Gebersdorfer Notunterkunft: Offene Türen gegen Bürgerängste

27.1.2016, 06:00 Uhr
Zahlreich nahmen die Bürger die neue Notunterkunft in Gebersdorf beim "Tag der offenen Tür" in Augenschein.

© Roland Fengler Zahlreich nahmen die Bürger die neue Notunterkunft in Gebersdorf beim "Tag der offenen Tür" in Augenschein.

Es ist die sechste Notunterkunft, die in der Stadt eingerichtet wird. 500 Flüchtlinge sollen in den vier Leichtbauhallen an der Diebacher Straße Unterschlupf finden. Bevor die ersten Bewohner Mitte Februar ankommen, waren die Anwohner am Dienstag eingeladen, sich die Unterkunft anzusehen.

Sozialamtschef Dieter Maly hatte den Tag der offenen Tür anberaumt – seinem Aufruf waren so viele Nachbarn gefolgt, dass gar nicht für jeden ein Sitzplatz in der Halle, in der bald Flüchtlinge essen werden, zur Verfügung stand. Maly erklärt, dass die Stadt Nürnberg von der Regierung von Mittelfranken immer mehr Flüchtlinge zugewiesen bekommt. Waren es im September noch etwa 100 Menschen pro Woche, mussten im Dezember schon 280 wöchentlich untergebracht werden.

Das – so Maly – sei mit den fast 90 Gemeinschaftsunterkünften, die es bislang im Stadtgebiet gibt, nicht zu schaffen. Deshalb müsse man Notunterkünfte einrichten. Die Leichtbauhallen an der Diebacher Straße sind so eine Notunterkunft. Es ist mittlerweile die sechste in der Stadt. „Die Idee ist, dass die Menschen nicht länger als ein paar Wochen, vielleicht Monate hier verbringen“, sagt Maly. Danach sollen sie in Gemeinschaftsunterkünften unterkommen. Dort gibt es dann auch mehr Privatsphäre.

Davon gibt es in den Hallen nämlich nicht allzu viel. Drei Hallen sind zum Schlafen gedacht. Sie sind in Parzellen unterteilt, in denen jeweils drei Stockbetten stehen. Dazu ein kleiner Tisch – fertig. Die vierte Halle beherbergt den Speisesaal. Außerdem Toiletten und nicht abschließbare Duschen. Sollte es nötig sein, will die Stadt die Einrichtung als Reserve erweitern, um im Notfall noch 400 weitere Personen aufnehmen zu können.

Spätestens Ende 2017 sollen die Hallen wieder abgebaut werden – dann steht schließlich der U-Bahn-Bau an. Noch bevor einer Fragen stellt, verweist Maly darauf, dass Flüchtlinge aus Nordafrika derzeit kein Thema sind. Vielmehr seien es hauptsächlich Syrer, Iraker und Iraner, die in Nürnberg untergebracht werden müssen. Aktuelle Zahlen lieferte Maly auch gleich: am Dienstag waren etwa 7850 Flüchtlinge in der Stadt, 2200 davon in Notunterkünften. Um all die Menschen versorgen zu können, wirbt Maly für ehrenamtliche Hilfe – und viele Gebersdorfer sind bereit, sich zu engagieren. Dieter und Helga Arnold etwa füllten gleich einen Zettel aus, mit dem man sich als Helfer registrieren konnte. Die beiden sind schon lange engagiert. „Wir müssen helfen“, sagt Dieter Arnold.

Aber es sind nicht nur Hilfsangebote, die die Gebersdorfer machen. Einer der gefragtesten Gesprächspartner ist Mark Kohl. Der Polizist muss immer wieder die gleichen Fragen beantworten. Sie betreffen die häusliche Sicherheit und die Ereignisse von Köln.

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