Cannabis in der Achterbahn?

Ist Kiffen auf dem Nürnberger Volksfest erlaubt? Das sagen Polizei und Schausteller

Saskia Muhs

E-Mail zur Autorenseite

6.4.2024, 04:55 Uhr
Auch am kommenden Wochenende können Besucher das Nürnberger Volksfest besuchen.

© Edgar Pfrogner Auch am kommenden Wochenende können Besucher das Nürnberger Volksfest besuchen.

Verboten ist der Konsum in Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr, in "unmittelbarer Gegenwart" von Minderjährigen, sowie in Sichtweite, nach aktueller Definition ein Radius von 100 Metern, von Schulen, Kitas, Spielplätzen und öffentlichen Sportstätten. Was bedeutet das für das Nürnberger Volksfest – kann man hier dann legal Cannabis rauchen? Wir haben beim Polizeipräsidium Mittelfranken nachgefragt.

Die Lage auf dem Nürnberger Volksfestplatz – das sagt die Polizei

"Grundsätzlich spricht nichts gegen das Kiffen auf dem Nürnberger Volksfest - erlaubt ist es dort, nach derzeit geltendem Recht", sagt Polizei-Pressesprecher Michael Petzold unserer Redaktion. Lediglich da, wo generell ein Rauchverbot herrscht, ist natürlich auch das Kiffen verboten, so Petzold weiter. Knifflig wird es beim Stichwort "Schutz von Minderjährigen": Denn eine genaue Definition davon, was "unmittelbare Nähe" heißt, gibt es derzeit noch nicht. Die Beamten werden daher nach Augenmaß kontrollieren, so Petzold.

Wenn zufällig eine Familie vorbeikommt, wenn man gerade einen Joint anzündet, wird das demnach keine Probleme nach sich ziehen. "Wenn wir jetzt aber beispielsweise eine Familie beobachten würden, die mit Kindern auf dem Schoß Cannabis konsumiert, würden wir schon das Gespräch suchen", erklärt Petzold. Grundsätzlich appelliert er aber auf Cannabis bei Volksfesten zu verzichten, da es sich dabei um Familienfeste handelt und man so auf in jedem Fall auf der sicheren Seite sei. Die eingesetzten Beamten werden routinemäßig, aber nicht verstärkt auf Cannabis kontrollieren, verrät Petzold.

Das sagen die Schausteller zu Cannabis auf Volksfesten

Lorenz Kalb, der Chef des Süddeutschen Schaustellerverbands, konnte bisher keine nennenswerten Vorfälle in Zusammenhang mit Marihuana auf dem diesjährigen Frühlingsfest feststellen. Dennoch hat er zum Kiffen auf Volksfesten eine klare Haltung: "Cannabiskonsum hat in meinen Augen auf Familienfesten nichts zu suchen", da seien er und seine Kollegen sich einig, berichtet Kalb in einem Telefonat mit unserer Redaktion. Daher haben die Schausteller in Nürnberg von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht und bereits an allen Buden und Geschäften Schilder aufgehängt, auf denen das Rauchen von Cannabis untersagt wird.

Parallel bemühe man sich um Gespräche mit der Politik – darunter Ministerpräsident Markus Söder und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König. Der Dachverband in Berlin wendet sich an das Bundesministerium.

Kalb wünscht sich stellvertretend für seine Branche, dass Volksfeste und Kirchweihen für den Zeitraum ihrer Austragung mit Spielplätzen und Fußgängerzonen gleichgesetzt werden und ein generelles Konsumverbot eingeführt wird. Das habe vor allem praktische Gründe: "Abstandsregeln von beispielsweise 100 Metern seien in den Menschenmassen schlichtweg nicht einzuhalten und zu überprüfen".

In Stuttgart habe man ein solches Verbot bereits eingeführt, betont Kalb, möglich sei es also. So könne man leichter für allgemeine Sicherheit sorgen und garantieren, dass Volksfeste weiterhin ein tolles Erlebnis für alle bleiben.

8 Kommentare