Biergärten bis 24 Uhr öffnen? Bürgerverein attackiert die CSU

12.8.2014, 05:56 Uhr
Bier trinken bis Mitternacht? Geht es nach der Nürnberger CSU soll das bald möglich sein.

© dpa Bier trinken bis Mitternacht? Geht es nach der Nürnberger CSU soll das bald möglich sein.

Nach dem Willen des CSU-Fraktionsvorsitzenden Sebastian Brehm sollen Biergärten im kommenden Jahr nicht mehr schon um 23 Uhr, sondern erst um 24 Uhr schließen müssen. Ein entsprechender Antrag soll im Herbst im Stadtrat diskutiert werden.

„Wir fahren in den Urlaub und finden es herrlich, wenn wir in London, Paris oder einer italienischen Stadt bis spätabends außen sitzen können“, sagt Brehm, „dann kommen wir zurück nach Nürnberg und es wird um halb elf abkassiert.“ Längere Öffnungszeiten der Biergärten, da ist sich Brehm sicher, würden die Attraktivität der Stadt enorm erhöhen – zumal die Landeshauptstadt bereits gute Erfahrungen mit längeren Öffnungszeiten gemacht habe. Seit Juni dürfen Biergärten dort freitags und samstags eine Stunde länger, also bis 24 Uhr, geöffnet haben.

„Seitens der Anwohner gab es nahezu keine Beschwerden“, sag Brehm. Dies sei auch in Nürnberg zu erwarten. „Ich glaube, es gibt einen breiten Konsens für den Vorschlag“, sagt Brehm, „zumal die Gäste sowieso nur an sehr warmen Abenden lange sitzenbleiben, der Testlauf damit maximal 15 Tage betrifft.“

Der Bürgerverein Altstadt hat Brehms Vorschlag „mit Erstaunen“ zur Kenntnis genommen. „In Anbetracht dieses rücksichtslosen Parforcerittes gegen die Schutzrechte der Nürnberger Altstadtbürger erklärt sich nun wohl auch, warum die CSU seit über zwei Monaten den ,Offenen Brief‘ des Bürgervereins nicht beantwortet“, heißt es in einer Mitteilung. Darin hatte der Bürgerverein eine Rückkehr zur alten Sperrzeitregelung gefordert, die es Betrieben nur noch mit Ausnahmeregelung erlaubt, bis 5 Uhr am Morgen geöffnet zu haben.

Beim bayerischen Städtetag dürfte die CSU hingegen auf offene Ohren stoßen – schließlich fordert auch dieser längere Schankzeiten in Biergärten. Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) weist zudem darauf hin, dass die Biergärten eigentlich sowieso eine Stunde länger geöffnet haben dürften – zumindest dann, wenn man seinerzeit das Gesetz angepasst hätte. Gesetzliche Regelungen zu Beginn der Nachtzeit seien nämlich vor der Einführung der Sommerzeit im Jahr 1980 entstanden – nach Einführung der Zeitumstellung im Sommer sei das Gesetz jedoch nicht angepasst worden.

Schon jetzt gibt es Sondergenehmigungen

„Im Prinzip haben wir doch schon längere Öffnungszeiten“, sagt Ordnungsamtsleiter Robert Pollack zu Brehms Vorschlag. Bereits jetzt hat das Ordnungsamt rund 50 Betrieben die Erlaubnis erteilt, ihre Freischankflächen bis 24 Uhr zu öffnen. „Die Wirte wissen genau, dass Ruhe eingehalten werden muss und weisen ihre Gäste notfalls auch darauf hin“, sagt Pollack. Ihnen nicht generell längere Öffnungszeiten zu gestatten, sieht Pollack als hilfreiches Mittel der Disziplinierung. Gäbe es eine generelle Sperrzeitverkürzung, so würde sich schließlich die Beweislast umkehren und man könnte den Wirten die Genehmigung nicht einfach wieder entziehen.

Einer, der eine Sondergenehmigung für längere Öffnungszeiten hat, ist Thomas Christ. Er betreibt den Biergarten Hummelsteiner Park. Nicht nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche ist dort außen erst um Mitternacht Schluss. „Die Genehmigung haben wir seit über 20 Jahren“, sagt Christ. Anfangs habe man sie immer wieder neu beantragen müssen, jetzt bliebe sie einfach bestehen. „Gerade wegen der längeren Öffnungszeiten nehmen wir Rücksicht auf die Anwohner“, sagt Christ. Rund um den Biergarten sei in den vergangenen Jahren viel gebaut worden, die Anwohnerzahl dadurch gestiegen. „Live-Musik gibt es deshalb nur sehr selten.“ Brehms Vorschlag steht er offen gegenüber. „Es wäre schließlich nur fair, wenn alle länger öffnen dürfen.“ Dabei betont Christ jedoch auch, dass sich dies nicht unbedingt rentiere. Seit drei bis vier Jahren komme es immer wieder vor, dass der Biergarten gerade zu späterer Stunde relativ leer sei.

„Finanziell lohnt es sich kaum, länger offen zu haben.“ Erfahrungswerte mit längeren Öffnungszeiten hat Charly Krestel, der Wirt der Lederer Kulturbrauerei, keine. Aufgrund einer Auflage in der Baugenehmigung ist in seinem Biergarten nämlich schon um 22 Uhr Schluss. „Vor allem auswärtige Gäste schütteln die Köpfe, wenn sie ab 22 Uhr nach innen sollen.“ Sollte Brehms Vorschlag genehmigt werden, wird es nach Krestels Ansicht „spannend“. Zwar gelte auch dann die Auflage der Baugenehmigung – „dass das jedoch noch zu halten wäre, glaube ich nicht.“

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