Flughafen-Rettung: Belegschaft soll auf Geld verzichten

3.12.2011, 20:25 Uhr

„Wir werden schneller durch das Tal kommen als gedacht und es ist nicht so tief, wie wir befürchtet haben.“ Diese Botschaft verbreitete Nürnbergs Oberbürgermeister und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Ulrich Maly (SPD) nach der Sitzung des Gremiums. Statt 2017 oder 2018, wie geplant, soll die Flughafen Nürnberg GmbH mit den Töchtern bereits 2016 eine schwarze Null im Ergebnis haben, beschrieb Maly das „realistische Ziel“.

Um dort hinzukommen, haben die Aufsichtsräte mit Hilfe von externen Gutachtern ein Konsolidierungskonzept verabschiedet. Es sieht vor, sechs Millionen Euro dauerhaft einzusparen. Der Hintergrund: Der Flughafen Nürnberg steckt in Schwierigkeiten. Politische und wirtschaftliche Krisen sowie Naturkatastrophen hatten die Fluggastzahlen deutlich sinken und – zusammen mit Investitionen in die Infrastruktur – die roten Zahlen spürbar steigen lassen (wie berichtet). Die Verbindlichkeiten betragen mittlerweile 143 Millionen Euro. In den letzten beiden Geschäftsjahren wurden 7,8 Millionen Euro Verlust gemacht. Stadt und Freistaat schießen in den nächsten fünf Jahren jeweils 20 Millionen Euro zu.

„Keine Kündigungen“

Außerdem wurden externe Gutachter ins Haus geholt. Gestern präsentierten sie ihre Schlussfolgerungen. Laut Maly soll ein Teil der Kosten beim Personal eingespart werden. Dabei wird die normale Fluktuation genutzt, der Anteil an Leiharbeitern soll reduziert werden. Die Geschäftsführung wird mit den Tarifpartnern verhandeln, wo die Belegschaft auf Geld – etwa Sonderzahlungen – verzichten kann. Auch über ein Vorruhestandsprogramm wird gesprochen. Befristete Verträge kommen auf den Prüfstand. „Auf betriebsbedingte Kündigungen wollen wir verzichten“, betonte Airport-Geschäftsführer Karl-Heinz Krüger.

Laut Maly haben die Gutachter eine im Vergleich zu anderen Flughäfen überdurchschnittliche Abhängigkeit Nürnbergs von einer Fluglinie moniert. Die Air Berlin (AB) stellt mit ihrem Drehkreuz mit 2,3 Millionen Fluggästen über die Hälfte der gut vier Millionen Passagiere. Der Konzern steckt aber selbst in der Krise. In einem Wirtschaftsplan geht der Nürnberger Airport deshalb sogar von einem Betrieb ohne das AB-Drehkreuz aus, erläuterte Maly.

Um einen Ausgleich zu schaffen, wird mit anderen Fluggesellschaften verhandelt. Darunter ist die Wizz Air mit ihren Osteuropa-Verbindungen und die Gesellschaft OLT Ostfriesische Lufttransport GmbH mit innereuropäischen Städtedestinationen. Gesprächspartner ist zudem der Billiganbieter Ryanair. „Wir bleiben dabei: Wir bieten nichts an, woran wir nicht verdienen“, stellte Maly klar. Zu dieser Maxime passte Ryanair bisher nicht. „Sie haben ein neues Angebot vorgelegt“, erläutert der Aufsichtsrats-Vize. Maly betont, dass laut Gutachter der Flughafen Nürnberg mit einem Volumen von vier bis 4,8 Millionen Passagieren und einer schwarzen Null leben könne. Eine „Shopping Mall“ sei kein Thema gewesen, das schon lange geplante Business Center nur am Rande erwähnt worden.
 

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