Tunnelgraben für Fortgeschrittene

14.7.2015, 08:26 Uhr

Warten Sie den Einbruch der Dunkelheit bitte unbedingt ab, sagen Sie keinem auch nur ein Sterbenswörtchen, vergessen Sie die Spitzhacke nicht, auch nicht die Schaufel. Und ein bisschen leise sollten Sie ebenfalls sein. Graben Sie drauflos und ziehen Sie Ihr Tunnelprojekt in einer schnurgeraden Linie, haarscharf am Südstadtpark vorbei, durch. Am neuen Kino stoppen Sie bitte, denn dann haben Sie 1,5 Kilometer geschafft. Wenn all das niemand, wirklich niemand bemerkt, und zwar bis zum Tunneldurchbruch, dann haben Sie was drauf.

Joaquín Guzmán Loera, besser bekannt als „El Chapo“, ist just dieses Kunststück gelungen. Unter verschärften Bedingungen. Mexikos berüchtigster Drogenboss ist durch einen Tunnel aus seiner Gefängniszelle im Hochsicherheitstrakt von Altiplano in Mexiko-Stadt geflohen. Ihn hat offenbar genervt, dass er kein Heimschläfer sein darf wie Uli Hoeneß. Aber er hat auch mehr Dreck am Stecken. Also Buddelsachen ausgepackt, und auf ging’s. 80 cm in die Breite, zehn Meter in die Tiefe, 1,5 Kilometer geradeaus.

Gemerkt haben will keiner was. Heißt: Entweder hat El Chapo beste Drähte zu David Copperfield. Oder er kennt sämtliche Tanzschritte des Tango Korrupti in höchster Vollendung. Aber welcher Depp hat jetzt gleich wieder den Zimmerpalmenkübel neben unserem Bürostuhl verrückt?

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