Milchbauern unter Druck

6.2.2017, 21:00 Uhr

Wie eng es auf dem Milchmarkt zugeht, wurde neulich in Wilhermsdorf deutlich. Bei der Jahresversammlung der Milcherzeugergemeinschaft Nürnberg-West (MEG) ließ der Vorsitzende Michael Hechtel wissen: Die Auszahlungspreise hatten im Mai und Juni mit 24,42 Cent pro Liter Milch samt allen Zuschlägen ein absolutes Tief erreicht.

Mit Blick auf das Gesamtjahr sah es nicht viel besser aus: Der Durchschnittspreis lag bei 27,85 Cent — und somit noch einmal 2,38 Cent unter dem des bereits schlechten Vorjahres. Die schwierige Lage der Milchbauern drückt sich laut Hechtel auch darin aus, dass sich die Milchauszahlungspreise seit 2014 um über zehn Cent reduziert haben.

Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der Lieferanten im Einzugsgebiet der MEG mit den Kreisen Erlangen-Höchstadt, Neustadt/
Aisch-Bad Windsheim, Fürth und Roth von 173 auf jetzt noch 152 gesunken. Bei einer durchschnittlichen Anlieferung pro Betrieb von 327 000 Kilo Milch wurden 2016 52,7 Millionen Kilo, etwas weniger als im Jahr zuvor, in die Käserei in Fürth geliefert.

Dass es ab Sommer 2016 mit den Milchpreisen wieder aufwärts ging, hat nach Angaben von Jürgen Geyer vom Verband der Milcherzeuger in Bayern damit zu tun, dass China 27 Prozent mehr und Lateinamerika zehn Prozent mehr Milch importierten, während die Erzeugung in Neuseeland und Australien sowie Holland zurückging. Weil die Holländer wegen zu hohen Phosphatbelastungen den Bestand an Kühen reduzieren mussten, wurden dort zwei Milliarden Kilo weniger erzeugt. Laut Geyer ist das die Menge, die der gesamte Regierungsbezirk Schwaben liefert. Für das nächste Halbjahr vermutet der Milchexperte aus Kempten, dass sich die Preise zwischen 32 und 35 Cent bewegen werden.

Während ihm zufolge im bayerischen Durchschnitt die Milchbauern 28,5 Cent für den Liter Milch erhielten, kostete die Biomilch 48,65 Cent. Hier dürften angesichts einer Produktionssteigerung um sechs bis zehn Prozent die Absatzchancen begrenzt sein. Die Molkerei Zott nimmt derzeit keine zusätzliche Biomilch mehr an. Ab April soll nach Angaben von Firmensprecher Ludwig Wild wieder Milch aus gentechnikfreier Fütterung abgeholt werden.

Keine Kommentare