Das Tierheim Nürnberg sucht verzweifelt Unterstützer

18.7.2014, 12:15 Uhr
Das Tierheim ist voll, wieder werden Schmuggelwelpen versorgt: Weil die Kosten davonlaufen, freut sich Leiterin Heike Weber über jede Spende.

© Michael Matejka Das Tierheim ist voll, wieder werden Schmuggelwelpen versorgt: Weil die Kosten davonlaufen, freut sich Leiterin Heike Weber über jede Spende.

Vor dem Eingang des Tierheims stapelt sich das Dosenfutter: Insgesamt sieben Paletten Hundefutter im Wert von 4500 Euro hat das Nürnberger Unternehmen „Aras Tiernahrung“ spendiert. Etwas Gutes wolle man zum 25-jährigen Firmenjubiläum tun, sagt Geschäftsführer Eliseo Duve.

In ein bis zwei Wochen werde die Nahrungsspende komplett verfüttert sein, schätzt Tierheimleiterin Heike Weber. Also ist das Ganze nur ein Tropfen auf dem heißen Stein? Ein kleines Lächeln huscht einige Sekunden lang über das Gesicht von Heike Weber, sie zuckt mit den Schultern. Und betont dann: „Jeder einzelne Tropfen ist für uns wichtig.“ Über jede Spende, ob klein oder groß, sei man dankbar.

Die finanzielle Lage der Einrichtung bereitet den Beteiligten Sorgen. So sagt Dagmar Wöhrl, die Präsidentin des Tierschutzvereins Nürnberg-Fürth und Umgebung: „Die Kosten laufen uns davon, demnächst haben wir eine Sondersitzung im Vorstand.“

Viele verschiedene Faktoren sorgen für die angespannte Situation. Spenden und Zuwendungen — für die Einrichtung mittlerweile ein großes Problem: Eine wichtige Einnahmequelle seien in früheren Jahren Erbschaften gewesen. „Das ist jetzt stark rückläufig“, seufzt die CSU-Bundestagsabgeordnete Wöhrl.

Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres habe man keine einzige Erbschaft erhalten. Man geht das Thema mittlerweile offensiv an. Wer auf die Homepage des Tierheims klickt, der wird geradezu umworben. Da wird die Mitgliedschaft im Tierschutzverein vorgestellt, da wird die Werbetrommel gerührt für Spenden: Man kann ganz konventionell Geld aufs Konto überweisen oder die Einrichtung per Telefon-Hotline oder „Charity-SMS“ unterstützen.

Hohe Kosten durch herrenlose Tiere

Hohe Kosten verursachen auch die herrenlosen Tiere, die im Stadtgebiet entdeckt werden und um die sich das Tierheim kümmert. Die Einrichtung, die ein jährliches Budget von zwei Millionen Euro hat, muss für Fundtiere an die 640 000 Euro im Jahr einplanen. Dabei sei man eigentlich nicht zuständig, so Marcus König, der Geschäftsführer des Tierschutzvereins: „Das ist die Aufgabe der Kommune.“ Man habe zwar einen Vertrag mit der Stadt und erhalte dafür 100 000 Euro pro Jahr. Das langt nicht, derzeit laufen Verhandlungen mit der Stadt.

Und da sind noch die illegalen Welpentransporte. Dazu Dagmar Wöhrl: „Früher hätte man gesagt: Das fangen wir mit Spenden auf, doch das geht jetzt einfach nicht mehr.“ Seit dem Jahr 2012 habe das Tierheim Hunde und Katzen aus insgesamt zwölf illegalen Transporten versorgen müssen. Das Futter, die Medikamente, die Versorgung der Tiere — ein hoher finanzieller und personalintensiver Aufwand. Im März hatten Zollbeamte einen Transport gestoppt und die Welpen ins Tierheim gebracht: Bis zur Vermittlung der Tiere habe das Tierheim insgesamt 120 000 Euro ausgegeben.

Vor etwa vier Wochen mussten die Mitarbeiter wieder 22 Katzen und 55 Hunde eines illegalen Transports aus Tschechien aufnehmen — die Tiere, die nach Belgien gebracht werden sollten, waren zwischen sechs und zehn Wochen alt. Viel zu jung für die lange Reise, zudem fehlte die in Deutschland vorgeschrieben Tollwut-Impfung. Bislang habe man laut Heike Weber für die Versorgung der Welpen an die 73 000 Euro gezahlt: „Und die Kosten steigen weiter.“

Dazu komme noch der Ärger mit den Besitzern der Tiere. Heike Weber: „Die Eigentümer bestreiten, dass die Sicherstellung der Tiere gerechtfertigt ist. Das Spiel kennen wir.“ Auch im aktuellen Fall habe der tschechische Händler einen Anwalt eingeschaltet — die Welpen, die von den Mitarbeitern mühsam hochgepäppelt worden sind, können also derzeit nicht vermittelt werden. Das Bayerische Fernsehen berichtet übrigens heute um 21 Uhr in der Sendung „Kontrovers“ darüber.

Es wird eng im Tierheim, wie Heike Weber sagt. Und sie erwähnt nebenbei noch 60 Katzen, die im Laufe des Tages aus einer Privatwohnung ins Tierheim gebracht werden sollen. Im Moment ist eigentlich kein Platz für Tiere, die von den Nürnbergern abgegeben werden. Doch welche Wahl habe man letztlich, fragt Heike Weber: „Lehnen wir einen Tiertransport ab, würde das allem widersprechen, wofür wir stehen.“

Infos unter www.tierheim-nuernberg.de und unter Telefon (09 11) 91 98 90. Sommerfest am Sonntag, 27. Juli, von 12 bis 17 Uhr

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