandwerk erlernt, wo er früher vom Wagenrad bis zur Kirschenleiter viele nützliche Teile für die Landwirtschaft anfertigte. Seit rund 30 Jahren macht er auch die Schnorgelbretter.

Vermutlich seit Generationen wird auf dem Land geschnorgelt, vorwiegend an langen Winterabenden. Weingarts ist zurzeit wohl die Hochburg. „Besonders die Frauen lieben das Spiel sehr, in den meisten Häusern von Weingarts dürfte so ein Brett zu finden sein“, erzählt Fritz Kist. Etwa 75 Zentimeter lang und 40 Zentimeter breit ist der Holzrahmen mit Bodenplatte eingerahmt, den eine Glasplatte überdeckt. Das Ganze neigt sich seitlich leicht abfallend nach vorn. Von einer Startlinie gilt es, mit einem Holzkreisel neun kunstvoll gedrechselte Kegel zu treffen. Jeder Millimeter Neigungsabweichung der Platte bedeutet auch Veränderung der Kreiselbahn. Ein neu angefertigter Kreisel braucht eine Saison, sprich: Winterhalbjahr, um „eingelaufen“ zu sein. Jeder Kegel, selbst bei sehr präziser Fertigung, fällt anders, bedingt durch Abweichungen, die mit dem Auge kaum erkennbar sind. Gerade das macht den Reiz gegenüber industrieller Fertigung aus. „Jedes Teil ist ein Unikat“, betont Kist. Das Spiel wird variabler, vielseitiger und überraschender.

Im Normalfall hat jeder Mitspieler zwei Versuche, um die Kegel zu Fall zu bringen. Bleibt der zentrale König stehen, zählen die Kegel doppelt. Dazu werden Mannschaften von zwei bis drei Personen gebildet. In den beiden Dorfwirtschaften von Weingarts ist für jede Niederlage eine Maß Bier fällig. „Da steigt die Stimmung dann ganz schnell“, lacht Fritz Kist.

Begehrte Geschenke

Diese Herstellung in Handfertigung dürfte landesweit einmalig sein. Begehrt sind die Schnorgelbretter als Geschenke. Die Maße sind fix. Für Wünsche hinsichtlich Holzart, Formen und Schriften ist Kist völlig offen. Ein Arbeitstag ist da schnell investiert. „Da kann man nichts verdienen, es ist eben ein schönes Hobby“, meint er. Seine Bretter sind weithin anzutreffen, einige machten auch schon die Reise nach USA und Kanada.