Fürther Berufsschule: Schockbilder lösen Nachbeben aus

1.4.2017, 11:00 Uhr
Fürther Berufsschule: Schockbilder lösen Nachbeben aus

© Foto: Tsimplostefanaki

Die Gruselbilder hatte Schulleiter Ortwin Mihatsch in einer Sitzung des städtischen Wirtschaftsausschusses per Beamer an die Wand geworfen. In Ansbach, dem Sitz der Kommunalaufsichtsbehörde, wunderte man sich über einen Satz, der in diesem Zusammenhang gefallen war: Bürgermeister Markus Braun und Rathauschef Thomas Jung hatten darauf verwiesen, dass die seit langem überfällige Sanierung der Berufsschule erst vorangetrieben werden könne, wenn die Regierung den Flächenbedarf – das sogenannte Raumprogramm – der LES genehmigt hat. Den entsprechenden Antrag habe das Rathaus bereits im Februar 2016 gestellt. Gut 14 Monate später, nach Ostern dieses Jahres, erwarte man die Antwort.

Jetzt reagiert die Regierung, die offenbar nicht als Verzögerer vom Dienst dastehen möchte. In einer Presseerklärung heißt es, die Stadt Fürth habe zwar vor über einem Jahr den Entwurf eines Raumprogramms übermittelt, dem hätten sich aber "Abstimmungsgespräche" mit dem Schulleiter angeschlossen: zur Zahl, Größe und Funktion der benötigten Räume.

Als Ausfluss dessen habe der Schulleiter im Dezember einen zweiten Entwurf eingereicht. Zu diesem werde man "nach Abschluss der fachlichen Überprüfung" Stellung nehmen, heißt es, und zwar "wie vereinbart zum Ende der Osterferien". Die Regierung stellt zwei weitere Punkte klar: Bislang seien aus Fürth nur "Entwürfe zur Vorprüfung" gekommen, aber kein "offizieller Antrag auf schulaufsichtliche Genehmigung des Raumprogramms". Ebenso offen sei, ob die Stadt die Schule sanieren, teilweise neu oder komplett neu bauen möchte. Bedeutet das, im Rathaus wurden wichtige Weichenstellungen verbummelt? Schiebt sich die Sanierung womöglich weiter auf? Bürgermeister und Schulreferent Braun bemüht sich, die Wogen zu glätten. "Es gibt von unserer Seite keine Notwendigkeit, der Regierung Druck zu machen", sagt er mit Blick auf die zu Ostern erwartete Antwort. "Wir sind im Zeitplan." 2018 und 2019 soll geplant, ab 2020 gebaut werden.

Unterstützung aus Ansbach

Als "Entwurf" seien die Unterlagen aus Fürth nicht zu verstehen, beteuert Braun. Sollten der Regierung noch Informationen für eine Genehmigung fehlen, erhoffe er sich entsprechende Hinweise aus Ansbach – wie sonst auch. "Die Zusammenarbeit klappt stets reibungslos", so Braun. Die Entscheidung "Sanierung oder Neubau?" könne das Rathaus aber erst treffen, wenn klar sei, wie viel Fläche die Regierung genehmigt. "Momentan gehen wir davon aus, den Raumbedarf im Bestand unterzubringen – mit kleineren Erweiterungen", so der Schulreferent.

Kritik übt Braun an Ortwin Mihatschs Auftritt im städtischen Wirtschaftsausschuss. Wer Fotos von den schlimmsten Ecken der Schule zusammentrage, ignoriere, dass die Stadt in der jüngeren Vergangenheit schon einiges getan habe. Unter anderem sei das Ausweichquartier, der Containerbau an der Kapellenstraße, mit moderner EDV ausgestattet worden, außerdem habe die LES eine behindertengerechte Toilette erhalten. Der Vortrag mit den Schockbildern habe die Sache nicht vorangebracht, sondern die Mitarbeiter in einigen städtischen Dienststellen eher irritiert bis verärgert.

Er habe weder die Stadt noch die Regierung angreifen wollen, beteuert Ortwin Mihatsch. Seine Schule warte schon seit vielen Jahren auf die Sanierung, die Stadt habe das Projekt erst im Sommer 2016 um ein weiteres Jahr nach hinten geschoben. Deshalb sei es ihm wichtig, das Thema im öffentlichen Bewusstsein sowie den Stadträten vor Augen zu halten. "Das ist mein Anliegen", sagt Mihatsch, "und nichts anderes."

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