"Nationalpark? Nein, danke!" Was wird aus dem Steigerwald?

4.1.2015, 13:46 Uhr

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"Regenwald des Nordens" wird er genannt. Seine einzigartige Laubwaldmischung mit bis zu 350 Jahre alten Buchen fasziniert die Naturfreunde. Doch die Idylle trügt. Seit Jahren tobt ein erbitterter Streit um die Frage, wie der Steigerwald zu schützen ist. Umweltschützer fordern einen Nationalpark, doch es gibt viele Gegner dieser Idee. Drei Szenarien sind nun denkbar:

Der Steigerwald wird Unesco-Welterbe

Es sollte der Befreiungsschlag im langen Streit um den Steigerwald sein: die Bewerbung um den Titel Unesco-Welterbe. "Der Steigerwald ist damit auf dem Weg zu einem hochwertigen Alleinstellungsmerkmal in ganz Bayern. Das kann dem sanften Tourismus einen starken Schub geben, von dem die Menschen in der Region unmittelbar profitieren", sagte Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) im November.

Auf dem Weg zur Bewerbung soll eine Arbeitsgruppe ein Schutzkonzept entwerfen. Vertreten sind darin die Landkreise Bamberg, Haßberge und Schweinfurt sowie das Umwelt- und das Landwirtschaftsministerium. "Die einhellige Zielsetzung" sei der Welterbe-Status für den Steigerwald, sagt Bambergs Landrat Johann Kalb (CSU). Unklar ist, welche Welterbe-Variante angestrebt wird. So wäre beispielsweise im Zusammenspiel mit kulturellen Denkmälern auch eine Bewerbung um den Status Weltkulturerbe denkbar, heißt es im Bamberger Landratsamt. Ob der Steigerwald überhaupt Chancen auf das prestigeträchtige Label hat, ist offen. Allein das Unesco-Welterbekomitee fällt die Entscheidung.

Eine Bewerbung sei ein "schwieriges Unterfangen", meint Ralf Straußberger vom Bund Naturschutz (BN). Der Titel Weltnaturerbe sei nur mit einem ausreichend großen Schutzgebiet zu erlangen. Wenn die Staatsregierung es ernst meine mit ihrer Bewerbung, müsse ein großflächiges, dauerhaft nutzungsfreies Waldschutzgebiet ausgewiesen werden, hatte BN-Chef Hubert Weiger im Herbst betont. Und dann sei auch der "Nationalpark nicht mehr zu stoppen".

Der Steigerwald wird Frankens erster Nationalpark

Das ist die Vision vieler Umweltschützer. Der BN werde weiter dafür kämpfen, hat Weiger betont. "Immer mehr Menschen in der Region erkennen, dass ein Nationalpark auch in ihrem Interesse liegt." Die Politiker in den Landratsämtern der Region und in den Münchner Ministerien sehen das freilich anders: Das Thema Nationalpark sei vom Tisch.

Damit aber wollen sich die Befürworter nicht abfinden. Sie verweisen auf den engen Zusammenhang zwischen Nationalpark und Welterbe: So gehören zum Weltnaturerbe "Alte Buchenwälder Deutschlands" fünf Waldgebiete in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Hessen - vier davon liegen in einem Nationalpark, eines im Biosphärenreservat.

Tier- und Pflanzenwelt könnten in einem Nationalpark umfassend geschützt werden, die Region profitiere durch sanften Tourismus, argumentieren die Freunde der Nationalpark-Idee. Allerdings: Die Ausweisung zum Nationalpark müsste der Landtag auf den Weg bringen - und dort ist angesichts der CSU-Alleinregierung keine Mehrheit in Sicht.

(Fast) alles bleibt, wie es ist

Wenn es mit der Unesco-Bewerbung nicht klappt und sich die Staatsregierung beim Thema Nationalpark weiter querstellt, wird sich beim Schutz des Steigerwaldes vermutlich nicht viel verändern. Damit könnten vor allem die gut leben, die Profit aus dem Wald schlagen, also Geld mit dem Holz verdienen.

Der Verein "Unser Steigerwald" kämpft dagegen, dass in der Region ein Nationalpark ausgewiesen wird. Denn: Mit einer langjährigen, nachhaltigen und behutsamen Waldbewirtschaftung habe sich der Steigerwald zu einem der hochwertigsten Waldgebiete Deutschlands entwickelt. Mit dem Motto "Schützen und Nützen" solle das auch in Zukunft möglich sein. Schon jetzt werde viel für den Umweltschutz getan. Die Mitglieder von "Unser Steigerwald" fürchten, dass bei der Ausweisung eines Nationalparks Arbeitsplätze in Forstwirtschaft und Holzindustrie verloren gehen. "In einer seit Jahrhunderten dicht besiedelten Landschaft kann nicht per Dekret ein Urwald erlassen werden", heißt es in einer Mitteilung.

Heftiger Streitpunkt ist derzeit ein knapp 780 Hektar großes Naturschutzgebiet nahe Ebrach. Der ehemalige Bamberger Landrat Günther Denzler (CSU) ließ es kurz vor Ende seiner Amtszeit ausweisen. Die Staatsregierung will, dass diese Verordnung wieder aus der Welt geschafft wird. Das allerdings will der Bund Naturschutz verhindern und droht mit juristischen Schritten.

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