Flüchtlinge: Nürnbergs Schulen platzen aus allen Nähten

26.2.2016, 18:23 Uhr
Bei der Beschulung der Flüchtlinge stoßen die Berufsschulen in Nürnberg an ihre Grenzen.

© dpa Bei der Beschulung der Flüchtlinge stoßen die Berufsschulen in Nürnberg an ihre Grenzen.

In Nürnberg kommen alle Flüchtlinge im Berufsschulalter ein Jahr lang erst mal an die Berufsschule 5 in Schoppershof. „Wir sind im vergangenen Herbst davon ausgegangen, dass wir mit 20 Berufsintegrationsklassen für das erste Beschulungsjahr auskommen“, sagte Amtsleiter Ulrich Ziegenthaler im Schulausschuss. Doch bereits im Oktober mussten zwei zusätzliche Klassen aufgemacht werden. Was nicht verhinderte, dass es im November schon wieder eine Warteliste gab.

Weil die Zahl der Flüchtlinge und die Zuzüge aus dem EU-Ausland weiter stiegen, ließ sich das Amt von der Regierung von Mittelfranken im Dezember acht zusätzliche Halbjahresklassen genehmigen. Im Januar standen aber bereits wieder 200 Namen auf der Warteliste, aktuell seien es über 150. „Weshalb wir im März und April noch mal zehn Klassen bilden“, sagte Ziegenthaler.

Sein Amt sei an der Belastungsgrenze. „Wir können nicht noch mehr stemmen, ohne Beteiligte zu beschädigen.“ Ebenfalls am Anschlag arbeiten die Lehrer an der B5. „Ohne deren großes Engagement könnten wir die Aufgabe nicht bewältigen“, niemand mache dort Dienst nach Vorschrift.

"Bislang ist nichts passiert"

Wo die Räume für die Berufsintegrationsklassen herkommen sollen – Ziegenthaler weiß es nicht. Ein Umzug der B 5 in das frühere Quelle-Versandzentrum ist frühestens 2018/2019 möglich. Die Stadt verhandelt bereits seit Sommer 2015 mit dem Investor Sonae Sierra darüber, ob die B 5 auf Quelle einziehen kann. „Uns wurden immer wieder konkrete Pläne versprochen, bislang ist aber nichts passiert“, bedauert Schulbürgermeister Klemens Gsell. Die Stadt habe Sonae Sierra bis zum Sommer eine Frist gesetzt habe. „Bis dahin müssen wir wissen, ob das mit Quelle klappt.“

Alternativ könnte die B 5  in die jetzige B 10 in der Äußeren Bayreuther Straße einziehen. Das Gebäude würde dafür entkernt und umgebaut. „Die Stadt ist dort aber Mieter und der Eigentümer muss bis zum Sommer wissen, ob wir drin bleiben.“

Lieber würde die Stadt den Mietvertrag für die Äußere Bayreuther Straße aber kündigen. Weshalb man ungeduldig auf eine Aussage von Sonae Sierra warte. Prokurist Martin Philippen: „Grundsätzlich passen Schulen zu unserem Konzept. In vier Wochen legen unsere Architekten Pläne vor.“

"Wenn der Zustrom so bleibt, wird es eng"

Dramatisch ist die Situation auch an den Nürnberger Grund- und Mittelschulen. Derzeit gib es 54 Ü-Klassen. Doch nicht alle 1063 Flüchtlingskinder sitzen in den speziellen Förderklassen. 150 bis 200 besuchen eine Regelklasse, weil die Kapazitäten bei den Ü-Klassen ausgeschöpft sind oder der Schulweg in eine Ü-Klasse zu weit ist. Die betroffenen Schulen wurden mit zusätzlichen Lehrerstunden bedacht und versuchen Sprachförderangebote zu machen.

„Wenn der Zustrom an Flüchtlingen so bleibt, wird es eng“, sagte Gsell. Bereits jetzt seien alle Klassenräume zu 100 Prozent ausgelastet. Vormittags werden Horträume für Ü-Klassen genutzt, Lernlabore müssen aufgelöst werden. Die Herausforderung sei enorm. „Wir haben insgesamt über 100 Ü-Klassen und Berufsintegrationsklassen: Das entspricht drei großen Gymnasien, die wir schnellstens räumlich unterbringen müssen.“

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