Alle Hände voll zu tun: Nürnberger kämpfen gegen Fluten

3.6.2013, 07:00 Uhr
Alle Hände voll zu tun: Nürnberger kämpfen gegen Fluten

© THW

Anne und Eric Appelt können ohne das Rauschen der Pegnitz gar nicht mehr schlafen. Ist es weg, fehlt ihnen was. Das Ehepaar lebt am Maxplatz, nur wenige Meter vom Fluss entfernt. Dort wälzen sich derzeit die Fluten bedrohlich tosend über das Nägeleinswehr. Anne Appelt lebt hier von Kindesbeinen an. Sie hat gelernt, steigende Pegel gelassen zu nehmen. Noch nie sei das Wasser über die Mauer geschwappt, erinnert sie sich. Steigt die Pegnitz, drückt allerdings das Wasser in den Keller. Am Samstag haben sich dort bereits große Pfützen gebildet.

Dass der Fluss vergleichsweise ruhig bleibt, liegt nicht zuletzt an den Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Altstadt gebaut wurden — etwa der 140 Meter lange, zehn Meter breite und vier Meter hohe Hochwassertunnel zwischen Museumsbrücke und Trödelmarktinsel.

Weniger entspannt blicken allerdings Landwirte im Knoblauchsland und Anrainer der Rednitz (im Bereich Katzwang) auf die Fluten. Schwierigkeiten machen vor allem auch die kleinen Gewässer, Bäche und Gräben. Dazu zählen die Gründlach im Norden und der Fischbach im Südosten Nürnbergs. Beide Läufe traten laut Feuerwehr und Technischem Hilfswerk an mehreren Stellen über die Ufer.

Am Samstag drohte der Fischbach das Martin-Behaim-Gymnasium unter Wasser zu setzen. Das Nass staute sich im Bereich einer Kanalbaustelle an der Schultheißallee. Die Einsatzkräfte stapelten Sandsäcke vor das Schulgebäude. Dennoch: In einen Teil des Kellers drückte das Wasser rein. Es musste abgepumpt werden.

Von Entspannung ist auch beim städtischen Hochwasserdienst, der zum Servicebetrieb Öffentlicher Raum gehört, nichts zu spüren. Das Team um Einsatzleiterin Katrin Wallmüller ist seit Mitte vergangener Woche wieder zusammengekommen, als Wetterprognosen ein gefährliches Anschwellen der Flüsse vorhersagten. Rund um die Uhr überwacht einer der Gruppe das Geschehen in Nürnberg. Die Ingenieurin der Wasserwirtschaft arbeitet in ihrem Büro in der Peuntgasse 5 sogenannte Meldezettel ab, die in zwei Ordnern abgeheftet sind. Es sind Maßnahmen, die sie je nach Pegelstand der Rednitz und Pegnitz in die Wege leiten muss.

Zu ihrem Stab gehören auch 15 Mitarbeiter im Außendienst, sie sind mit Schildern und Absperrbaken unterwegs. Ab einem Pegelstand der Pegnitz von 2,95 Metern müssen nach Meldezettel etwa der Leo-Beyer-Weg oder der Seewiesenweg in Erlenstegen gesperrt werden.

In regelmäßigen Abständen ruft Wallmüller die Pegelstände im Internet ab. Das Wasserwirtschaftsamt aktualisiert die Daten im Viertelstundentakt. Die Einsatzleiterin wählt Rufnummern, die auf den Meldezetteln stehen. „Guten Tag, Wallmüller vom Hochwasserdienst. Wir haben jetzt einen Pegel der Rednitz von 4,63 Metern erreicht.“ Sie informiert Anrainer, die Grundstücke in potenziellen Hochwasserzonen haben.

So steht ein Schausteller auf ihrer Liste, der sein Depot am Fluss hat und mit Feuchtigkeit rechnen muss. „Der Anruf ist im Interesse der Betroffenen. Die sind in der Regel dafür dankbar“, sagt sie. Die Verantwortlichen müssen dann dafür sorgen, dass Treibgut keine Durchlässe oder kleinere Brücken verstopft. Denn das Nass kann sich bei Hochwasser blitzschnell stauen und eine Bedrohung für Anwohner werden. Gewerbetreibende haben zudem die Chance, noch rechtzeitig mögliches Gefahrengut in Sicherheit zu bringen.

Baugerüst in der Pegnitz

Informiert wurde auch eine Baufirma, die ein Gerüst an der Oberen Karlsbrücke in die Pegnitz gelassen hat. Denn an diesem Gestänge kann sich Holz, Schlamm, Gestrüpp und anderes Treibgut verfangen. „Wir haben auch angerufen, der Betreiber wollte Teile des Gerüsts abbauen, um die Situation zu entschärfen.“ Kontrollieren lässt sich das vom Büro aus aber nicht.

Am Samstag erreicht der Pegel der Rednitz die Marke von 5,43 Metern. „Damit ist die Meldestufe3 überschritten, wir haben jetzt hier ein mittleres Hochwasser“, erklärt Katrin Wallmüller. Insgesamt gibt es vier Meldestufen. Sobald die Wasserstände wieder sinken, müssen die Maßnahmen nach dem gleichen Muster rückwärts wieder abgewickelt werden: Die Betroffenen bekommen Entwarnung, Schilder und Absperrungen werden abgebaut. Doch so weit ist es noch nicht.

Am Lederersteg (Pegnitz) wurde bis Redaktionsschluss ein Wert von 2,86 Meter gemessen, üblich sind hier etwa 1,80 Meter. In Katzwang (Rednitz) stand das Wasser bei 5,25 Meter, unter normalen Bedingungen sind es hier 2,70 Meter. Das Wasserwirtschaftsamt erklärt, dass sich die kritische Hochwassersituation bis in die heutigen Morgenstunden verlagern wird. Ab den Abendstunden kann mit einer Entspannung gerechnet werden.

Einen Überblick über die Überschwemmungen in der Region finden Sie hier.

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