Kabarettist Maybach: Entsetzen über Terroranschlag

9.1.2015, 18:23 Uhr
Kabarettist Maybach: Entsetzen über Terroranschlag

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Wie war Ihre Reaktion auf die Erschießung der französischen Karikaturisten?

Maybach: Erstmal natürlich: Schock! Das sind Kollegen. Die machen eine ähnliche Arbeit und werden dafür umgebracht. Und die haben auch Familie – und wie geht es für die weiter, die überlebt haben? Und dann aber auch gleich der zweite Gedanke: Angst. Pegida und Le Pen werden das ausschlachten und versuchen, daraus Kapital zu schlagen für ihre Politik der Ausgrenzung und geistigen Enge. So wird dann wirklich die offene Gesellschaft zum Opfer, der dieses Attentat im Grunde galt. Dabei hat die arabische Familie von nebenan mit dem Attentat von Paris genauso viel zu tun, wie die katholische Oma von gegenüber mit den Attentaten der IRA.

Karikatur macht dasselbe wie Kabarett – bestehende Verhältnisse durch Übersteigerung auf humorvolle Weise interpretieren. Ihr Thema ist vornehmlich das Christentum. Kommt in ihrem Programm auch der Islam vor?

Maybach: In den USA gilt für Comedians der Grundsatz: „Mache keine Witze über Juden, Schwarze, oder Rollstuhlfahrer, es sei denn, du bist selber Jude, schwarz oder Rollstuhlfahrer“. In diesem Sinne mache ich Kirchenkabarett „von innen“. Ich versuche, mich selbst in den Humor mit einzubeziehen, als Person, als Kirche oder als Teil dieser Gesellschaft. Das ist jedoch, und das ist mir mit Blick auf Charlie Hebdo wichtig zu betonen, lediglich eine Stil-Frage. Der Islam kommt daher bei mir nur am Rande vor, umso stärker jedoch Pegida, die ihre Islamfeindlichkeit pseudo-christlich verbrämen und dabei noch meine Weihnachtslieder singen – da bin ich gefragt!

 

Sie sind Pfarrer und für ihre kabarettistische Art der Verkündigung freigestellt von der Arbeit in einer Gemeinde. So richtig kritisch kann es da doch gar nicht werden?

Maybach: Ich sage im Kabarett nichts, was ich nicht auch in der Predigt verantworten könnte. Ich sage es nur anders. So erkläre ich die Eigenheiten der vier Evangelien anhand der Deutschen Presselandschaft oder analysiere, was es bedeutet, dass wir seit neun Jahren von einer evangelischen Pfarrerstochter regiert werden. Und ich kritisiere kabarettistisch scharf das „C“ in der CDU. Dabei gibt es schon auch manchmal harte Kritik. Für das Plakat mit der „Sixtinischen Angela“ gab es auch schon heftige Vorwürfe und Beschimpfungen. Bilder wirken einfach viel direkter.

 

Wie weit darf Kabarett überhaupt gehen? Gibt es Grenzen?

Maybach: Satire darf alles! Die Grenzen sind Stil-Fragen. Diese Grenzen werden für mich eher von Mario Barth verletzt als von Charlie Hebdo.

 

Zur Person: Ingmar von Maybach-Mengede (so der vollständige Name) ist seit 1999 als politischer Kabarettist auf den Kleinkunstbühnen der Republik unterwegs und stand bereits mit Arnulf Rating, Urban Priol und Kurt Krömer auf der Bühne. Während des Vikariates erfolgte der Wechsel in das Genre des Kirchenkabaretts. Seitdem haben in über 400 Vorstellungen mehr als 50 000 begeisterte Zuschauer den „Spaßmacher Gottes” (Tagesspiegel) und seine bundesweite CSU (Christlich Satirische Unterhaltung) erlebt. Von 2007 bis 2011 war er Pfarrer in Ueberau, dem „Roten Dorf“ im Odenwald. Als einziger Pfarrer in Deutschland stand er einem echten Kommunisten (DKP) als Ortsvorsteher gegenüber – als „Don Camillo“ im Odenwald. Seit 2011 ist Pfarrer Maybach von seiner Landeskirche für das Kirchen-Kabarett freigestellt.

Pfarrer Ingmar Maybach-Mengede tritt am Donnerstag, 5. Februar, um 19 Uhr in der evangelischen Kirche Weisendorf auf. Karten gibt es im Vorverkauf im Pfarramt, Bäckerei Reuthlingshöfer, Postagentur Rewe, Frischemarkt Schaub Großenseebach und Ellwanger Herzogenaurach. Homepage mit Hörproben: www.pfarrer-maybach.de

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