Comödie Fürth: Buchhalterin unterschlägt 500.000 Euro

6.6.2017, 15:34 Uhr
Die gute Laune dürfte Martin Rassau (li.) und Volker Heißmann bei diesem Vorfall vergangen sein. Die beiden Geschäftsführer der Comödie Fürth haben erfahren, dass die eigene Buchhalterin des Gastspieltheaters um mehr als eine halbe Million betrogen hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen die Frau.

© Juergen Friedrich Die gute Laune dürfte Martin Rassau (li.) und Volker Heißmann bei diesem Vorfall vergangen sein. Die beiden Geschäftsführer der Comödie Fürth haben erfahren, dass die eigene Buchhalterin des Gastspieltheaters um mehr als eine halbe Million betrogen hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen die Frau.

Weil der Betrag durch einen Hausverkauf und einen Kredit bereits zurückgezahlt wurde, drohen der Comödie von Volker Heißmann und Martin Rassau keine finanziellen Engpässe.

Es waren viele Abende, an denen Sabine M. (Name geändert) auf die Internetseiten der Online-Kaufhäuser Amazon oder Zalando starrte - und immer wieder auf den Bestellbutton klickte. Sie orderte Schuhe, T-Shirts, Jeans, Röcke, Kleider für die Kinder, Deko-Artikel. Der Paketdienst lieferte beinahe täglich in ihr Heim.

Heute, so erzählen Volker Heißmann und Martin Rassau, wissen auch sie, warum es bei Sabine M. zu Hause aussah wie auf den Hochglanz-Fotografien im Schöner-Wohnen-Magazin. Gegen ihre Buchhalterin, eine langjährige Vertraute, ermittelt die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth: Zwischen 2010 und 2015 veruntreute sie über eine halbe Million Euro, so der strafrechtliche Verdacht - ein privates Schuldanerkenntnis hat sie bereits unterschrieben.

Vier Männer, vier Schulfreunde aus Kindertagen, heute gleichberechtigte Geschäftsführer der Comödie Fürth, sitzen am Wirtshaustisch im "Grüner Brauhaus", dem Lokal im Erdgeschoss des Prachtbaus Berolzheimer, und suchen Erklärungen dafür, wie es nur so weit kommen konnte. Wieso vier Chefs nicht merkten, dass ihnen gerade eine halbe Million Euro abhanden kommt. Haben sie ihr blind vertraut, weil sie ein enges Familienmitglied eines Gesellschafters ist?

Comödie Fürth: Buchhalterin war kaufsüchtig

Offenbar hat Sabine M. ihre Konten geplündert, weil Internetkaufhäuser wie Amazon und Zalando auf sie wirken, wie ein Spirituosengeschäft auf eine Alkoholikerin. Rund ein halbes Jahr verbrachte sie inzwischen in einem psychiatrischen Krankenhaus. Als sie aufflog, ließ sie sich freiwillig einweisen.

Seit 1998 besitzen Heißmann und Rassau in Fürth ihre Bühnenheimat, das Berolzheimerianum, mittlerweile am Comödien-Platz 1 - erst vor wenigen Wochen enthüllte der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung das Straßenschild, das dem Eck vor dem Theater und dem Wirtshaus einen neuen Namen gibt und ein Vierteljahrhundert Klamauk würdigt. Doch es sind nicht nur die Rollen der Fürther Witwen, die Sketche der besserwisserischen Waltraud und des bauernschlauen Mariechens, die das Publikum in Scharen anlocken und die Comödie so berühmt machten, wie das Hamburger Ohnsorg-Theater.

Die vier Männer, die am Wirtshaustisch grübeln, haben viel investiert, um den heruntergekommenen Jugendstilbau nahe des Fürther Hauptbahnhofs wieder aufzumöbeln. Jeder von ihnen hat eine Million Mark Kredit bei der Sparkasse aufgenommen, um die Erfolgsgeschichte "Comödie" zu stemmen: Neben Heißmann und Rassau sind das Marcel Gasde, in den 80er Jahren der Sketchpartner von Volker Heißmann. Dazu Michael Urban, heute für Restaurant und Catering zuständig.

Kontoauszüge der Comödie Fürth gefälscht

Die Buchhalterin, die für den Kartenvorverkauf Frankenticket gearbeitet hat, war enges Familienmitglied. Das Vermögen, das sie veruntreut haben soll, gehörte der GmbH nicht einmal: Über Frankenticket werden nicht nur Eintrittskarten für die Comödie Fürth, sondern auch für Künstler, die an anderen Veranstaltungsorten in der Region spielen, verkauft. Die Einnahmen für die Tickets werden, freilich abzüglich von Provisionen, weitergereicht – doch befinden sie sich zunächst auf den Konten.

Seit 1998 besitzen Heißmann und Rassau in Fürth ihre Bühnenheimat, das Berolzheimerianum, mittlerweile am Comödien-Platz 1.

Seit 1998 besitzen Heißmann und Rassau in Fürth ihre Bühnenheimat, das Berolzheimerianum, mittlerweile am Comödien-Platz 1. © Lisa Susu Hahn

Hier griff Sabine M. zu. Sie räumte in einem privaten Schuldanerkenntnis bereits ein, auch regelmäßig Kontoauszüge gefälscht zu haben, um Gelder auf ihr eigenes Konto zu verschieben. Sie flog übrigens auf, weil sie sich um elf Cent verrechnet hatte. Ein Mitarbeiter der Sparkasse wurde stutzig.

Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Sabine M. Ob die Frau unter Kaufsucht oder einer anderen psychischen Erkrankung leidet, soll nun ein psychiatrischer Gutachter klären. Wird Anklage erhoben und diese vom zuständigen Gericht zugelassen, wird sich die Frau vermutlich in einem öffentlichen Prozess verantworten müssen - auch wenn der angerichtete finanzielle Schaden bereits gutgemacht wurde. Ihr Partner verkaufte das Wohnhaus und nahm einen Kredit auf. Und deshalb hat das Unternehmen heute trotz allem auch nicht mit finanziellen Engpässen zu kämpfen. Die Mitarbeiterin sei fristlos entlassen worden, der Schaden für das Unternehmen inzwischen weitgehend behoben, berichtete die Geschäftsleitung der "Comödie" in einer schriftlichen Erklärung.