Der Club träumt von einem reinen Fußballstadion

9.10.2011, 00:00 Uhr
Der Club träumt von einem reinen Fußballstadion

© Eduard Weigert

Drei Millionen Euro. Eine Summe, bei der so manchem Club-Fan einige Spieler einfallen, die er dafür gerne zu seinem Lieblingsverein lotsen würde. Tatsächlich aber zahlt der 1. FC Nürnberg mehr als drei Millionen Euro an den Eigenbetrieb Stadion, um überhaupt spielen zu dürfen. So hoch ist laut Finanzvorstand Ralf Woy die jährliche Stadionmiete.

Vielleicht kreisen die Gedanken am Valznerweiher auch deshalb derzeit um den Bau eines neuen Stadions. Die Idee hat vor zwei Tagen Sport-Vorstand Martin Bader bekräftigt. Von einer reinen Fußballarena ist die Rede, inklusive eines großen Club- Museums — schon 2020. Gestern sagte der Sportdirektor: Die jetzige Situation sei zufriedenstellend.

Finanz-Chef Woy dagegen greift die Visionen seines Kollegen noch einmal auf. „Es wäre fahrlässig, sich als 1. FC Nürnberg nicht Gedanken über die Zukunft zu machen.“ Und die spielt möglicherweise in einer neuen Arena. „Wir haben momentan unsere Vermarktungsmöglichkeiten voll ausgeschöpft“, erklärt Woy. In Ruhe wolle man also über die Optionen durch ein neues Stadion in den nächsten fünf bis zehn Jahren sprechen.

Was das alles bieten würde? „Ein Museum gehört heute beispielsweise zu einem guten Stadion dazu“, meint Woy und schwärmt von der Ruhmeshalle Manchester Uniteds in dessen Stadion Old Trafford. „Und eine reine Fußballarena ist eben einfach attraktiver für die Fans.“ Woy betont allerdings, dass bei allen Gedankenspielen nichts ohne den Besitzer von Grundstück und Stadion geht: der Stadt. Bürgermeister Horst Förther äußert zu den Ideen des Club-Vorstands vorsichtige Bedenken: „Das kann meiner Ansicht nach nur funktionieren, wenn ein Investor viel Geld in die Sache steckt.“ Und der Club obendrein.

Für den Eigenbetrieb Stadion wäre eine neue Arena, in der der Club Hausrecht hat, das Aus. Bis 2015 aber läuft der Vertrag zwischen dem Club und dem Eigenbetrieb noch, dieser hat außerdem eine Option auf weitere fünf Jahre.

Ob der 1. FC Nürnberg danach möglicherweise Miete spart oder durch die Vermarktung des Stadionnamens eventuell Gewinne erzielt, ist fraglich. Denn: Für den Club kommt als Standort für ein neues Stadion nur das Gelände infrage, auf dem jetzt bereits Fußball gespielt wird. „Hier haben wir eine einwandfreie Infrastruktur, die wir gerne erhalten wollen“, sagt Woy. Das Gelände gehört aber ja
weiter der Stadt, eine Nutzungsgebühr müsste der Club wohl wieder entrichten.

Für eine „neue“ Arena müsste dann das jetzige Stadion zumindest teilweise abgerissen werden. Und auch da warnt Förther schon mal vor: „Die Zuschüsse von verschiedenen Stellen zum Umbau im Jahr 2006 müssten dann natürlich zurückgezahlt werden.“ Dabei handelt es sich um 27,5 Millionen Euro. Und: Auch der Denkmalschutz muss beachtet werden.

Hindernisse, die Ralf Woy jetzt noch keine Sorgen machen. „Das sind alles Dinge, über die man sich in Ruhe unterhalten müsste.“ Der Finanzchef sieht „viele, viele Variationen“. Und stellt den Grund für die Überlegungen der Club-Verantwortlichen noch einmal heraus: „Momentan investiert die Stadt jedes Jahr erheblich in das Stadion. Da muss man doch langfristig einmal darüber nachdenken, ob nicht ein Neubau, in welcher Form auch immer, sinnvoller wäre.“  Für die Stadt, den Club und vor allem: für die Fans.

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