Wiesent-Fahrer: Kanu-Verband wehrt sich gegen Vorwürfe

24.2.2018, 08:00 Uhr
Wiesent-Fahrer: Kanu-Verband wehrt sich gegen Vorwürfe

© Roland Huber

Gerdi Baumer, ihres Zeichens BKV-Vizepräsidentin im Bereich Freizeitsport, wundert sich über die Äußerungen des BN. Weil dieser behauptet, dass die Kanuten mit 28.000 Booten in wenigen Monaten zu einer „unerträglichen Belastung“ der Umwelt führen. „Mit Verlaub“, fragt sich Baumer nun: „Wer sind die Kanuten? Wer hat diese Zahl 28.000 ermittelt? Ist sie bestätigt? Und was führt zu einer ,unerträglichen Belastung’?“

Der BKV jedenfalls sensibilisiere und schule Verbandsmitglieder beim Thema ökologisches Verhalten wie an Gewässern, so Baumer. „Von unseren Mitgliedern befahren ein paar Dutzend Paddler die Wiesent, keine 28.000.“ Der Kanu-Verband lasse sich nicht den Vorwurf der „unerträglichen Belastung“ zuschreiben – „vor allem deshalb nicht, weil sich seine Mitglieder der Wiesent-Verordnung unterordnen“, sagt Baumer.
Sie bezeichnet es als „undifferenzierte Faktenlegung und Berichterstattung“, wenn unterstellt werde, dass alle Kanufahrer für die ökologische Verschlechterung der Wiesent verantwortlich gemacht werden. „Rundumschläge mit Pauschalverurteilungen sind in dieser sensiblen Angelegenheit weniger hilfreich.“

Vielmehr sieht Gerdi Baumer die Kreisverwaltungsbehörde (also das Landratsamt) in der Pflicht: Zusammen mit den Kanu-Verleihern müssten hier Maßnahmen ergriffen werden, um die Nutzerzahl zu beschränken. Und ob überhaupt vorab ökologische Einweisungen von Kanufahrern stattfinden, „möchten wir nicht beurteilen“, so die BKV-Vizepräsidentin.

Die Zahl von 28.000 Kanus pro Saison stammt nach Angaben des BN von einem Gebietsbetreuer des Landschaftspflegeverbandes Forchheim. „Er hatte den Auftrag vom Landschaftspflegeverband bekommen, die Boote zu zählen und hat das sehr aufopfernd getan“, so der BN-Ehrenvorsitzende Hansotto Neubauer.

Die Aufzählung des Gebietsbetreuers sei, so Neubauer, auch von der Unteren Naturschutzbehörde als „objektiv“ empfunden worden. „Die Zahl 28.000 scheint uns belastbar, das sehen die Kanu-Verleiher auch so“, sagt Neubauer.

Bei den Behörden selbst ist man da zurückhaltender: Zwar bekomme man im Landratsamt von den gewerblichen Anbietern Rückmeldungen über die Zahl der verliehenen Boote. Aber wie viele Kanus von Privatleuten auf der Wiesent unterwegs sind, „das beruht meistens auf Schätzungen“, so Kathrin Schürr, Sprecherin des Landratsamtes. „Darum kann ich die Zahl 28.000 weder dementieren noch bestätigen.“

Professionelle Einweisungen

Bestätigen können die gewerblichen Kanu-Verleiher allerdings, dass sie ihre Kunden vorab einweisen – sowohl in die Grundzüge des Kanufahrens an sich wie auch über gefährliche Wasserstellen oder Ein- und Ausstiegsplätze. „Und natürlich auch darüber, dass Laichbereiche und Brutplätze nicht gestört werden sollen“, sagt Thomas Mehl von der Kajakvermietung Leinen Los aus Behringersmühle. Diese Vorab-Einweisungen, die alle Kunden mit ihrer Unterschrift bestätigen müssen, seien bei ihm und seinen beiden Verleih-Kollegen (der Kajak-Mietservice in Doos und die Aktiv-Reisen GmbH in Muggendorf) Standard.

Privatleute hingegen, die sich während der Saison für eine Paddel-Tour auf der Wiesent entscheiden, müssen sich nicht von „Profis“ belehren lassen: Info-Broschüren, herausgegeben vom Landratsamt und dem Verein Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst, klären über alle wichtigen Paddelregeln und Naturschutzgebote auf. Der Flyer ist beispielsweise im Internet auf der Homepage der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz unter www.fraenkische-schweiz.com abrufbar.

„Zudem wird die Broschüre jedes Jahr vor Ort ausgelegt, also bei den Kanu-Vermietern und an den wichtigsten Ein- und Ausstiegsstellen der Wiesent“, erklärt Kathrin Schürr. Hier setze vor allem auf die Eigenverantwortung der privaten Kanuten. „Wir appellieren gleichwohl an das Gewissen eines jeden Wiesent-Fahrers.“

Der offizielle Saisonbeginn wird jedes Jahr im Rahmen der Wiesent-Verordnung neu festgelegt. Das Anhörungsverfahren mit allen zuständigen Behörden läuft derzeit, bis Ende März/Anfang April soll die Verordnung stehen. „An diese Auflagen haben sich dann alle zu halten, ob gewerblicher Anbieter oder Privatperson“, so die Landratsamt-Sprecherin.

Ob die Regeln letztlich immer eingehalten werden, steht freilich auf einem anderen Blatt. Und das durchgängig zu überprüfen, ist aus Sicht des Landratsamtes nicht leistbar. „Wir versuchen schon, dass Naturschutzwächter die Wiesent regelmäßig ablaufen und auf Hinweise von Bürgern oder den Verleihern zu reagieren“, sagt Kathrin Schürr. „Aber eine komplette Kontrolle wird’s nicht geben.“ Was es aber geben könnte, ist eine bessere Kooperation unter allen Beteiligten: So bietet der BKV dem Bund Naturschutz wie auch den Behörden seine Gesprächsbereitschaft an – „zum Wohle unserer Natur“, wie Gerdi Baumer bekräftigt.

 

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