"Aggressivo": Stadt beobachtet Nürnberger Ultra-Laden

22.7.2017, 05:51 Uhr

© Horst Linke

"Aggressivo"- der Name dieser Marke ist offenkundig auch ihr Programm. Ein Werbevideo im Netz zeigt Stadionszenen, in denen Ultras mit Rauchbomben und bengalischem Feuer feiern. Fotos in dem neuen Laden an der Laufamholzstraße vermitteln den Eindruck von Massenschlägereien. T-Shirts im Programm zeigen Maschinenpistolen oder Bengalo-Stäbe. Und die Botschaft der Marke ist eindeutig: "Es gibt keinen Fußball ohne die Ultras. Jeder, der sich das anders vorstellt, muss früher oder später mit einer harten Niederlage rechnen."

Polizei und Ordnungsamt haben den Laden, der in einem zurückgesetzten Anwesen gegenüber dem Marktkauf in Mögeldorf eröffnet hat, ins Visier genommen. Dessen Werbung sei "sehr aggressiv", sagt Robert Pollack, der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes. Kleidung zu verkaufen, sei rechtlich natürlich unbedenklich. Wenn dort aber auch Pyrotechnik über den Ladentisch gehen sollte, bräuchte der Betreiber dafür "eine sprengstoffrechtliche Erlaubnis".

Wer dieser Betreiber ist, bleibt bislang noch unklar. Das Impressum der Netz-Seite www.aggressivo.de, die seit ein paar Tagen freigeschaltet ist, gibt dazu keine Auskunft. Das dürfte dem oder den Verantwortlichen demnächst juristischen Ärger bescheren. Denn nach dem Telemediengesetz müsste das Impressum den Namen des Betreibers, die Rechtsform des Unternehmens und – so weit vorhanden – die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer wiedergeben.

So wirbt "Aggressivo" für den neuen Laden in Nürnberg:

Angemeldet hat die Seite aggressivo.de ein Mehmet Gezgic, der angeblich in Berlin residiert. Allerdings ist über ihn nichts im Netz zu finden. Zudem wird die Postleitzahl in der Anmeldung mit 1618 angegeben – wie alle Orte in Deutschland hat Berlin aber fünfstellige Postleitzahlen, die zwischen 10115 und 14199 liegen. Auch die Telefonnummer, die der Seiten-Anmelder angegeben hat, stimmt nicht. Offenkundig handelt es sich also um Falschangaben.

Andere Anbieter werben mit "Krieg dem DFB"

Dazu passt, dass in der Gewerbeanmeldung für den Aggressivo-Laden bei der Stadt Nürnberg ein ganz anderer Name und eine Adresse im Raum Stuttgart angegeben wurde. Die Behörden prüfen im Regelfall die Identität eines Gewerbeanmelders. Unklar bleibt bislang noch, weshalb ein Betreiber aus dem Raum Stuttgart ausgerechnet in Nürnberg ein solches Geschäft eröffnet.

Sieht man sich in der Szene um, dann wird schnell deutlich, dass auf Ultras zugeschnittene Bekleidungskonzepte beileibe nichts Neues darstellen. Der Anbieter fussballmafia.de ist schon seit ein paar Jahren auf dem Markt. Die Aufdrucke auf dessen T-Shirts, Pullovern etc. sind weitaus weniger martialisch – "Krieg dem DFB" gehört hier schon zu den deutlichsten "Ansagen". Allerdings hat die vom thüringischen Harz aus betriebene Seite auch Quarzsand-Handschuhe im Programm, die gerne für Schlägereien verwendet werden.

Ähnlich sieht das Angebot des kleineren "Ultras-Tifo Shops" aus. Das Label "Ultras Streetware" will offenbar russischsprachige Kunden ansprechen. Das T-Shirt-Design der Netzseite ultras.com hingegen kommt sehr farbenfroh und schon beinahe brav daher.

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