"Der Mensch ist zu gedankenlos"

22.1.2018, 17:32 Uhr

© Foto: dpa

Der ehemalige Techniker im Maschinenbau, der lange Jahre in Großenseebach gelebt und in Erlangen gearbeitet hat, züchtet schon seit seiner Jugend Bienen. Er ist fasziniert von diesem perfekt organisierten, aber hoch sensiblen Superorganismus, in dem jeder seine Aufgabe – im wahrsten Sinne bis zum Umfallen – übernimmt. Diese Jahrtausende alte Gemeinschaft erfüllt bis heute im großen Naturkreislauf der Erde eine immens wichtige Funktion. Nur dank der Bestäubung durch die Bienen gibt es Obst und Gemüse – also Nahrung für Mensch und Tier.

© F.: Brunnhölzl

"Doch wie lange noch?", fragt sich Georg Brunnhölzl, der inzwischen wieder in seine Heimat in den Bayerischen Wald zurückgezogen ist. Weil seine Tochter nach wie vor in Großenseebach lebt, ist er der Region Herzogenaurach so verbunden, dass er täglich die Nordbayerischen Nachrichten liest. Aus diesem Grund hat er kürzlich die Redaktion auch über sein Buch informiert, in dem er — ohne wissenschaftlichen Anspruch — über die Bienen informiert. In einem Telefonat hat der 73-Jährige seine Beweggründe, ein Buch über Bienen zu schreiben, dargelegt.

Seit Jahrzehnten pflegt und hegt Brunnhölzl zwischen 20 und 30 Völker mit großer Sorgfalt. Akribisch beobachtet er seine Bienen und wie sie sich entwickeln. Und die Erfahrungen, die er in den letzten Jahren gesammelt hat, machen den sonst sehr sanftmütigen Mann zunehmend wütend. "Das natürliche Gleichgewicht in der Natur gerät immer mehr aus den Fugen. Die Menschen glauben, sie hätten eine Ersatzerde im Kofferraum", schimpft er. "Offenkundig meinen viele, wenn die Erde kaputt ist, wird einfach die nächste herausgeholt." Nur so kann sich Brunnhölzl erklären, warum die Menschen so gedankenlos mit der Umwelt und Natur umgehen. Es gebe immer weniger blühende Flächen, so dass die Bienen nicht mehr genug Nahrung finden. "Und die wenigen Felder, auf denen überhaupt noch Pflanzen blühen, sind meist pestizidverseucht", klagt der Hobbyimker.

Nicht nur Schädlingsbekämpfungsmittel wie Glyphosat & Co. würden die Bienen vernichten, auch das Saatgut beispielsweise von Raps und Mais sei schon so vorbehandelt, dass Bienen, die über diese Felder fliegen, die Orientierung verlieren und/oder tot zu Boden stürzen, wie Brunnhölzl beobachtet hat. Er nennt ein weiteres Beispiel: Nach der Ernte würden sich auf den Maisstoppeln feine Tröpfchen bilden. "Das ist das reinste Gift für Bienen", hat der Imker beobachtet. Offenkundig seien darin minimalste Dosen eines Mittels gegen den Wurzelkäfer enthalten, mit dem bereits das Saatgut behandelt worden ist. Der zunehmende Einsatz von Pestiziden hat einen hohen Preis, glaubt Brunnhölzl. "Es geht alles zurück. Es gibt immer weniger Insekten, es gibt kaum mehr Schmetterlinge, es gibt auch immer weniger Vögel."

Aber auch die steigende Anzahl von Biogasanlagen wirke sich seiner Meinung nach negativ auf die Umwelt aus. "Das Gras wird sechs Mal im Jahr gemäht, da gibt es keine Blüte mehr und folglich keine Nahrung mehr für die Bienen." Und auch die Gülle, die bei der Vergärung in der Biogasanlage entsteht, sei "schlimm für Insekten und vieles Kleingetier". Wenn die Gülle auf den Äckern ausgebracht wird und "es fliegt kurz danach eine Biene drüber, dann verliert sie total die Orientierung und findet nicht mehr heim".

Und wer ist Schuld an der ganzen Misere? "Schuld haben wir alle", sagt Brunnhölzl. Der Landwirt könne auch nichts dafür. Der soll bloß immer mehr und immer billiger produzieren, weil die Konsumenten das so wollen, glaubt der 73-Jährige.

Und was müsste sich seiner Meinung nach ändern? Da hat der Imker und Buchautor eine klare Meinung: "Das Bewusstsein der Menschen müsste sich ändern. Es müsste jedem klar sein, dass man mit unserer Natur nicht so viel Raubbau betreiben kann — dann käme wieder alles mehr ins Gleichgewicht."

Keine Kommentare