Guttenberg will von Politik nichts mehr wissen

31.1.2014, 17:19 Uhr
Guttenberg will von Politik nichts mehr wissen

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Fast ist alles wie bei früheren Auftritten Karl-Theodor zu Guttenbergs: Es dauert keine fünf Minuten, und der einstige CSU-Hoffnungsträger spricht bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Deutschland seit drei Jahren von "Demut und Bescheidenheit" - so wie er in seiner kurzen Glanzphase von 2009 bis 2011 beständig von Demut sprach, vom Dienen und der Pflichterfüllung. "Ich versuche, mich mit sehr viel Demut und Bescheidenheit an einer Universität zu engagieren, da habe ich auch einiges gut zu machen", berichtet Guttenberg vor gut 200 Unternehmern in München.

Das Thema der Rede ist die Cybersicherheit, doch die Hauptbotschaft eine ganz andere: Guttenberg dementiert jeglichen politischen Ehrgeiz: "Ich habe weder vor, den Ministerpräsidenten zu stürzen noch die Kanzlerin noch den Papst." Guttenberg spricht auf Einladung der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft vor etwa 200 Unternehmern und Wirtschaftsfachleuten - keinen Kilometer von der Münchner Staatskanzlei entfernt, in der Seehofer residiert.

Kein Überschwang beim Applaus

Guttenberg kommt zu Fuß, betritt den Saal, gibt keine Interviews. Äußerlich hat er sich kaum verändert; er ist gut gekleidet wie eh und je. In der Wahl der Krawatte hat er sich einen Hauch von Extravaganz erlaubt: rosa mit kleinen blauen Fischlein gemustert. Es sei tatsächlich das erste Mal seit seinem Rücktritt, dass er wieder in Deutschland auftrete, sagt Guttenberg zu Beginn.

Die Unternehmer begrüßen ihn mit dosiertem Alltagsapplaus ohne Überschwang. "Ich bin froh und danke für den herzlichen Empfang, der mich fast dazu verleitet, einen Wiedereinbürgerungsantrag zu stellen. Ich verspreche auch, dass ich ihn von niemanden abschreiben werde", sagt der Baron, der wegen vieler abgeschriebener Textbausteine in seiner Doktorarbeit Titel und Ämter verlor.

Er fühle sich sehr wohl in den USA. "Von daher ist das eine sehr gute, einer sehr erfüllende Zeit und nicht der 387. Versuch eines Comebacks." Das ist möglicherweise eine schlichte Anerkennung der Realität. Denn ein Comeback-Versuch wäre schwierig. 2012 verärgerte Guttenberg die CSU-Spitze bei einem ersten gescheiterten Rückkehrversuch, weil er Chef Horst Seehofer und die einstigen Vorstandskollegen scharf kritisiert hatte.

Seitenhieb auf Seehofer

Die derzeitigen Thronanwärter auf Seehofers Nachfolge haben kein Interesse, dass Guttenberg sich wieder zu ihnen gesellt. Seehofer beteuerte zwar im Laufe der Jahre immer wieder, dass er Guttenberg gern zurückholen würde - und nannte ihn andererseits ein "Glühwürmchen". Das ist Seehofer-Sprech für gescheiterte Hoffnungsträger, die im Dunkel der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

Die Schmähung als Glühwürmchen hat Guttenberg ganz offensichtlich weder vergessen noch verziehen. Er werde an der Münchner Sicherheitskonferenz nicht teilnehmen und führt en passant einen Seitenhieb: "Ich freue mich, mich mit eigenen Themen zu befassen und nicht auf der Sicherheitskonferenz gefragt zu werden, ob ein Glühwürmchen den Oberglühwurm getroffen hat", sagt er. Ein künftiges Zusammentreffen mit Oberglühwurm Seehofer scheint aber durchaus möglich: "Ich werde immer wieder mal, wenn ich gefragt werde, gerne nach Bayern zurückkommen."

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