Kommentar: Energiewende ja, Trassen nein? Geht nicht!

12.2.2014, 10:00 Uhr
Die Energiewende ist ohne neue Stromtrassen nicht machbar, davon ist unser Kommentator Wolfgang Fellner überzeugt.

© Rolf Vennenbernd (dpa) Die Energiewende ist ohne neue Stromtrassen nicht machbar, davon ist unser Kommentator Wolfgang Fellner überzeugt.

Hört sich einfach an. Ist es aber nicht. Es ist eher bizarr. Ein lautstarker Teil der Zivilgesellschaft, der einst mit Macht gegen den Atomausbau protestierte, setzt sich heute mit derselben Vehemenz gegen den Ausbau der erneuerbaren Energien ein. Stimmt nicht, sagen Sie? Stimmt schon. Während die Gegner der neuen Stromtrassen die Politiker ans Kreuz schlagen, überreichen die Gegner der Windkraftanlagen tausende Unterschriften an dieselben Politiker, um ein Ende des Ausbaus der Windenergie zu verlangen. Und zuhause fiept das Handy, weil der Akku leer ist.

Der Treibstoff der modernen Industrie-Gesellschaft war das Erdöl, der Treibstoff der modernen IT-Gesellschaft ist der elektrische Strom. Er ist überall, treibt den Roboter bei Audi in Ingolstadt an, die Lokomotive im Rangierbahnhof in Nürnberg und befeuert die Richtfunkstrecken, damit auch das flache Land in Oberfranken oder der Oberpfalz einen schnellen Zugang zum Internet hat. Lässt sich alles mit regenerativen Energien betreiben. Aber nicht mit Windstrom, weil wir den nicht mehr wollen. Vielleicht sollte man Pumpspeicherkraftwerke im löchrigen fränkischen oder oberpfälzer Jura bauen. Die Anwohner werden begeistert sein.

So wie die Anwohner, die jetzt gegen die Stromtrasse von Lauchstätt nach Meitingen sind. Auch ich finde diese Masten nicht schön. Aber wenn an der Küste oder in den Weiten Mecklenburg-Vorpommerns der Wind weht, sollten wir schauen, dass der Strom nicht umsonst oder gegen Aufpreis irgendwo verschleudert wird, sondern nach Bayern kommt.

Wie gesagt: Nicht schön, diese Masten. Aber im Moment in meinen Augen leider nicht vermeidbar. Ebenso wie Windkraftanlagen, gegen die auch immer mehr Menschen mobil machen. Aber wie wollen sie dann mobil blieben? Es ist kein Trost, sondern eine Tatsache: Alles sind Übergangstechnologien. Die weiter entwickelt werden. So, wie heute Atomkraftwerke abgebaut werden, werden vielleicht eines Tages auch die Windkraftanlagen wieder abgebaut. Und mit ihnen die Masten, mit denen der Windstrom zum Verbraucher kommt. Bis dahin werden wir uns mit ihnen anfreunden müssen. Ob wir wollen oder nicht.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar gegen die Stromtrasse: Gegen den Strom. Stimmen Sie ab in unserem Online-Voting: Ihre Meinung zum Thema können Sie unter dem folgenden Artikel abgeben: Stromtrasse quer durch Franken und Oberpfalz erhitzt die Gemüter.

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