Fürth bekommt ein Repair Café

FÜRTH - Der Zukunftsmarkt hat vor einer Woche gezeigt, was sich in Sachen Nachhaltigkeit in Fürth alles tut – und was fehlt. Die Organisatoren konnten nicht ahnen, wie schnell sich einer ihrer Wünsche erfüllt: Ein Repair Café legt schon nächstes Wochenende los. Fans der Do-it-yourself-Bewegung können sich zusätzlich auf „Fairdreht“ und den „Kofferhofmarkt“ freuen.

Nürnberg und Erlangen haben schon eins. Genauso wie viele andere Städte. Die Idee der Repair Cafés erobert gerade das Land: Menschen treffen sich dabei zu Reparaturnachmittagen, um – bei Kaffee und Kuchen – alten Dingen zum Weiterleben zu verhelfen und gegen die Wegwerfgesellschaft anzubasteln. Zählte man bundesweit vor einem Jahr noch 40 solcher Initiativen, sind es heute nach Angaben der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis schon 270.

Fürth kommt jetzt auch hinzu. In den vergangenen Monaten sind die Pläne dazu gereift. Die Organisatoren des Zukunftsmarkts wussten davon allerdings noch gar nichts. Im Gespräch mit den FN hatte Mitorganisatorin Melanie Diller vom Eine-Welt-Laden noch gesagt, dass sie ein Repair Café in der Kleeblattstadt schmerzlich vermisst.

Auch Klaus Hetzer (59) fand, dass ein solcher Ort fehlte, und beschloss, selbst aktiv zu werden. Bevor er in den Ruhestand ging, hatte er als Elektroingenieur gearbeitet und zuletzt auch Seminare für die Kollegen zum Thema nachhaltiges Handeln abgehalten. Die Reparaturbewegung, sagt er, ist eines von vielen Puzzleteilen, die die Welt fairer und umweltfreundlicher machen.

Willkommen ist in diesen offenen Werkstätten jeder, sagt Hetzer. Menschen jeden Alters – die handwerklich Begabten, die weniger Begabten und die Unerfahrenen. Keineswegs treffen sich hier nur Menschen, die betont umweltbewusst leben. „Es kommt auch die ältere Dame, deren Stehlampe nicht mehr geht. Oder der Achtjährige, der seinen Nintendo bringt.“

Als Hetzer sich ans Fürther Freiwilligenzentrum (FZF) wandte, fand er gleich Unterstützung. „Zu uns kommen immer wieder Freiwillige, die tolle Ideen haben“, sagt FZF-Leiterin Ute Zimmer. Mitarbeiter Nicolas Eichholz hilft Klaus Hetzer nun, die Nachmittage zu organisieren. Zehn ehrenamtliche Helfer, die das Know-how haben, um defekte Geräte wieder zum Laufen zu bringen, fand Hetzer auch schon. Ohne sie geht es nicht. Mit finanzieller Hilfe des Vereins für Müll und Umwelt und des Instituts für Soziale und Kulturelle Arbeit (ISKA), Träger des FZF, konnte Werkzeug angeschafft werden.

Am Samstag, 7. November, erlebt das Repair Café Fürth von 13 bis 18 Uhr also seine Premiere, in den Räumen der Kofferfabrik, Lange Straße 81. Fünf bis sieben Reparaturstationen werden aufgebaut. Danach soll es das Angebot alle acht Wochen geben.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Einfach die Sachen abgeben und einen Abholtermin vereinbaren kann man nicht. „Wir sind keine Reparaturannahmestelle“, stellt Eichholz klar. Repariert wird gemeinsam. Der Gedanke dahinter: Man schätzt Dinge anders, wenn man sie eigenhändig aufschraubt, ihr Innenleben entdeckt und zumindest zuschaut, wenn der Experte zum Lötkolben greift. Gleichzeitig wird das Bewusstsein dafür geschärft, dass heutzutage viele Produkte, kaum in Gebrauch genommen, schon durch die nächste Produktgeneration entwertet werden.

Das Repair Café Fürth sieht sich als Ergänzung zu jenen in der Region, sagt Hetzer. Die Erfahrungen aus Nürnberg zeigen: Etwa die Hälfte der gebrachten Dinge können wieder in Schuss gebracht werden. „Für so eine spontane Sache ist das gut.“ Wo Ersatzteile fehlen oder die Reparatur einfach zu aufwendig wäre, müssen die Ehrenamtlichen passen.

Vorerst will sich die Fürther Gruppe auf Elektrogeräte – Haushaltsgeräte, Computer, Unterhaltungselektronik – beschränken. Später könnten auch mal Fahrräder dazukommen oder Textilien. . .

Auch abgesehen vom Repair Café bleibt das Thema Nachhaltigkeit präsent in Fürth: Vom 6. bis 8. November lädt die Kofferfabrik zum Kofferhofmarkt, bei dem Künstler und Kreative aus der Region viel Selbstgemachtes und viel Upgecyceltes anbieten. Parallel dazu geht am 8. November der „Fairdreht“-Markt im elan über die Bühne, für den Jugendliche kreativ waren. Sie verkaufen Do-it-yourself- und Upcycling-Kunstwerke, zum Beispiel Handytaschen und Ohrringe, die aus alten Fahrradschläuchen entstanden sind, oder „Kuschel-Aliens“, die mal Pullis und Sporthosen waren.

Kontakt zum Repair Café Fürth: eichholz@iska-nuernberg.de oder Tel. 217 47 82 (FZF)