Einbruch ins GNM: "Herr und Dame" ist eine Million wert

17.7.2014, 14:25 Uhr
Die Studenten erwartet eine Haftstrafe - bis zu zehn Jahre hinter Gittern sind möglich.

© Eduard Weigert Die Studenten erwartet eine Haftstrafe - bis zu zehn Jahre hinter Gittern sind möglich.

Beide Männer stellten den Einbruch beim Haftrichter offenbar als spontane "Schnapsidee" dar. Danach seien sie in angetrunkenem Zustand in das Germanische Nationalmuseum (GNM) eingestiegen, berichtete die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Antje Gabriels-Gorsolke, am Dienstag auf Anfrage. Einer der beiden soll das Gemälde von der Wand genommen haben, während der andere lediglich mit einer Taschenlampe geleuchtet haben will.

Tatsächlich dokumentierte die Polizei bei den Männern später jeweils etwa ein Promille Blutalkohol. Beide stehen unter dringendem Tatverdacht. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um Studenten, die nicht in Nürnberg leben. Zur Studienrichtung sowie zum Wohnort wollte sich Gabriels-Gorsolke nicht äußern. Strafrechtlich ist den Angaben zufolge bislang keiner von beiden in Erscheinung getreten.

Strafrahmen: bis zu zehn Jahre Haft

Aus Sicht der Anklagebehörde haben sich die jungen Männer gleich zweifach des besonders schweren Diebstahls schuldig gemacht: Zum einen handele es sich um einen Einbruchdiebstahl; zum anderen hätten die Einbrecher "eine Sache von Bedeutung für Wissenschaft, Kunst oder Geschichte" entwendet, "die sich in einer allgemein zugänglichen Sammlung befindet oder öffentlich ausgestellt ist", wie es Paragraf 243, Absatz 1, Nummer 5 des Strafgesetzbuches definiert.

Sollte das Gericht dies am Ende genauso sehen, könnte auf die Einbrecher eine mehrjährige Haftstrafe zukommen, meinen Beobachter – zumal auch der offenbar sehr hohe Wert des Gemäldes in die Strafzumessung einfließen dürfte. Wie hoch dieser Schätzwert genau liegt und um welches Werk es sich handelt, dazu halten sich sowohl das GNM als auch Polizei und Staatsanwaltschaft bedeckt. Als Strafrahmen sieht der Paragraf 243 zwischen drei Monaten und zehn Jahren Haft vor.

Die jungen Männer waren in der Nacht zum Montag gegen 4.30 Uhr in das GNM eingestiegen. Die Alarmanlage löste aus, ein Wachmann alarmierte die Polizei, die das Areal mit mehreren Streifenbesatzungen und einem Hundeführer umstellte. Noch im Innenhof wurden die Einbrecher gestellt und vorläufig festgenommen. Sie hatten ein wertvolles Gemälde der Sammlung Kunst und Design des 20. Jahrhunderts bei sich. Das etwa 40 mal 60 Zentimeter große Bildnis, das offenbar zu einer thematischen Reihe gehört, blieb laut GNM unversehrt und wurde wieder an seinem bisherigen Platz aufgehängt.

Gestohlenes Gemälde rund eine Million Euro wert

Das kurzzeitig entwendete Gemälde "Herr und Dame" stammt von Emil Nolde (1867 - 1956), einem führenden Maler des Expressionismus. Zwei seiner Wer­ke hängen im GNM am Kornmarkt, das genannte seit 2005 als Dauerleih­gabe. Der Künstler hat es 1910 ge­malt, heute hat das Bild einen Markt­wert von geschätzt einer knappen Mil­lion Euro. Doch im Muse­um gibt man sich vorsich­tig: "So ein Werk ist sehr schwer zu schätzen. Kein Kunstwerk lässt sich durch Geld ersetzen", so GNM-Sprecherin Sonja Mißfeldt.

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