Die Geschichte der Post in Höchstadt

29.6.2016, 19:22 Uhr
Die Geschichte der Post in Höchstadt

Alles begann im Jahr 1849. Während andernorts die erste „deutsche“ Briefmarke, der „Schwarze Einser“, geschaffen wurde, bekam Höchstadt eine Posthalterei. Der kleine Ort mit seinen rund 2000 zumeist in Landwirtschaft, Handwerk oder Kleinhandel beschäftigten Einwohnern wurde damit, noch weit vor der Eisenbahn 1892, an „die große Welt“ angeschlossen.

Die Geschichte der Post in Höchstadt

Zuerst fand die Posthalterei Unterschlupf beim Gastwirt und Brauer Franz Bamberger in Hausnummer 146/147. Hier — am heutigen Marktplatz — entstand der Gasthof „Zur Post“, der den Postkutschen-Reisenden die Möglichkeit zur Einkehr bot, während die Pferde versorgt oder gewechselt wurden.

Als 1923 die Motorisierung die Pferde verdrängte, war der Poststall überflüssig geworden. Dienstknechte, die sich um die Tiere gekümmert, und Postillione, die einspännige Carriol-Kutschen gesteuert hatten, verschwanden. Es kam die Kraftpost, die mit Omnibussen nicht nur Postsendungen, sondern auch Passagiere im Linienverkehr beförderte.

Doch erst einmal musste 1849 alles in Handarbeit erledigt werden. Die Briefe trug der Magistratsdiener Franz Koch „nebenbei“ aus. „Er gab dann bereits nach kurzer Zeit wegen zu viel Arbeit auf“, sagt der Historiker Hermann Meißner. Später hatten mehrere Postboten alle Hände voll zu tun, die immer mehr werdenden Sendungen zu verteilen.

Schon 1870 wurde Höchstadt an die Telegraphenverbindung Nürnberg-Bamberg, 1907 an das moderne Telefon angeschlossen, wie Meißner in 20 Jahren mühseliger Forschung herausgefunden hat. Hatte Franz Bamberger noch die Posthalterei (Pferdewechsel) und die Poststelle (Briefsammlung und -verteilung) zugleich betrieben, so teilten sich diese Aufgaben nach seinem Tode.

Der Poststall zog in die Nr. 163 (heute Hauptstraße 33). Dort führte Konrad Ringelmann einen Handel mit Kräutern und Kohlen, wie seine Enkelin Helga Köberlein (77) bestätigt. „Mein Vater Richard, der 1903 geboren war, fuhr bereits mit 17 Jahren die Post ins Oberland Richtung Lonnerstadt aus.“

Dabei nutzte er die posteigene Kutsche, aber auch die Pferde, mit der die Kohlen ausgeliefert wurden. Die königlich-bayerische Poststelle selbst nahm nach 1885 Quartier bei Uhrmachermeister Anton Wahlrab, der am Schillerplatz neben dem Gasthaus „Blauer Löwe“ sein Geschäft hatte (Nr. 312). Dort blieb sie aber nur zwei Jahre, um beim Landwirt Scheidel einzuziehen (Nr. 137). „Häufige Wechsel waren nichts Ungewöhnliches. Schließlich waren es keine Beamten, sondern selbständige Betreiber, die das gesamte wirtschaftliche Risiko trugen,“ so Hermann Meißner.

In rascher Folge wanderte die Poststelle durch den Ort: Zuerst für ein Jahr zu Nüßlein (Nr. 112), dann zwei Jahre bei Gehr (Nr. 174), sieben Jahre zu Badum (Nr. 87) und zuletzt von 1900-1923 zu Georg Rehäußer (Nr. 90 1/2). Hier gab es ab 1906 auch das erste Telefon. „Als sich kein Privatmann mehr fand, der das Risiko auf sich nehmen wollte, griff die Stadt zu und verlegte die Geschäfte in die unteren Räume des Rathauses und ab 1928 ins heutige Gebäude.“ Das war ein Jahr zuvor erst gebaut worden.

Minister aus Höchstadt

Von 1932 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Bedeutung Höchstadts durch die Ernennung zum „Leitpostamt“ erhöht. „Vielleicht lag das auch am Reichspostminister Dr. Georg Schätzel, der von 1927-1932 in verschiedenen Kabinetten der Weimarer Republik amtierte.“ Er war ein Sohn der Stadt und seit 1924 deren Ehrenbürger. In den 1950er Jahren erlebte die Poststelle sogar eine gewisse Eigenständigkeit. „Hier wurden von 1952-1958 Inspektorenanwärter, Assistenten und Jungboten ausgebildet,“ sagt Hermann Meißner, der selbst ab 1979 als Fernmeldebetriebsinspektor im Gebäude gearbeitet hat. „Im Erdgeschoss war das Postamt, im ersten Stock sortierten die Boten ihre Briefe, und im zweiten Stock saßen Telefonvermittlung und Entstörungsdienst.“

Nach der Privatisierung der Bundespost kamen selbstständige Dienstleister wie die Postagentur Zwingel (1993-2006) und die Postagentur im Getränkemarkt Kistner (seit 2007). Damit befindet sich die Poststelle in Höchstadt nach Jahrzehnten der Beamten und Angestellten wieder dort, wo sie begonnen hat: bei selbstständigen Kaufleuten, die sich im Auftrag und auf eigenes Risiko um Briefe und Pakete kümmern (siehe auch Artikel oben).

Ab 1. Juli sind alle postalischen Leistungen und die Angebote der Postbank im früheren Rewe-Markt Zwingel in der Inastraße 18-20 zu bekommen. Außerdem bieten Thomas und Ute Schmidhuber vom Zigarrenhaus Riegler (Hauptstraße 21) eine Innenstadt-Alternative an.

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