Mordversuch an Schwiegermutter: "Hatte enorme Angst"

8.8.2016, 21:31 Uhr
Joscha G. bekommt im Landgericht Memmingen die Handschellen abgenommen. Er ist des versuchten Mordes an seiner Schwiegermutter angeklagt.

© dpa/Karl-Josef Hildenbrand Joscha G. bekommt im Landgericht Memmingen die Handschellen abgenommen. Er ist des versuchten Mordes an seiner Schwiegermutter angeklagt.

Er soll seine Schwiegermutter niedergestochen haben mit der Absicht, sie umzubringen. Nun steht der junge Vater aus Blaustein seit Montag wegen versuchten Mordes erneut vor dem Landgericht Memmingen. Zum Prozessauftakt schilderte der 29-Jährige das schwierige Verhältnis zu der Frau, die – so glaubt er – seine Ehe zerstören wollte.

Im Juni war der Prozess wegen Befangenheit einer Schöffin geplatzt. Im Laufe der Verhandlung hatte sich herausgestellt, dass die Schöffin Kontakt zum Umfeld des Opfers hatte. Der Prozess musste deshalb neu aufgerollt werden. Der Angeklagte schilderte teilweise unter Tränen, wie seine Schwiegermutter ihn und seine Frau über Jahre hinweg unter Druck gesetzt, bedroht und ihnen mit Anschuldigungen das Leben schwer gemacht habe. Von Anfang an habe sie die Beziehung nicht akzeptiert. "Sie hat meiner Frau immer wieder gesagt, dass ich nicht gut für sie bin und dass sie mich verlassen soll."

Sieben Mal auf Schwiegermutter eingestochen

Im Oktober 2015 soll der Angeklagte mit einem Messer mindestens sieben Mal auf seine Schwiegermutter eingestochen und sie durch Stiche in den Hals und Oberkörper lebensgefährlich verletzt haben. Laut Anklage musste die damals 54-Jährige fünfmal operiert werden, sie trug Lähmungen in der Hand und im Arm davon. Kurz vor dem Angriff war es zu einem Streit zwischen dem Angeklagten und seiner Frau gekommen. Sie hatte danach die gemeinsame Wohnung in Blaustein (Alb-Donaus-Kreis) verlassen und war mit den beiden Kindern - damals eineinhalb und drei Jahre alt - zu ihren Eltern gefahren.

In deren Haus in Ellzee bei Günzburg soll der Angeklagte später unerwartet aufgetaucht sein und seine Schwiegermutter niedergestochen haben. Der 29-Jährige gab an, er sei nach einer Nachricht seiner Frau sofort voller Sorge losgefahren. Von unterwegs habe er noch das Jugendamt und die Polizei angerufen, weil er Angst um seine Kinder hatte. "Ich wusste ja nicht, ob meine Frau freiwillig gegangen ist." Bevor er die Wohnung verließ, habe er ein Messer aus der Küche eingesteckt. Den Grund dafür wisse er nicht mehr genau. "Ich hatte enorme Angst – in erster Linie um meine Kinder."

Die Verhandlung wurde am Montag bereits am Mittag unterbrochen. An diesem Mittwoch soll der Prozess mit der Befragung des Angeklagten zum Tatablauf fortgesetzt werden.

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