Anwohner aus Almoshof lehnen Westanbindung ab

25.5.2013, 09:31 Uhr
Anwohner aus Almoshof lehnen Westanbindung ab

© Giulia Iannicelli

Landwirt Peter Schobert ist in Almoshof aufgewachsen, seine Kinder sollen einmal den Betrieb weiterführen: „Ich lebe gerne hier.“ Die Ideen der Experten, die das Entwicklungsgutachten für den Flughafen erstellt haben, bringen ihn allerdings in Rage. Die Gutachter empfehlen neben der Realisierung der Nordanbindung auch eine alternative Straßenanbindung an die B4: Die Westanbindung entlaste ihrer Meinung nach insbesondere die Flughafen- und die Marienbergstraße. Zudem sei der Investitionsaufwand gering, da nur eine ein bis zwei Kilometer lange Straße gebaut werden müsste.

Eine neue Straße mitten durch die Ackerflächen in Almoshof? Peter Schobert ist nicht nur empört, er will nun handeln: „Wir leben in einer Demokratie, auch wir Anwohner haben unsere Rechte. Ich will eine Interessengemeinschaft gegen die Westanbindung gründen.“

Mitstreiter hat Schobert schon gefunden. Ute Lechner, Anwohnerin der Irrhainstraße, etwa sagt: „Hier wohnen viele Familien mit kleinen Kindern, die sich tierisch aufregen.“ Bei diesem Vorschlag werde weder an die Natur noch an die Anwohner gedacht: „Landwirtschaftliches Anbaugebiet, wovon auch viele Nürnberger profitieren, geht verloren.“ Ute Lechners Mutter Else Herrmann will sich ebenfalls gegen eine Westanbindung wehren: „Wir haben einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, unsere Familie ist schon seit Generationen da: Almoshof ist unsere Heimat, wir wollen das definitiv nicht.“

Ebenfalls verärgert ist Nachbarin Margarete Schöll: „Wenn die Westanbindung kommt, dann bedeutet das für uns eine Verminderung der Wohnqualität.“ Die 60-Jährige betont, dass sie keine Gegnerin des Airports ist: „Man hat sich mit dem Flughafen arrangiert — wir fliegen auch mal fort.“ Doch eine Westanbindung lehnt sie strikt ab: „Man muss an die Natur denken. Gestern habe ich morgens aus dem Fenster geschaut: Da springen draußen auf dem Acker Feldhasen herum. Wir haben hier zudem Rebhühner, Fasane und Kiebitze.“ Und man dürfe nicht vergessen: Das Knoblauchsland ist für die Städter ein wichtiges Naherholungsgebiet. „Will man das alles zubauen?“

Politisch gesehen ist die Anbindung an die B4 eigentlich durch: Schon vor Jahren wurde die Westanbindung geprüft und verworfen. Für die Nordanbindung ist das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen — doch mit dem Bau kann nicht begonnen werden, weil sich am Flughafen im Boden Schadstoffe (PFT) aus Löschschaum von Feuerwehrübungen befinden (wie mehrfach berichtet).

Michael Brückner, Vorsitzender des Gemüseerzeugerverbandes Knoblauchsland und CSU-Stadtrat, spricht sich für die Nordanbindung als sinnvolle Lösung aus. Doch sagt er, dass die Stadtplaner sich hier durchaus noch mehr Gedanken machen sollten: „Man muss überlegen, ob die Verkehrsführung der Straßen am Flughafen nicht etwas optimiert werden kann.“

Verständnis für die Ängste der Anwohner haben die Bürgervereine im Norden. So meint Konrad Schuh, der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Neunhof: „Die Menschen in Almoshof sind umzingelt: Im Norden ist der Flughafen, im Westen die B4, im Süden die Marienbergstraße.“ Der CSU-Stadtrat sagt: „Es ist mir klar, dass die Bauern in Almoshof auf die Barrikaden gehen.“ Und auch Thomas Schneider vom Kraftshofer Bund erklärt: „Wir sind gegen eine Westanbindung!“

Kritisch zeigt sich ebenfalls der Vorstadtverein Nürnberg-Nord (VNN). Falls wirklich eine Westanbindung kommen soll, dann müsse es Lärmschutz für die betroffenen Stadtteile geben. VNN-Chef Tobias Schmidt ist der Ansicht: „Eine Westanbindung brächte unterm Strich mehr neue Probleme.“ Beim Thema Airport vermisst Schmidt ein Verkehrskonzept von der Stadtverwaltung: „Die Stadt bleibt hier Antworten schuldig.“

Das Entwicklungsgutachten soll am Ende des Monats offiziell vorgestellt werden. Doch Peter Schobert aus Almoshof und seine Nachbarn wollen nicht warten, bis die Details öffentlich gemacht werden: „Wir werden uns zusammensetzen und überlegen, wie wir uns gegen eine Westanbindung wehren können.“

Keine Kommentare