Drogensüchtige auf Diebestour durch Spielhallen

5.3.2014, 16:34 Uhr

Sie kamen aus einer anderen Stadt nach Nürnberg, um sich am Hauptbahnhof mit Heroin zu versorgen. Nur das Geld für den Stoff fehlte Andi L. und Alex M. Sie entschlossen sich kurzerhand zu einem Einbruch: Wenige Meter vom Hauptbahnhof entfernt verschafften sie sich in den frühen Morgenstunden des 6. Juni 2013 Zutritt zu einer bereits geschlossenen Spielothek und knackten mit einem Schraubendreher ein Dutzend Automaten. Hastig räumten sie die Beute — Münzen im Wert von rund 10.000 Euro — in eine Sporttasche und flüchteten.

Als die beiden Angeklagten die Tasche auf dem Boden abstellten und es laut klimperte, schöpfte ein Polizist Verdacht. Als er die Ausweispapiere forderte, sah Alex M. rot: Heftig trat er dem Beamten gegen das Schienbein und versuchte noch, einen Faustschlag zu setzen. Die beiden Männer wollten dann flüchten, wurden aber wenige Meter weiter von Kollegen des Polizisten festgenommen.

Milder Strafrahmen

Seit Juni sitzen die 32 und 36 Jahre alten Männer in Nürnberg in Untersuchungshaft. Bereits im Dezember wurde der Fall in Nürnberg verhandelt. Damals entschied man sich, ein Gutachten über die Drogensucht der Männer einzuholen. Nun wurde der Fall vor einem Schöffengericht des Nürnberger Amtsgerichts erneut aufgerollt.

Gleich nach Verlesung der Anklageschrift zogen sich Gericht, Staatsanwalt und Verteidiger zu Rechtsgesprächen zurück. Sie vereinbarten einen relativ milden Strafrahmen für den Fall, dass die beiden Männer auspacken.

Wunsch nach Drogentherapie

Das taten der Werkzeugmechaniker und der Kunsttischler dann auch. Sie seien schwer drogensüchtig und hätten sich Geld für den Stoff beschaffen wollen. Sie hätten aber den dringenden Wunsch, endlich vom Rauschgift wegzukommen, so die Männer in ihren Geständnissen.


Am Ende verurteilte das Schöffengericht unter Vorsitz von Richterin Michaela Vierheilig die einschlägig vorbestraften Männer wegen schweren Diebstahls und Sachbeschädigung sowie Alex L. zusätzlich wegen Widerstands gegen Polizeibeamte zu zweieinhalb und drei Jahren Haft. Die Strafe werden die beiden jedoch in einer Drogenentzugsklinik absitzen. Auf Empfehlung der Sachverständigen Anna-Christina Wunder-Lippert ordnete das Gericht eine Unterbringung im Maßregelvollzug an.

Bewaffneter Überfall

Bereits seit Anfang Januar beschäftigt sich die 2. Strafkammer des Landgerichts mit einem ähnlichen, jedoch deutlich heftigeren Fall: Zwei offenbar ebenfalls drogensüchtige Männer im Alter von 27 und 28 Jahren sollen im März 2013 mehrere Spielhallen überfallen haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden jungen Männern schwere räuberische Erpressung vor. Am 1. März 2013 sollen sie vermummt und bewaffnet eine Spielothek an der Nürnberger Gibitzenhofstraße überfallen haben. Sie bedrohten laut Anklage einen Mitarbeiter mit einer Pistole und einem Messer und erbeuteten so 1500 Euro.

Geld mit Pistole erpresst

Eine Woche später sollen sie auf ähnliche Art und Weise von der Angestellten eines Kasinos an der Landgrabenstraße 2400 Euro erpresst haben. Am 19. März war dann eine Spielhalle in Marktheidenfeld an der Reihe: Hier sollen die Männer sogar 3000 Euro mitgenommen haben.

Die Staatsanwaltschaft macht den 28 Jahre alten Angeklagten zudem für einen weiteren bewaffneten Spielotheken-Überfall am 13. März in der Sandstraße verantwortlich. Beute: 2000 Euro. Ein weiterer Raubzug zwei Tage später scheiterte: Dem Mitarbeiter der zwei Wochen zuvor überfallenen Spielhalle in der Gibitzenhofstraße gelang es, den maskierten Räuber aus dem Lokal zu drängen. Der Prozess wird nächste Woche fortgesetzt.
 

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