Halali in Zabo: Kaninchenjagd wirbelt weiter Staub auf

27.3.2014, 06:00 Uhr
Wildkaninchen wie dieses wurden vom Stadtjäger erlegt.

© colourbox.de Wildkaninchen wie dieses wurden vom Stadtjäger erlegt.

„Das kann ich ja gar nicht glauben, das ist ja mitten in einem befriedeten Bezirk“, zeigte sich Diplombiologe Wolfgang Dötsch vom Bund Naturschutz erstaunt. In der Stadt seien ihm solche Aktionen bislang nicht bekannt gewesen. Außerdem sei die Kaninchenpopulation in Nürnberg nicht übermäßig groß: „In einigen Stadtteilen sind sie anzutreffen, andernorts fehlen die Bestände völlig.“ Neben der „Kaninchenkrankheit“ Myxomatose könnte auch eine starke Bejagung dazu führen, dass Kolonien komplett verschwinden.

Aus biologischer Sicht findet er eine Dezimierung bedauerlich, denn die Kaninchen brächten schließlich „Natur in die Stadt“ und seien neben den Eichhörnchen die auffälligsten Säugetiere im urbanen Bereich. Generell sieht der Bund Naturschutz Bejagungsaktionen in der Stadt kritisch, da sie auch meistens wenig effektiv seien. Da den Tieren oft in Randgebieten nachgestellt werde, würden die Bestände dadurch oft eher in die Stadt hineingetrieben als reduziert. Dies könnte man etwa bei den Rabenvögeln beobachten.

Hügel kann Kritik nicht nachvollziehen

Stadtjäger Gert Hügel kann derweil die große Aufregung wegen seiner Kaninchenjagd in der Pastoriussiedlung nicht ganz nachvollziehen. Schließlich sei er des öfteren im Jahr unterwegs, um in der Stadt Kaninchen, Füchse, Marder oder Rabenvögeln zu bejagen. „Wenn ich das nicht mache, dann streuen die Leute vielleicht in ihrer Verzweiflung Gift“, gibt er zu bedenken. Nach der Berichterstattung über seinen Einsatz in Zabo habe er eine Reihe von Anrufen mit dem Tenor „Wenn wir das schon früher gewusst hätten, hätten wir uns schon längst bei Ihnen gemeldet“ bekommen.

Das Wild, das er bei solchen Einsätzen zur Strecke bringe, sei dort jedenfalls fehl am Platz. Zu viele Kaninchen würden für starke Verunreinigung sorgen und seien außerdem wegen ihre Grabe-Aktivitäten eine Belastung. Dennoch habe er jetzt erst einmal genug: In diesem Jahr mache er jetzt bis Anfang November definitiv Schluss mit der Kaninchenjagd. Wohin es führen kann, wenn sich Wildtiere rasant in der Stadt ausbreiten, könne man etwa am Beispiel Kassel sehen, wo sich Waschbären zu einer wahren „Landplage“ entwickelt haben, und in Berlin mit einer überschießenden Wildschweinpopulation. „Das sind aber hausgemachte Probleme, weil man nicht rechtzeitig eingeschritten ist“, so Hügel.

Ordnungsamt untersützt Jäger

Bei seinen Einsätzen als Jäger in befriedeten Gebieten gehe er extrem vorsichtig vor und verwende auch eine schallgedämmte Waffe. Es habe auch noch niemals einen Zwischenfall gegeben, bei dem Unbeteiligte zu Schaden gekommen wären. Dass es bei der Kaninchenjagd mit rechten Dingen zugegangen ist, kann Robert Pollack vom Ordnungsamt der Stadt bestätigen. Als Stadtjäger habe Gert Hügel eine unbefristete Ausnahmeerlaubnis, solche Aktionen in eigentlich befriedeten innerstädtischen Gebieten durchzuführen. Beauftragt werde er aber nicht von der Stadt, sondern von Grundeigentümern oder der Jagdgenossenschaft. Auch wenn dies der Name nahelegt, ist er keinesfalls als städtischer Bediensteter unterwegs.

Pollack kann die Emotionen wegen der gejagten Kaninchen ebenfalls nicht ganz verstehen: Bei Mardern oder Wildschweinen werde die Stadt von den Bürgern des Öfteren aufgefordert, etwas zu unternehmen. Da Wildkaninchen als ganzjährig jagdbar eingeordnet seien, brauche es für eine solche Pirsch auch keine besondere Begründung. Es sei natürlich normal, „wenn Leute erschrecken, weil hier jemand mit einem Gewehr herumläuft.“ Deshalb informiere Hügel auch jedes Mal im Vorfeld die zuständige Polizeiinspektion.

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