GDL-Streik: In Bayern fährt nur jeder zweite Zug

7.11.2014, 12:17 Uhr
Die Anzeigetafel am Erlanger Hauptbahnhof zeigt die Auswirkungen des GDL-Streiks.

© Björn Bischoff Die Anzeigetafel am Erlanger Hauptbahnhof zeigt die Auswirkungen des GDL-Streiks.

Der viertägige Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL führt seit dem frühen Donnerstagmorgen auch zu massiven Ausfällen im Personenverkehr der Bahn in Bayern. Im Freistaat fielen in den ersten Stunden des Streiks laut Bahnangaben rund 50 Prozent der Regionalzüge aus. "Wir haben wie geplant auf Ersatzfahrpläne umgestellt", sagte ein Bahn-Sprecher in München.

Die S-Bahnen in der Landeshauptstadt und in Nürnberg fahren auf allen Linien im Stundentakt, die S8 zum Münchner Flughafen alle 20 Minuten. Am Nürnberger und am Münchner Hauptbahnhof war die Lage am Morgen relativ ruhig, die meisten Fahrgäste hatten sich offenbar auf den Streik eingestellt und blieben gelassen. Durchsagen an den Bahnsteigen informierten über die Zugausfälle und über DB-Busse, die beispielsweise an der Südseite des Nürnberger Bahnhofs aus Reisende warteten.

Viele Pendler blieben deswegen auch gelassen. Vereinzelt gab es Verärgerung. Manch ein Fahrgast mochte gar nichts sagen, weil sonst böse Worte fallen würden. Doch die Pendler in Erlangen und Nürnberg konnten sich zumindest darauf verlassen, dass einmal die Stunde ein Zug zwischen den beiden Städten verkehrte. Gerade in der Hugenottenstadt kam es zu keinen dramatischen Behinderungen. In Neumarkt verpassten zahlreiche Schüler die ersten Unterrichtsstunden, weil auf der Strecke der S3 zahlreiche Züge ausfielen.

Für Schüler aus Roth und Umgebung wurden Busse als Ersatz eingesetzt - was exakt zwei Schüler nicht mitbekamen. Beim Gymnasium und der Realschule Hilpoltstein meldete sich je ein Schüler, der die Fahrgelegenheit verschwitzt hatte. An der Realschule Roth gab es ein paar Fehlschüler mehr. Das lag an der ausgefallenen S-Bahn-Verbindung aus Richtung Rednitzhembach, was, die niccht exakt angesagt war. Insgesamt hielten sich die Auswirkungen des Streiks jedoch in Grenzen, so die Auskunft, weil die meisten Schüler ohnehin mit dem Bus kommen.

In der Berufsschule Weißenburg, die Auszubildende aus dem Landkreis Roth besuchen, dauerte es etwas länger, ehe sich Aussagen zu Auswirkungen des Streiks machen ließen. Vor dem Streik hätten viele Berufsschüler, die selbst nicht motorisiert sind, mit ihren Chefs vereinbart, dass sie auf den Unterricht verzichten und dafür in den Betrieb gehen.

In Forchheim fiel am Donnerstag etwa jeder zweite Zug in Richtung Nürnberg aus, immerhin aber verkehrt alle Stunde beziehungsweise alle anderthalb Stunden ein Zug. Besser sieht die Lage in Richtung Bamberg aus: Es fallen laut Bahn-Angaben nur wenige Züge aus, der Betrieb soll recht regelmäßig laufen. Am Freitag gab es in Forchheim keinen großen Unmut bei den Fahrgästen, im Gegenteil, sie freuten sich am Morgen über kostenlos von der Bahn ausgegeben Kaffee und Butterbrezel. Die Züge waren nicht voller als sonst, einmal pro Stunde fuhr eine S-Bahn und ein Regionalextpress in Richtung Nürnberg.

Einige Pendler dürften aufs Auto umgestiegen sein – doch auch auf Frankens Straßen blieb die Situation zunächst weitgehend entspannt. "Es herrscht ganz normaler Donnerstagsverkehr", sagte ein Sprecher des Verkehrslagezentrums Bayern. Auf der B14 in Nürnberg Ost  kam es allerdings in Richtung Lauf zu einem heftigen Stau. Alles war dicht. Der Verkehr konnte kaum noch nach Erlenstegen fließen. Auch die U-Bahnen zwischen Fürth und Nürnberg waren deutlich gefüllter als sonst.

Je nach Region trifft der Streik die Kunden im Regionalverkehr unterschiedlich stark. In West- und Norddeutschland fährt noch etwa jeder dritte Zug, in Süddeutschland sogar 40 Prozent, im Osten dagegen nur 15 bis 30 Prozent des üblichen Angebots. Dort ist die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am besten organisiert.

Die Lokführer bestreiken seit zwei Uhr früh den Personenverkehr der Bahn, im Güterverkehr stehen die Züge schon seit Mittwoch (15 Uhr) still.

Der Streik soll bis Montagmorgen dauern, hieß es von der GDL. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten mehr Geld, eine kürzere Arbeitszeit und will das gesamte Zugpersonal bei Verhandlungen vertreten.

Kritik gab es an den Ersatzfahrplänen der DB, die online ein Erstellungsdatum vom September aufwiesen. Ein Bahnsprecher wies daraufhin, dass es sich beim Datum zwar um einen Fehler handele, die Bahnverbindungen aber korrekt aufgelistet seien.

Die Ersatzfahrpläne im Überblick:

- S1 von Hartmannshof über Nürnberg bis Bamberg und zurück

- S2 von Roth über Nürnberg nach Altdorf und zurück

- S3 von Nürnberg nach Neumarkt und zurück

- S4 von Nürnberg nach Ansbach und zurück

- RE von Sonneberg nach Nürnberg und zurück

- RE von Nürnberg nach Würzburg und zurück

- RB von Neustadt/Aisch nach Nürnberg und zurück

- RB von Nürnberg nach Markt Erlbach und zurück

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