Fürther Supermarkt lässt Dauerparker abschleppen

17.6.2014, 11:00 Uhr
Fürther Supermarkt lässt Dauerparker abschleppen

© Mark Johnston

Alles Suchen half nichts: Das Auto war weg und der junge Besitzer todunglücklich. Der Gratis-Parkplatz bei Rewe, den er dem benachbarten kostenpflichtigen Parkhaus vorzog, hatte ihn soeben mehr als 200 Euro gekostet – Geld, das die Abschleppfirma gerne in Empfang nahm.

Die Erledigungen im Bürgeramt hatten sich an diesem Vormittag hingezogen. „Ich weiß, dass ich da nicht hätte parken dürfen“, sagte der Parksünder hinterher und ärgerte sich über sich selbst – mindestens genauso aber auch über Rewe: Eine Strafe habe er ja verdient – aber dass man den Wagen gleich abschleppen lässt?

In der Tat kontrolliert seit geraumer Zeit ein Unternehmen im Auftrag von Rewe den Kundenparkplatz in der Kaiserstraße – und lässt Autos entfernen, wenn diese die Stellplätze zu lange belegen, wie Thomas Bonrath, Sprecher der Kette, auf FN-Nachfrage bestätigt. Das sei notwendig geworden, weil sich Tag für Tag etliche Fürther verleiten lassen, ihr Auto auf dem Parkplatz abzustellen, um dann im Bürgeramt zu verschwinden.

Es gehöre zum Service von Rewe, den Kunden kostenlose Parkplätze anzubieten. Doch das werde an manchen Filialstandorten „von Fremd- und Dauerparkern ausgenutzt“. Dadurch aber verliere man Kunden, die vergeblich herumkurven. Bequemlichkeit, erklärt Bonrath, sei neben dem Preis nun mal ein „entscheidendes Kriterium bei der Wahl der Einkaufsstätte“. Stehen nicht ausreichend Stellplätze zur Verfügung, gehen die Umsätze ihm zufolge deutlich zurück.

Fürther Supermarkt lässt Dauerparker abschleppen

© Mark Johnston

Während bei 99 Prozent der Filialen in Deutschland keine derartige Kontrolle nötig sei, gehöre der Markt in der Fürther Südstadt „zu den wenigen Standorten“, bei denen man die Probleme nicht anders in den Griff bekommen habe. Damit Fremdparker die Stellplätze nicht dauerhaft belegen, dokumentiert ein Mitarbeiter des Dienstleisters die Ankunftszeit der Autos und handelt, wenn die zulässige Parkzeit (eine Stunde) „plus eine von Rewe definierte Kulanzzeit“, so Bonrath, überschritten ist. „Bevor aber abgeschleppt wird, muss der Fahrer anhand des Kfz-Kennzeichens mehrfach im Markt erfolglos ausgerufen worden sein“, betont der Pressesprecher. Auf der Parkfläche warnen zudem Hinweisschilder die Kunden, dass widerrechtlich geparkte Fahrzeuge kostenpflichtig entfernt werden.

Diese Schilder kennt man auch von anderen Supermärkten – Abschleppspezialisten aber sieht man dort selten. „Wir lassen nicht abschleppen, sondern hängen einen Zettel dran oder sprechen den Besitzer an“, sagt Martin Schätz, Leiter des E-Centers in der Würzburger Straße. Auch er klagt über Fremdparker: Mitarbeiter von Siemens, der AOK oder anderer Firmen, die morgens keinen Stellplatz finden. An Tagen, an denen der Laden brummt und „jeder Parkplatz gebraucht wird“, schickt Schätz einen Mitarbeiter raus, der „schaut, wo die Leute hinlaufen“. Wer nicht den Eingang ansteuert, wird gebeten, woanders zu parken. „Die meisten haben Verständnis.“

"Nur in Einzelfällen"

Und wie halten es andere? Eine Sprecherin der Kette Netto teilt mit, dass man „in Einzelfällen“ einen Abschleppdienst rufen würde, sollte es zu einem „vermehrten Aufkommen von Fremdparkern“ kommen. Die Pressestelle von Aldi lässt wissen, dass man im Falle eines Engpasses „Fremdparker durch einen Hinweis an der Windschutzscheibe auf das widerrechtliche Parken aufmerksam machen“ würde. Abgeschleppt werde „nur in besonderen Situationen“. Die Filialen seien aber in der Regel mit ausreichend Parkraum ausgestattet. Auch etwa in der Fürther Karolinenstraße gebe es derzeit keine Probleme.

Volles Verständnis für das Vorgehen von Rewe hat unterdessen Roman Stengel, Marktleiter des E-Centers in der Waldstraße. „Jeder Privatmann würde sich auch wehren, wenn ein fremdes Auto vor der Tür steht“, sagt er. Die Kunden würden fehlende Parkplätze bestrafen und wegbleiben, „das können sich Geschäfte nicht leisten“. Auf seinem Kundenparkplatz hat er zwar keine großen Schwierigkeiten mit Fremdparkern und kann sich noch mit Hinweiszetteln behelfen, er ärgert sich aber an anderer Stelle über die Parkmoral: „Alle Welt stellt sich auf die Behindertenparkplätze!“

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