Abschied von Sascha L.: "Was geschehen ist, macht sprachlos"

10.2.2015, 15:40 Uhr
Abschied von Sascha L.:

© Hans Winckler

Zu Tracy Chapmans "Baby Can I Hold You" nahmen die Trauergäste Platz in der Kapelle des Fürther Friedhofs. Allerdings war diese rasch bis zum letzten Platz gefüllt, etliche Menschen verfolgten die Trauerfeier daher über Lautsprecher von draußen.

"Was geschehen ist, macht sprachlos", sagte Ludwig Frambach, ein evangelischer Pfarrer aus Nürnberg, der  als freier Redner die Trauerfeier gestaltete. Sein Rednerpult war eingehüllt in eine SpVgg-Flagge, SpVgg-Schals hingen über drei Fotorahmen, die vorne aufgestellt waren. Die Fotos zeigten Sascha L. als lebenslustigen jungen Mann.

In seiner berührenden Rede gab Frambach vieles wieder, was ihm Verwandte und Freunde von Sascha L. über den Verstorbenen erzählt hatten. Als kleiner Junge habe er "alles geliebt, was Räder hatte". Das Stillsitzen in der Schule hingegen war "seine Sache nicht". Einen "schwierigen Weg" habe er als Heranwachsender gehabt, in den letzten Jahren aber habe er sich sehr wohl gefühlt, auch bei seinen Kollegen in der Abfallwirtschaft.

Frambach erzählte von einem "freundlichen, geschätzten Arbeitskollegen", von einem "Kleeblättler durch und durch", einem hilfsbereiten Freund, der andere stets zum Lachen bringen konnte und auf den man sich verlassen konnte.

Sascha L. sei ein toleranter und verständnisvoller junger Mann gewesen, ein "ausgesprochen sensibler, verletzlicher" Mensch, der seinen weichen Kern hinter einer harten Schale schützte, sich aber seiner Freundin sehr anvertraut habe.

Sein Tod, so Frambach, "soll auch ein Weckruf für uns alle sein: Es gibt zu viel Gewalt, zu wenig Verständnis und Frieden in der Welt." Es fehle an "Herzensbildung". Und: Rache und Vergeltung seien keine Lösung, sondern Gefühle, mit denen "wir unserer Seele schaden".

Oberbürgermeister Thomas Jung trat ebenfalls ans Mikrofon und drückte der Familie von Sascha L. seine Anteilnahme aus: "Sein Tod trifft die ganze Stadt wegen seiner Sinnlosigkeit", sagte er. Ebenso wie die Bürger, die Stadtverwaltung, die Kollegen bei der Abfallwirtschaft sei er "zutiefst erschüttert" über das Geschehene. Laut Staatsanwaltschaft war der 28-Jährige wegen einer "absoluten Nichtigkeit" angegriffen worden. Der 19-jährige Hauptverdächtige sitzt in Untersuchungshaft.

Mit der Fußballhymne "You‘ll Never Walk Alone" endete die Trauerfeier in der Kapelle, vier von Sascha L.s Arbeitskollegen in orangefarbener Montur trugen den Sarg aus der Kapelle durch ein Spalier, das die restlichen Kollegen bildeten.