Wozu noch eine Werbegemeinschaft?

6.2.2015, 19:23 Uhr
Wozu noch eine Werbegemeinschaft?

© Foto: Ralf Rödel

Im Juli 1979 wurde die Werbegemeinschaft gegründet. Als Vereinszweck hielt die bis heute gültige Satzung fest: „Der Verein setzt sich zur Aufgabe, nach dem Grundsatz der Freiwilligkeit unter Ausschluss parteipolitischer und konfessioneller Gesichtspunkte die Selbstständigen in Forchheim als Träger freiheitlicher demokratischer Lebensform zusammenzufassen, sie in ihrer Stellung in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft zum Wohle der Gesamtheit zu erhalten, zu schützen und zu stärken.“

Das klingt nach Kaltem Krieg und Protektionismus. Wie zeitgemäß ist diese Diktion für 2015? Überhaupt nicht, meint Mitglied Frank Brinke: „In der jetzigen Form braucht die Werbegemeinschaft keiner.“ Zweimal im Jahr ein Fest organisieren und Werbung nur noch in einem regionalen TV-Sender, den keiner sieht, das ist ihm zu wenig.

Frank Brinke gehört zu den Kritikern des langjährigen Vorsitzenden Stefan Schick. Der will nicht mehr, nach 17 Jahren sollen Jüngere ran, mit frischen Ideen, sagt Schick. Doch er findet keinen Nachfolger, zieht die längst überfällige Hauptversammlung Monat um Monat hinaus: „Ich habe dem OB versprochen, die Werbegemeinschaft nicht aufzulösen.“ Die Kritiker, sagt Schick, sollen doch selbst mal „in die Pötte kommen“. Doch Frank Brinke winkt ab: „Ich bin ausgelastet.“

Auch grüne Wiese dabei

So denken die anderen auch. Ist die Werbegemeinschaft wirklich noch ein „Sprachrohr für den innerstädtischen Handel“ (Brinke)? Wie verträgt sich dieses Selbstbild mit der Tatsache, dass auch die großen Einkaufsmärkte von der grünen Wiese Mitglied sind? Dagegen fehlt inzwischen der größte Teil der altstädtischen Einzelhändler. Längst hat sich ein Kreis von Händlern mehrmals informell getroffen, der jenseits der Werbegemeinschaft aktiv werden will. Nur: Es fehlt die zündende gemeinsame Idee. Niemand begeistert sich mehr für Rote Teppiche, Bächla-Fuffzger und Brötchentaste. Je mehr es ins Detail geht, desto unterschiedlicher fallen die Einzelinteressen aus.

Aber: „Es gibt schon noch ein paar große Linien, die sich im Verbund besser artikulieren lassen als alleine“, glaubt Frank Brinke.

Bei der Stadt ist zu hören, sie benötige die Werbegemeinschaft in erster Linie, um zu hören, ob nun drei oder vier Sonntage im Jahr verkaufsoffen sein sollen. Weihnachtsmarkt und Adventskalender würden ohnehin fast allein von der Verwaltung gestemmt. Stadt und Werbegemeinschaft kleben sehr eng zusammen. Schick ist Stadtrat der einflussreichsten Fraktion. Was aber auch nicht mehr ausreicht, sich richtig Gehör zu verschaffen. Weder beim Handel noch im Rat. Jüngst wäre das Votum für vier offene Sonntage um ein Haar an den eigenen CSU-Leuten gescheitert (wir berichteten).

Roland Birkner war in den 1980ern ein Vorgänger Schicks. Als er damals anregte, aus dem Rathaus einen Adventskalender zu machen, rief ein Stadtrat: „Wir wollen in Forchheim keinen Kommerz!“ Birkner wanderte aus, nach München. Jetzt ist er zurück und wundert sich: „Am Samstagnachmittag trifft man die Forchheimer in Erlangen.“ Einheitliche Öffnungszeiten, „verbindlich für alle“, hält nicht nur er für notwendig. Aus seiner Erfahrung in einem großen Möbelhaus weiß er: „Die verkaufsoffenen Sonntage sind nur eine Umverteilung.“ Den Gesamtumsatz erhöhen sie „nicht wesentlich“.

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