Stickoxide: Erlangen will’s wissen, Fürth nicht

3.11.2017, 11:22 Uhr
Stickoxide: Erlangen will’s wissen, Fürth nicht

© Foto: Michael Matejka

Die Sache ist so einfach wie paradox: Wo keine Messstelle ist, kann man nicht feststellen, dass Grenzwerte überschritten werden. Und wo kein Grenzwert nachweisbar verletzt ist, muss man nicht handeln. Das ist zurzeit die rechtliche Ausgangslage für die Stadt Fürth, wenn es ums Thema Luftsauberkeit geht.

Das Problem: Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass auch in manchen Fürther Straßen die Luft durch Stickstoffdioxid (NO2) stark belastet ist. Das Gas, das beim Verbrennungsprozess in Motoren entsteht, reizt die Atemwege und kann in hohen Konzentrationen langfristig zu Asthma und chronischer Bronchitis führen. Zu einem großen Teil werden die Schadstoffe in der Stadtluft durch alte Dieselfahrzeuge verursacht. Besonders betroffen sind in der Regel vielbefahrene, enge Straßenschluchten mit dichter Bebauung – wie die Erlanger Straße, Schwabacher Straße, Hochstraße oder Nürnberger Straße.

Genaue Zahlen, wie hoch der NO2-Anteil in der Fürther Luft ist, liegen nicht vor. Die einzige Luftmessstation in Fürth, in der Theresienstraße, misst seit 2013 nämlich nur noch den Feinstaubgehalt. Den Wunsch des Umweltausschusses nach einer NO2-Messstelle hat das Landesamt für Umwelt im März abgelehnt. Der Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen sei mit mehreren Überwachungsstationen gut abgedeckt, so die Behörde. Die lufthygienische Situation in Fürth werde hinreichend durch die Messstellen in Nürnberg (Von-der-Tann-Straße, Bahnhof, Muggenhof) ermittelt.

Die Folge ist nun allerdings durchaus kurios: Anders als Nürnberg, wo an der Messstelle in der Von-der-Tann-Straße seit langem eine zu hohe Stickstoffdioxid-Belastung registriert wird, ist Fürth – mangels Messwerten – nicht verpflichtet, den im Jahr 2004 erstellten Luftreinhalteplan fortzuschreiben, sich also neu Gedanken zu machen, wie man die Luftqualität verbessern könnte.

Insgesamt sei das eine reichlich unbefriedigende Situation, meinen die Fürther Grünen. Noch unbefriedigender aber finden sie, dass sich die Stadt Fürth auch nicht freiwillig ansehen möchte, wo Anwohner stark betroffen sind. So wie es etwa Erlangen macht.

Erlangen ist auch nicht verpflichtet

Auch Erlangen ist rechtlich nicht verpflichtet, den Luftreinhalteplan zu erneuern. Dort will man allerdings ein Ingenieurbüro damit beauftragen, für mehrere Straßenzüge, die hohe NO2-Werte haben könnten, Berechnungen anzustellen, wie Reiner Lennemann, Leiter des Erlanger Amts für Umweltschutz und Energiefragen, auf FN-Nachfrage sagt. Prognosen für verschiedene Verkehrsszenarien sollen zeigen, was sich ändern würde, wenn man lenkend ins Verkehrsgeschehen eingreift.

Eine solche Untersuchung wünschen sich die Grünen auch für Fürth, wenn schon der Luftreinhalteplan nicht aktualisiert wird. Im Umweltausschuss aber fanden sie keine Mehrheit für den Vorstoß. "Man duckt sich weg", kritisiert Grünen-Rat Harald Riedel. "Nach dem Motto: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß."

Radwege und Ladesäulen

Im Fürther Umweltamt sieht man das anders. Der bisherige Luftreinhalteplan enthalte bereits Strategien, um die Luftgüte zu verbessern, die weiter verfolgt würden – und die sich nicht nur auf Feinstaub, sondern auch auf NO2 auswirken werden, wie Amtsleiter Hans-Peter Kürzdörfer sagt. So sollen beispielsweise das Radwegenetz und das Angebot an Ladesäulen ausgebaut werden, der städtische Fuhrpark soll nach und nach durch E-Fahrzeuge ausgetauscht werden.

Unterstützung fanden die Grünen indes für den Antrag, dass Fürth sich um Bundesmittel aus dem Mobilitätsfonds bemühen sollte, der angesichts des Dieselskandals geschaffen wurde. Die Förderung soll Städten helfen, die NO2-Grenzwerte einzuhalten. Zwar kritisieren die Grünen, dass die Autoindustrie selbst nur einen Teil in den Fonds einzahlt (der Rest kommt vom Bund). Doch wenn es solche Fördergelder schon gibt, sollte man sie nutzen.

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