"Ein Trauerspiel": Hauptmarkt soll für Kunden attraktiver werden

15.4.2016, 06:00 Uhr

"Wir wollen die Meinung der Markthändler wissen, wie zufrieden sie sind und was sich ändern soll. Das Thema wird grundsätzlich angegangen", sagt Christine Beeck, Leiterin des Marktamts. Anfang Dezember hatten die SPD-Stadträtinnen Katja Strohhacker und Christine Kayser einen Antrag eingebracht, mit dem die Stadtverwaltung aufgefordert wurde, Vorschläge zu machen, wie Nürnbergs zentraler Marktplatz qualitativ weiterentwickelt werden kann. Neben der Händlerbefragung sollte auch analysiert werden, ob andere Plätze als Ausweichquartier für Marktstände in Frage kommen, wenn der Hauptmarkt wegen Veranstaltungen nicht zur Verfügung steht. Es soll auch ein Konzept erstellt werden, wie das Verbindungsstück zwischen Hauptmarkt und Obstmarkt belebt werden kann, wenn letzterer ab 2017 saniert wird.

Nachdem die Diskussion über den Hauptmarkt einmal in Gang gesetzt war, begann auch die Kritik am aktuellen Zustand des Grünen Markts. "Es fehlt an Dichte. Man muss die Stände zusammenschieben, denn es ist zwischen ihnen zu viel Raum. Wir brauchen ein besseres Erscheinungsbild", so die SPD-Stadträtin Kayser. Ihrer Meinung nach würde eine qualitätsvollere Präsentation der Stände auch für die Marktbeschicker von Vorteil sein. "Sie verkaufen dann mehr."

Ihr Vorbild sind die Märkte in Italien oder Frankreich. In Nürnberg wirkt der Markt zerfleddert. Es fehlt an Atmosphäre. Bisweilen sind die Gassen zugestellt. Auch die rot-weißen Planen, die vorgeschrieben sind, fehlen manchmal. "Zustand und Erscheinungsbild des heutigen normalen Marktes sind, gemessen an Lage und Bedeutung im Herzen der Stadt, ein Trauerspiel", sagt die Stadträtin.

Ein Tisch für alle Stände

Kayser kritisiert im einzelnen, dass die Verkaufswägen nicht parallel Rücken an Rücken gestellt sind. Flaneure und Cafégäste am Hauptmarkt würden deshalb vor allem die Rückseite von Imbissständen und Kühlwägen sehen, vor allem von der Südseite aus. Wer von der Fleischbrücke aus hoch zur Burg seinen Blick schweifen lässt, die klassische Touristenperspektive, wird sich fragen: Müssen wirklich an der Westseite des Hauptmarkts drei eher isoliert platzierte Imbisswagen mit ihren Tischchen und Werbetafeln stehen? "Die riegeln den Platz richtig ab", so Kayser. Auch hier würde ein Zusammenrücken der Imbisswagen den Platz optisch aufwerten. Dabei sollten auch die Sparten des Marktangebots sinnvoll gegliedert werden.

Kaiser wünscht sich einen größeren Tisch, der von den Kunden der Imbissstände gemeinsam genutzt wird und der die Einzeltische ersetzt. "Kommunikation, Kaufen, Genuss", lautet ihre Devise. Es müssten Direktvermarkter und Anbieter von regionalen Produkten noch mehr unterstützt werden. "Der Hauptmarkt sollte sich zu einem Treffpunkt entwickeln, deshalb muss es mehr Erlebnisqualität geben", sagt Kayser. Es sei deshalb wichtig, dass ein zeitgemäßes Aufstellungs- und Angebotskonzept entwickelt werde. Davon würden Touristen und die Bevölkerung profitieren. "Mit einem dichteren Konzept für die Südseite des Hauptmarkts entsteht auch mehr Platz für Sondernutzungen, und der Grüne Markt müsste weniger oft ausweichen", so die SPD-Stadträtin, die selber in der Altstadt lebt und den Markt nutzt. Unterstützung erhält Kayser von Elisabeth Most, erste Vorsitzende vom Bürgerverein Altstadt. Die Stadt würde ihre eigenen Qualitätsvorgaben ignorieren und der Grüne Markt vor sich hindümpeln. "Es gib kein zukunftsfähiges Konzept für die Entwicklung des Grünen Markts", kritisiert Most. Dabei gehe es doch um Nürnbergs Herzstück, und um sein Markenzeichen.

Prägend für die Stadt

Most und Christine Körber, die für die Frauenkirche spricht, sowie Karl-Heinz Enderle von den Altstadtfreunden halten die Gestaltung des Hauptmarkts für besonders wichtig, weil er zusammen mit den historischen Bauten das Bild der Touristen von der Stadt prägt. In einem gemeinsamen Positionspapier heißt es: "Zusammen mit den Eindrücken des historischen Ensembles um Frauenkirche und Schönen Brunnen samt Burgblick ist dies auch das Bild, das Touristen mit nach Hause nehmen."

Wirtschaftsreferent Michael Fraas, in dessen Zuständigkeitsbereich der Hauptmarkt fällt, verspricht gegenüber der NZ, dass die Anregungen aus der Bürgerschaft und von den Markthändlern berücksichtigt werden: "Wir wollen den Markt weiterentwickeln." Gleichzeitig verweist er aber darauf, dass es zwar feste Standplätze gebe, doch seien nicht immer alle Händler da, deshalb gebe es die Freiräume zwischen den Ständen. Ohne eine Neuorganisation, die zu viele Lücken vermeiden hilft, wird das Erscheinungsbild aber nicht zu verbessern sein.

Marktamtsleiterin Beeck hält außerdem die Platzierung der Imbissbuden für richtig: "Die stehen dort, wo die Kunden sind." Bei den Standorten der Verkaufsstände gehe es nicht um Schönheit, sondern darum, wie die Abläufe am geschicktesten zu meistern seien und wie man den Sonnenstand am besten ausnutzen könne. "Wir sind pragmatisch und haben unser Erfahrungswissen." Ein Konzept für den Hauptmarkt gebe es seit 40 Jahren nicht. Nach der Befragung der Händler werden Vorschläge erarbeitet.

© Fotos: Eduard Weigert

Dass einzelne Händler nicht immer die vorgeschriebenen rot-weißen Planen und Schirme verwenden, hält Beeck zwar für ärgerlich, aber für kaum veränderbar: "Ich kann doch keinen Händler vom Markt schmeißen, nur weil er keine rot-weiße Plane hat." Seit zwei Jahren würde sich der grüne Markt wieder sehr gut entwickeln. Die Zahl der Händler sei auf 50 gestiegen. Der Markt könnte allerdings noch mehr Händler von Bio-Waren gut verkraften. "Wichtig sind Vielfalt und Qualität der Waren", so Beeck.

Welche Anregungen haben Sie für den Hauptmarkt oder gefällt er Ihnen so wie er ist? Schreiben Sie uns: Nürnberger Zeitung Lokalredaktion, Marienstraße 9, 90402 Nürnberg oder nz-lokales@pressenetz.de

13 Kommentare