Laster und Pendler sind verbannt

5.8.2012, 13:00 Uhr
Laster und Pendler sind verbannt

© Hans G. Esterl

Es gab Zeiten, da war der Rothenburger Straße in Ammerndorf bei weitem nicht der Raum zugestanden, den sie in den vergangen drei Jahrzehnten beanspruchte. „Zwar war die Hauptstraße wegen des Feldflughafens in Unterschlauersbach schon im Zweiten Weltkrieg geteert, doch bei weitem nicht so breit; in der Nachkriegszeit pflegten die Anwohner hier Vorgärten, die bis an die Straße heranreichten“, berichtet Bürgermeister Franz Schmuck.

„So könnte es jetzt eigentlich auch wieder werden“, sinniert er. Was allerdings nicht heißt, dass Schmuck bereits mit einem konkreten Plan für die künftige Gestaltung des Straßenraums schwanger ginge. „Wie sich das Dorf verändern wird, muss sich zeigen“, erklärt er. Dass es sich verändert, dürfte ausgemacht sein.

Denn mit der Umgehung sind Pendler und vor allem die von Anliegern beklagten „durch den Ort donnernden“, schweren Laster — bei einer Verkehrszählung Anfang Juli registrierte die Gemeinde allein 1365 Lkw und Lastzüge an einem Tag — aus dem Ort verbannt. Zumindest aus dem westlichen Teil — dem „alten Dorf“, das sich zwischen der Einmündung der Cadolzburger Straße bis zum Ortsrand Richtung Großhabersdorf an der Rothenburger Straße entlangzieht.

Die Rothenburger, bis dato Staatsstraße, wird genauso wie der innerörtliche Abschnitt der Roßtaler Straße, die zwischen Brauerei und Marktplatz Richtung Roßtal führt und noch Kreisstraße ist, zur Gemeindestraße abgestuft. Beide Straßenabschnitte dürften in Zukunft erheblich weniger Verkehr ertragen müssen, als die jüngste Zählung ergab. 11527 Fahrzeuge rauschten am 4. Juli am Marktplatz vorbei.

„Besonders schön“ findet Schmuck den zentralen Platz nicht, „es gibt viel, viel schönere Marktplätze.“ Mit Unterstützung der Städtebauförderung soll sich aber auch Ammerndorfs Mitte mausern. Die Marktgemeinde hat sich bereits bei der Regierung von Mittelfranken für den Fördertopf angestellt. Unlängst hat Schmuck mit der Verantwortlichen im Ansbacher Schloss gesprochen und erfahren, dass es vielleicht noch in diesem Jahr mit der Aufnahme in das Programm klappt. Dann könnte Ammerndorf noch heuer zumindest am Reißbrett beginnen, das künftige Gesicht des Ortskerns neu zu gestalten. Im aktuellen Haushalt hat der Gemeinderat vorsorglich schon einmal 85000 Euro für die Vorplanung reserviert.

Erste Ideen werden schon diskutiert, etwa die, dass man das schmucke Brauereigebäude besser präsentieren oder dem Gasthaus Sonne am Marktplatz mehr Platz für sommerliche Biergarten-Atmosphäre zugestehen könnte. Ohne dem Gemeinderat vorgreifen zu wollen, stellt sich Schmuck auf jeden Fall eine Neugestaltung vor, die den zeitgemäßen Zielen der innerörtlichen Aufwertung des öffentlichen Raums entspricht: Eine Neugestaltung, die den Straßenraum nicht den Interessen des motorisierten Verkehrs unterordnet, sondern allen Verkehrsteilnehmern gleichermaßen zur Verfügung steht. Doch noch sind das ungelegte Eier.

Schmuck hätte am liebsten zeitgleich mit der Umgehungs-Freigabe Nägel mit Köpfen gemacht und zumindest über straßenverkehrsrechtliche Anordnungen das alte Dorf verkehrsberuhigt. Doch bei einem Ortstermin mit Vertretern der Polizei und des Landratsamtes haben die Fachleute von der Ausweisung einer Tempo-30-Zone und der sofortigen Einführung der Rechts-vor-Links-Regelung an den Kreuzungen abgeraten. Stattdessen empfahlen sie, erst einmal abzuwarten, wie sich der Verkehr entwickelt. Ihr Rat: Die einfachste Form, den Verkehr zu beruhigen, seien am Straßenrand geparkte Fahrzeuge. Im Herbst soll es dann erneut eine Verkehrszählung im alten Dorf geben. Dann wird sich zeigen, was die Umgehung den Ammerndorfern bringt.

Eine große Sause auf Kosten von Bayern 3, die Schmuck noch im Frühsommer anpeilte, bringt die Freigabe der Umgehung den Ammerndorf allerdings doch nicht. Schmuck hat die Bewerbung für das Bayern-3-Dorffest am 8. September zurückgezogen. „Die Riesenfestivität wäre organisatorisch und logistisch für uns nicht zu schultern gewesen“, sagt er. Zumal binnen eineinhalb Wochen (welcher Ort den Zuschlag erhält, entscheidet sich erst Ende August) auf der grünen Wiese hinter der Kläranlage ein Festgelände ausgewiesen und mit Schotterwegen für schwere Laster des Senders und der Bands zugänglich gemacht hätte werden müssen. Dafür gibt es am kommenden Montag im Anschluss an den Festakt einen Imbiss in der Straßenmeisterei nicht nur für die geladenen Gäste aus Politik und Behörden, sondern für alle, die dabei sein möchten.

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