Rezepte und Beratung

Für diese Studie aus Nürnberg werden Teilnehmer gesucht, die Lust auf Essen haben

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

E-Mail zur Autorenseite

22.8.2023, 19:00 Uhr
Schon beim Anblick läuft vielen das Wasser im Mund zusammen. Die Studie läuft insgesamt zwölf Wochen und startet im Oktober.

© vnp / Collage Schon beim Anblick läuft vielen das Wasser im Mund zusammen. Die Studie läuft insgesamt zwölf Wochen und startet im Oktober.

Auf Himbeeren hätte Dorothee Volkert jetzt Appetit. Am liebsten mit Quark oder Joghurt. "Das liebe ich ja im Sommer", schwärmt die Professorin. Für andere ist es ein Schweinebraten oder eine Pizza: ein Gericht, das einem das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Schon der Gedanke daran regt den Appetit an. Doch Volkert untersucht, warum ab einem bestimmten Alter über 65 Jahren der Appetit nachlässt - und was man dagegen tun kann.

Teilnehmer aus der Region gesucht

"Wir wollen die Lust am Essen anregen und damit auch am Leben", sagt Volkert. Sie leitet das Projekt "Appetite" am Institut für Biomedizin des Alterns an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg. Im italienischen Padua und in Dublin in Irland führen Kollegen die gleichen Studien durch, um anschließend zu vergleichen. Daher der englische Titel.

Dorothee Volkert, Professorin für Klinische Ernährung im Alter.

Dorothee Volkert, Professorin für Klinische Ernährung im Alter. © FAU, NNZ

"Älteren Menschen ist oft gar nicht bewusst, dass der Appetit nachgelassen hat oder sie verdrängen das Gefühl", erklärt die Professorin. Dabei kann das gefährlich sein, denn wer zu wenig Nährstoffe aufnimmt, schadet Muskeln und Organen. "Schlechte Ernährung verstärkt einen Kreislauf der Gebrechlichkeit - dagegen wollen wir vorbeugend vorgehen."

Sie und ihr Team suchen deshalb über 65-Jährige aus Nürnberg und Umgebung, die Lust haben, sich mit ihrer Ernährung zu beschäftigen. Die Teilnehmer sollten nur wenig oder keinen Sport machen und selbst über die Zubereitung von mindestens zwei Mahlzeiten am Tag bestimmen. Ein bis zwei Mal pro Woche dürfen sie dann im Bewegungskurs im Institut mitmachen und bekommen eine Ernährungsberatung.

Zu wenig Eiweiß und Ballaststoffe

"Alte Menschen nehmen oft zu wenig Eiweiß und zu wenig Ballaststoffe zu sich", erklärt Volkert. Der Energiebedarf sinkt im Laufe des Lebens, gleichzeitig braucht der Körper nach wie vor viele Mineralien, Spurenelemente und Vitamine. Beides in der täglichen Ernährung zu berücksichtigen, kann da schwierig sein. "Niemand braucht sich perfekt zu ernähren, wir wollen nur einen Anstoß in die richtige Richtung geben", sagt die Professorin.

Dazu hat ihr Team gemeinsam mit Testpersonen und dem Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising zwei Pflanzenproteinpulver entwickelt. Sie tragen dazu bei, den Nährstoffbedarf der Älteren zu decken und lassen sich einfach in Suppen, Soßen, Säften oder ähnlichem einrühren. Die Studienteilnehmer bekommen dazu ein Heft mit Rezeptvorschlägen. "Das Pulver ist vielseitig verwendbar und schmeckt neutral", erklärt Volkert.

Also Flüssignahrung anrühren - und fertig? "Nein, beim Essen geht es um mehr, um Genuss, soziale Kontakte und Wohlbefinden." Auch wer gemeinsam mit anderen kocht oder sich an der frischen Luft bewegt, steigert seinen Appetit. Gegen ein Stück Kuchen am Nachmittag sei ebenfalls überhaupt nichts einzuwenden. "Wir wollen niemandem etwas vermiesen, sondern es soll schmecken und Spaß machen." Insgesamt zwölf Wochen läuft die Studie pro Person. Die nächste Runde startet im Oktober.

"Wer sich wenig bewegt, baut Muskeln ab"

Bewegung und unter Leute gehen, wäre ja schön und gut - doch manche ältere Menschen haben Bedenken, dabei zu stürzen. Zu oft hören sie von Bekannten, die etwa nach einem Oberschenkelhalsbruch nicht mehr vollständig auf die Beine gekommen sind. Aus Angst bleiben die Betroffenen lieber zu Hause - und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich etwas passiert.

"Wer sich weniger bewegt, baut Muskeln ab und wird unsicherer", sagt Sabine Britting. Sie leitet das Projekt "Fearfall" am Institut für Biomedizin des Alterns. "Wir vermuten, dass Sturzangst zu chronischem Stress führen kann, der dann wiederum Entzündungsreaktionen im Körper auslöst." Sie wollen den Menschen helfen, bevor es so weit kommt. Mitmachen können ab 70-Jährige, die unsicher beim Gehen sind oder Bedenken haben einmal hinzufallen.

Etwa, wenn der Postbote klingelt und sie schnell zur Tür eilen wollen, oder, wenn der Bus ruckartig anfährt und sie noch keinen Sitzplatz gefunden haben. "Viele stolpern zu Hause über eine Teppichkante oder über die letzte Treppenstufe, wenn sie in Gedanken schon bei etwas anderem sind." Britting und ihre Kollegen trainieren mit den Studienteilnehmern, Bedenken abzubauen und gezieltes Bewegen.

Richtig vom Stuhl aufstehen

Etwa das richtige Aufstehen von einem Stuhl: Mit Kraft in den Oberschenkeln, ohne die Arme aufzustützen. "Anschließend sollte man drei Schritte auf der Stelle gehen, um zu prüfen, ob einem schwindelig ist, und dann in Ruhe losgehen." Solche Routinen im Alltag zu etablieren, schützt vor Stürzen und gibt Sicherheit. Wer mitmachen will, muss in der Lage sein, ein bis zwei Mal pro Woche im Institut an der Koberger Straße im Nürnberger Norden vorbeizukommen.

"Treppen sind für viele Ältere ein schwieriges Thema - aber gerade in Nürnberg sind viele alte Häuser ohne Aufzug, die Wohnung darf nicht zum Gefängnis werden", sagt Britting. "Wer sich unsicher fühlt, sollte gleich etwas dagegen tun, bevor eine Angst daraus wird, sich zu bewegen."

Weitere Infos


Wer mitmachen möchte, kann sie beim Institut für Biomedizin des Alterns melden unter Telefon 0911/5302-96160 oder 0911/5302-96173 oder per Mail an iba-team@fau.de.

Verwandte Themen