Ehe für alle: Zwei Nürnbergerinnen wollen jetzt heiraten

30.6.2017, 16:16 Uhr
Ehe für alle: Zwei Nürnbergerinnen wollen jetzt heiraten

Die beiden sind seit zehn Jahren "verpartnert." Das Kunstwort spiegelte bislang stets wider, dass es die "normale" Ehe für Homosexuelle nicht gab. Christine Hauenstein unterrichtet an einer Realschule, dass sie eine Frau hat, machte sie nie zu einem Geheimnis. Man sieht es schließlich auch an dem Ring, den sie trägt. Doch bislang konnte sie den Schülern auf die Frage, ob sie verheiratet sei, nie einfach nur mit einem Ja antworten. Die Erklärung war komplizierter. Das neue Gesetz wird es jetzt leichter machen. Zur großen Freude der 39-Jährigen und ihrer zukünftigen Frau.

Wobei: Sie habe sich in ihrer eingetragenen Lebenspartnerschaft nie anders gefühlt als heterosexuelle Ehepaare. "Man nimmt uns schon jetzt als spießige Eheleute war", lacht Hauenstein. Die Ehe für alle sei aber ein großer Schritt. In Richtung Toleranz und Respekt.

Das findet auch der Geschäftsführer des Vereins Fliederlich, Michael Glas. Das erste Mal sei die Ehe für alle in den 1980er Jahren im Bundestag Thema gewesen, es habe bis zur Umsetzung also lange gedauert. "Ich bin sehr erleichtert, dass es jetzt endlich durch ist." Doch der Kampf für die selbstverständliche Anerkennung aller Lebensformen und sexuellen Orientierungen müsse weitergehen, ergänzt Uwe Gerdelmann von der Aids-Hilfe. Mit der Gleichstellung der Ehe sei ein großer Schritt getan worden, um Diskriminierung abzubauen. Doch es gebe weiterhin Ungleichbehandlung.

"Kampf für Gleichstellung geht weiter"

Das sieht auch Christian Wonnerth, Vorsitzender der queerSPD Mittelfranken, so. "Das neue Gesetz ist ein großer Sieg für viele, die dafür jahrelang gearbeitet haben." Er werde die Ehe für alle auch sicher gebührend mit Freunden feiern, "aber morgen geht der Kampf für Gleichstellung weiter".

Dieter Barth, Vorsitzender des Fördervereins des Christopher-Street-Days Nürnberg, ist froh, dass "rechtlich und formell nun alles erreicht ist". Jetzt gelte es noch, die Menschen und die Herzen zu erreichen, "damit sich niemand mehr umdreht, wenn zwei Männer händchenhaltend auf der Straße gehen". Hier sei noch viel zu tun.

Patricia Ferstl war gestern Mittag auf dem Weg zu einem befreundeten Paar, das sich noch als Lebenspartner eintragen lassen musste. "Wir machen daraus eine riesige Party, auch um den Tag der Gesetzesänderung zu feiern", sagt die 41-jährige Nürnbergerin.

Sie und ihre Frau Simone Ferstl wollen sich unbedingt das Jawort geben. Sie haben einen fünfjährigen Sohn, "meine Frau musste ihn noch kompliziert über eine Stiefkindadoption anerkennen", sagt die 41-Jährige. Künftigen homosexuellen Ehepaaren bleibe das hoffentlich erspart. Allein in ihrem Bekanntenkreis seien 30 lesbische Paare mit Kindern. "Ich bin froh, dass auch wir endlich als Familien mit Eltern und Kindern anerkannt werden."

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