Neue Heimat für hungrige Studenten

3.6.2014, 22:21 Uhr
So sah das Studentenhaus in den 1950er Jahren aus, kurz nach dem Ende der Besetzung durch die Amerikaner.

© NZ So sah das Studentenhaus in den 1950er Jahren aus, kurz nach dem Ende der Besetzung durch die Amerikaner.

Sie war eine der Ersten ihrer Art, als sie 1929 erbaut wurde: die Mensa des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg am Langemarckplatz in Erlangen. Seit jeher ist sie auch ein kulturelles Zentrum der Stadt, in dem Konzerte, Aufführungen und Abschlussbälle stattfanden. Grund genug, das denkwürdige Haus durch eine Sanierung zu erhalten.

Seit Montag wird der Ostflügel aus den 1960er Jahren samt Fundament abgerissen, um ihn neu aufzubauen. „Für den Moment gab es zwar noch keine Sicherheitsprobleme, aber in den nächsten Jahren hätten wir die Sicherheit nicht mehr hundertprozentig garantieren können“, erklärt Uwe Scheer, Leiter der Kommunikationsabteilung des Studentenwerks. 15 Millionen Euro wird die Sanierung, die noch bis Winter 2015/2016 dauern soll, voraussichtlich kosten. Der Freistaat Bayern steuert dazu knapp elf Millionen bei. Die restlichen Kosten trägt das Studentenwerk selbst, das Eigentümer des Studentenhauses ist und noch zahlreiche weitere Mensen in ganz Bayern betreibt.

Durch den Umbau soll das Mensaangebot künftig vielfältiger werden. So wird es einen „Pizza-Pasta-Point“ geben, an dem Nudeln und Pizza frisch zubereitet werden können. Auch eine große Salatbar und eine Aktionstheke mit beispielsweise Wok und Steaks sind in Planung. Außerdem werden zukünftig noch regelmäßiger vegane Gerichte angeboten, da hier die Nachfrage stark gestiegen ist. „Wir wollen den Studenten einfach ein attraktives Angebot offerieren. Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen, genauso wie die Qualität und die Atmosphäre“, sagt der Geschäftsführer des Studentenwerks, Otto de Ponte.

Dickere Decke für schwere Küchengeräte

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, braucht es seiner Meinung nach eine größere Küche und größere Verkaufsflächen als zuvor. Da diese unter anderem im Ostflügel unterkommen werden, muss die Decke dort verstärkt werden. Das Vorhaben wäre mit dem bisherigen Bau nicht zu stemmen gewesen, sagt Scheer. In der neuen Küche seien große und vor allem schwere Gerätschaften im Einsatz.

Dass die Bauarbeiten unbedingt nötig sind, liegt auch an steigenden Studierendenzahlen. Zurzeit sind rund 37 800 an der Uni Erlangen-Nürnberg eingeschrieben, das sind 10 000 mehr als noch vor zehn Jahren. Klar, dass das mehr Aufwand für das Studentenwerk bringt. Die Mensa am Langemarckplatz hat bis zu 2500 Gerichte am Tag verkauft – wenn es Spargel oder Gänsekeule gab. Im Durchschnitt gehen täglich 1800 Gerichte über die Kantinentheke.

Die Mensa wird sich nach der Neueröffnung über den ersten und zweiten Stock erstrecken. Mehr Sitzgelegenheiten kommen aber kaum hinzu. Die Cafeteria, die bisher in die Kantine integriert war, wird ins Erdgeschoss verlegt. Hier war zuvor die Hauptverwaltung des Studentenwerks untergebracht, die nun dauerhaft in ein benachbartes Gebäude umgezogen ist. Der Außenbereich soll bleiben, wie er war. „Schließlich ist der Garten mit den etwa 250 Sitzplätzen nach wie vor ein Highlight. Er ist wie eine Oase mitten in der Innenstadt“, schwärmt de Ponte.

Bis das neue Studentenhaus in anderthalb Jahren fertiggestellt ist, können Studenten ihren Hunger in der provisorischen Mensa „WerksGärtla“ stillen, die seit Februar im Innenhof übergangsweise eingerichtet ist – in einer Leichtbau-Hallenkonstruktion für eine Million Euro. Sie bietet 275 Plätze und ist Montag bis Donnerstag von acht bis 15 Uhr geöffnet, freitags bis 14 Uhr. Dort werden neben dem Cafeteria-Betrieb täglich zwei verschiedene Hauptgerichte ab 1,50 Euro für Studenten angeboten. Eines davon ist in jedem Fall vegetarisch, oft auch vegan.

Es ist nicht das erste Provisorium, mit dem das Studentenwerk und die Studierenden auskommen müssen. Das Studentenhaus hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten es die Amerikaner. Auch damals wurden benachbart Baracken errichtet, in die das Studentenwerk und seine Mensa bis 1950 einziehen mussten.

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