Fürther Michaelis-Kirchweih soll Weltkulturerbe werden

18.9.2015, 16:00 Uhr
Fürther Michaelis-Kirchweih soll Weltkulturerbe werden

© Foto: Hans Winckler

Die Azteken-Ruinen von Chichén Itzá, die Akropolis in Athen und die Altstadt von Bamberg haben eines gemeinsam: Sie sind Teil des Weltkulturerbes der Unesco.

Es ist nicht lange her, da hat Fürth versucht, in diesen erlauchten Kreis aufgenommen zu werden. Im Verbund mit Halberstadt (Sachsen-Anhalt) führte man den Reichtum an jüdischen Stiftungen ins Feld, erhielt im Frühsommer 2014 jedoch eine Absage. Jetzt nimmt die Kleeblattstadt einen neuen Anlauf – mit Kärwa und Festzug.

Der große Unterschied: Diesmal geht es nicht um den Titel Weltkulturerbe, der Baudenkmälern vorbehalten ist, sondern darum, Teil des „immateriellen Kulturerbes“ zu werden. Darunter versteht die Unesco besondere Traditionen, gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste. Auf der Liste stehen beispielsweise der argentinische Tango, die Heilig-Blut-Prozession in Brügge oder die Pfeifsprache El Silbo von der Insel La Gomera.

Deutschland hat in diesem Jahr erstmals eine Nominierung für die internationale Liste eingereicht: die Genossenschaftschaftsidee, die bis weit ins 19. Jahrhunderts zurückreicht.

Das Verzeichnis auf nationaler Ebene ist allerdings schon deutlich größer und umfasst 27 Einträge. Es soll weiter wachsen und „langfristig die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in und aus Deutschland sichtbar machen“, wie die Deutsche Unesco-Kommission auf ihrer Internetseite mitteilt.

Auf der deutschen Liste stehen – neben den Genossenschaften – unter anderem die deutsche Brotkultur, der rheinische Karneval sowie das Köhlerhandwerk, aber auch die Lindenkirchweih im oberfränkischen Limmersdorf.

In Fürth hat das Rathaus jetzt alle Gruppen, die in diesem Jahr am Erntedankfestzug teilnehmen, per Brief über das Vorhaben informiert.

"Es ist wichtig, dass wir eine breite Unterstützung haben“, betont Martin Schramm, Leiter der städtischen Museen und des Archivs. Der 39-Jährige hat innerhalb der Stadtverwaltung den Auftrag, die Bewerbung voranzutreiben. Die Zeit drängt, die Frist läuft Ende Oktober ab. Danach kann man sich frühestens in zwei Jahren wieder bewerben. „Ja, das ist ein bisschen kurzfristig“, räumt Schramm ein. Der Anstoß dazu kam aus der Stadtspitze – nach einem Appell aus dem Kultusministerium an alle bayerischen Gemeinden.

Jungspund Oktoberfest

Unterstützung holt sich die Stadt von der TU Cottbus, genauer: vom „Institute for Heritage Management“, das der Fürther Bewerbung Schramm zufolge durchaus Chancen einräumt. Der Museumsleiter selbst drückt es so aus: „Ich kann nicht erkennen, warum wir es nicht schaffen sollten.“ Als Pluspunkte nennt er, dass die größte Straßenkirchweih Süddeutschlands nach wie vor ländliche Traditionen wie Betzntanz oder das Einböllern durch Schützen pflegt. „Das gab’s in Fürth alles schon im 18. Jahrhundert.“ Das Oktoberfest in München sei dagegen vergleichsweise jung.

Für die Bewerbung braucht die Stadt die Empfehlungsschreiben eines regionalen und eines internationalen Wissenschaftlers. „Das sind keine Gefälligkeitsgutachten“, betont Schramm. Gegenwärtig habe er bei sechs Experten angefragt. Wer zusagt, muss im Oktober nach Fürth kommen, um sich ein Bild von Kirchweih und Umzug zu machen.

Zunächst gilt es für Fürth, auf die bayerische Liste zu kommen, die eine Kommission zusammenstellt. Aus den Vorschlägen aus allen Bundesländern wird dann für das bundesweite Verzeichnis ausgewählt. „Wenn wir da reinkommen, haben wir es schon weit geschafft“, sagt Schramm. „Das ist dann schon etwas sehr Exklusives.“

An den nächsten und letzten Schritt – die „repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ – will er noch gar nicht denken. Auch Fürths Kulturreferentin Elisabeth Reichert zeigt sich zuversichtlich, sagt aber: „Wir gehen Schritt für Schritt.“

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