Gostenhof: Zoff mit Wildparkern und Wettbüros

7.8.2013, 08:00 Uhr
Gostenhof: Zoff mit Wildparkern und Wettbüros

© Harald Sippel

Geparkt wird mitten auf dem Gehsteig, auf dem Radstreifen, direkt vor der Ladentür, vor dem Hoftor, auf dem Behindertenparkplatz: Harald Kleylein legt eindrucksvolle Fotos auf den Tisch. Die Dreistigkeit der Autofahrer scheint keine Grenzen zu kennen. „Und die Leute sind aggressiv. Wenn man sie bittet, wegzufahren, wird man bedroht.“

Nerven liegen blank

Die Familie Kleylein hat sie alle angeschrieben – die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen, die Referenten, sogar der bayerische Innenminister bekam die Situation geschildert. Kleyleins wurden auf ausführliche Stellungnahmen vertröstet, die oft nicht kamen. Die Antwort aus dem Ministerbüro ist eine Zusammenfassung dessen, was die Stadt bislang veranlasst hat.

Dazu gehört, dass die Bauordnungsbehörde erst drei Jahre, nachdem sie von Horst Kleylein darauf hingewiesen worden ist, dass in den offiziell als Vereinsheim genehmigten Räumen im Erdgeschoss der Hausnummer 46 illegal Sportwetten abgeschlossen werden, Kontrolleure rausschickte. Jetzt musste der Verein einen Antrag auf Nutzungsänderung stellen, um das Wettbüro zu legalisieren. Die Bauordnungsbehörde hat das abgelehnt, der Betreiber kann aber dazu noch Stellung nehmen. Und gegen die Entscheidung klagen. Große Wettanbieter unterstützen Betreiber vor Ort bereitwillig mit ihren Anwälten und werben für diesen „Service“ offen auf ihren Internetseiten.

Büros für Sportwetten bewegen sich noch so lange in einer rechtlichen Grauzone, bis das hessische Innenministerium bundesweit 20 Konzessionen verteilt hat. Der Änderungsstaatsvertrag zum Glücksspielstaatsvertrag vom Juli 2012 lässt eine begrenzte Zahl an privaten Anbietern von Sportwetten zu. Welche Wettbüros in Nürnberg einen legalen Status bekommen, ist laut Ordnungsamt noch offen. „Es gibt in Nürnberg einen Haufen unangemeldeter Wettbüros“, sagt Gerhard Steinmann von der Bauordnungsbehörde. „Wir haben nicht genug Personal, um alle abzuarbeiten.“

Gostenhof: Zoff mit Wildparkern und Wettbüros

© Harald Sippel

Es seien die Gäste des illegalen Wettbüros und die Besucher des Cafés daneben, die parken wie sie wollen, sagt Harald Kleylein. Nicht nur er weiß nicht mehr weiter, auch die Geschäftsleitung des Elektrogroßhandels Nägele in der Fürther Straße 42 hat sich hilfesuchend an den Oberbürgermeister gewandt, weil die Einfahrt zum Hof zugeparkt wird.

Seniorchef Horst Kleylein ist gehbehindert. Dass er oft nicht im Hof parken kann, weil die Zufahrt verstellt ist, sei zermürbend. Er selber habe schon Anzeigen kassiert, weil er vor Wut einem Falschparker mit seinem Wagen den Weg verstellte. „Aber Strafzettel für die Parksünder sehe ich nicht“, schimpft der Senior und deutet raus auf die Straße, wo auf dem Kurzzeitparkplatz vor dem Laden seit fünf Tagen dasselbe Auto steht. Knöllchen? Fehlanzeige.



Auf Nachfrage des Stadtanzeigers teilt die Polizei mit, dass die Häuserzeile schwerpunktmäßig abends kontrolliert werde. Seit April seien 19 Verwarnungen ausgestellt worden. Das sei eine Menge. Tagsüber ist die kommunale Verkehrsüberwachung zuständig, die kam in dem Zeitraum auf über 30 Verwarnungen.

Den ersten verärgerten Brief schrieb Horst Kleylein schon 2007 an OB Ulrich Maly. Daraufhin wurde vor der Einfahrt eine Zickzack-Linie aufgemalt. Die bringe aber nichts, sondern werde einfach zugeparkt. Pfosten, die von der Stadt in einer „Nacht- und Nebelaktion“ auf dem Gehweg aufgestellt worden seien, erschwerten leider sowohl für die Firma Kleylein wie auch für Nägele die Ausfahrt vom Hof. „Man hätte mit uns absprechen sollen, wo sie aufgestellt werden“, sagen die Geschäftsleute. Kleyleins wünschen sich ebenso wie die Firma Nägele einen elektrisch im Boden versenkbaren Poller vor der Hofeinfahrt. Wirtschaftsreferent Michael Fraas unterstützt sie darin, beißt im Baureferat aber auf Granit. „Die Situation ist eine enorme Belastung und den beiden Firmen muss geholfen werden“, fordert Fraas.

Auch am Aufseßplatz sorgen Spielhallen für Ärger.

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