Hochwasser in Niederbayern: Helfer immer noch im Dauereinsatz

10.6.2013, 17:52 Uhr
Hochwasser in Niederbayern: Helfer immer noch im Dauereinsatz

© Armin Weigel/dpa

Für die Einsatzkräfte und die Bewohner in den niederbayerischen Hochwassergebieten ist noch keine Entspannung in Sicht. Am Montag wurden die gebrochenen Dämme nahe Deggendorf provisorisch gesichert. Sandsäcke, die bislang die A92 schützten, wurden an die beschädigten Dämme gebracht. Der neuerliche Regen spülte wieder große Mengen Wasser in die Flüsse. Man erwarte zwar keinen gravierenden Anstieg der Pegelstände von Donau und Isar mehr, sagte eine Sprecherin des Deggendorfer Landratsamtes. Dennoch wolle man gewappnet sein.

Der Hochwassernachrichtendienst kündigte an, dass an der Donau bis Regensburg und an den Zuflüssen nach dem Regen die Pegelstände wieder steigen könnten. Am Messpunkt Eiserne Brücke in Regensburg werde am Dienstagvormittag die zweithöchste Meldestufe drei erwartet, teilte die Stadt mit. Einzelne Straßen in Ufernähe blieben deshalb vorsorglich gesperrt.

Unterdessen ging die politische Diskussion um den Hochwasserschutz weiter: Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) schloss Enteignungen von Bauern zum Hochwasserschutz nicht aus. Dies sei aber nur "in letzter Konsequenz in Erwägung zu ziehen", sagte sie im oberbayerischen Böbing bei Weilheim. Besser seien einvernehmliche Lösungen mit den betroffenen Landwirten.

Aigner unterstützte damit einen Vorschlag von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), etwa für den Bau von Rückhaltebecken an Flüssen Bauern notfalls zu enteignen. Dies war beim Bayerischen Bauernverband auf Kritik gestoßen.

Der Katastrophenfall im Landkreis Deggendorf soll noch die komplette Woche über bestehen bleiben. Vor allem im Ort Fischerdorf stehe immer noch in den meisten Häusern das Wasser - teils bis zu einem Meter hoch, schilderte die Sprecherin. "Die Hilfskräfte sind noch immer im Dauereinsatz."

Bahnstrecke München-Salzburg wieder frei

Denn andernorts, wo das Wasser bereits abgeflossen ist, begannen die Aufräumarbeiten. Teams der Stadt- und Landkreisverwaltung waren am Montag unterwegs, um die Schäden zu registrieren. Landrat Christian Bernreiter (CSU) ging am Wochenende von mindestens 500 Millionen Euro Schaden aus. In den Straßen türmte sich am Montag der Sperrmüll. Die überflutete A3 Nürnberg-Passau wird noch mindestens bis zum Wochenende komplett gesperrt bleiben.

"Die Autobahn steht noch immer unter Wasser", schilderte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern die Lage. Wenn das Wasser abgelaufen ist, muss zunächst untersucht werden, welche Schäden die Flut angerichtet hat. Dagegen sind die Hochwasserschäden auf der Bahnstrecke zwischen München und Salzburg inzwischen beseitigt, wie die Bahn am Montag mitteilte. Nahe Übersee (Landkreis Traunstein) war eine Brücke durch das Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogen worden.

In Passau kehrte nach der Jahrhundertflut unterdessen wieder ein Stück Normalität ein: Die Bürger müssen ihr Trinkwasser nicht mehr abkochen. Untersuchungen hätten keine Verunreinigung des Trinkwassers gezeigt, teilte eine Sprecherin der Stadt am Montag mit.

Lage entspannt sich

Das Hochwasser und der Starkregen haben bei den bayerischen Landwirten Schätzungen zufolge einen Schaden von 115 Millionen Euro angerichtet. Die Bauern haben nach Worten von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) nicht nur mit zu erwartenden Ernteausfällen zu kämpfen, sondern auch mit beschädigten Betriebsgebäuden und Landmaschinen.

Im Landkreis Straubing-Bogen und in der Stadt Straubing stehen die Zeichen inzwischen auf Entspannung: Trotz eines historischen Pegelhöchststandes von 7,95 Meter am 5. Juni seien Landkreis und Stadt ohne größere Schäden davongekommen, teilten Landrat Alfred Reisinger und Oberbürgermeister Markus Pannermayr (beide CSU) mit. Hilfreich seien die Ausbaumaßnahmen am Deichsystem gewesen, die der Freistaat in den vergangenen Jahren mitfinanziet habe. Die Politiker lobten aber auch die Helfer, die rund um die Uhr gegen die Fluten der Donau gekämpft hätten.

Bundespräsident Joachim Gauck reist an diesem Freitag in die vom Hochwasser betroffene Region in Bayern. Dies kündigte er am Montag in einem Telefonat mit dem Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) an, wie eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes sagte. Gauck mahnte, die betroffenen Gebiete mit den Hochwasserschäden nicht alleine zu lassen.

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