Gsell-Prozess: Elf Jahre Haft für beide Angeklagte

10.12.2014, 21:23 Uhr
Der Fall Gsell sorgte in den Medien für Aufsehen - nun wurden die beiden Angeklagten zu jeweils elf Jahren Haft verurteilt.

© Stefan Hippel Der Fall Gsell sorgte in den Medien für Aufsehen - nun wurden die beiden Angeklagten zu jeweils elf Jahren Haft verurteilt.

Vasile R. (39) hört aufmerksam zu, als der Vorsitzende Richter des Nürnberger Schwurgerichts, Gerhard Neuhof, seine Urteilsbegründung vorliest. Sein Mitangeklagter Ioan F. (45) ist nach der Verkündung des Strafmaßes völlig in sich zusammengesunken und verschwindet fast in seiner Daunenjacke. Viele Jahre werden die beiden Rumänen nun im Gefängnis sitzen - für einen Überfall, den sie vor fast zwölf Jahren begingen.

Nach Überzeugung des Gerichts reisten die Männer Anfang 2003 mit weiteren Landsleuten nach Nürnberg. Am Abend des 5. Januar stiegen sie über die Dachterrasse und eine Glastüre, die sie mit einer metallenen Vogelskulptur einschlugen, in die Villa von Franz Gsell ein. Der Hausherr, von dem Klirren der zerbrechenden Scheibe aufmerksam geworden, eilte aus seinem Arbeitszimmer.

Prügel mit der Axt

Die Männer forderten "Geld, Geld!" Zunächst versuchte der Arzt, eine Nachtschwester seiner Klinik im Erdgeschoss des Hauses auf sich aufmerksam zu machen. Aber vergeblich. Schließlich öffnete er einen seiner Tresore und gab den Einbrechern 3500 Euro. Die Männer wollten aber noch mehr. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, verprügelten sie Gsell mit der Hand und einer Axt, die sie mitgebracht hatten. Schließlich knebelten sie ihr Opfer mit einem Klebeband und verließen die Villa mit Geld, weiteren Wertgegenständen und Ausweisen, so das Gericht.

Von seinen Verletzungen, darunter Rippenbrüche und eine Thoraxprellung, erholte sich Franz Gsell nie mehr. Er starb elf Wochen nach der Tat in einem Nürnberger Krankenhaus.

Es sei offensichtlich gewesen, dass der 76-jährige gebrechlich und gesundheitlich angeschlagen war, so Richter Neuhof: "Durch Gewaltanwendung haben die Angeklagten leichtfertig den Tod ihres Opfers verursacht", sagte er. Dass Vasile R. und Ioan F. die Täter waren, habe die Beweisaufnahme eindeutig ergeben, so Neuhof. Unter anderem wurden in der Nähe der Gsell-Villa zwei Mützen gefunden, an denen DNA-Spuren der beiden Angeklagten nachgewiesen wurden. An einer Ausfallstraße fand später ein Radfahrer Ausweise von Franz Gsell, eine Tasche und Wollhandschuhe, an denen ebenfalls Genmaterial von Ioan F. nachgewiesen werden konnte. An Klebebandresten in der Villa fanden sich Fasern genau dieser Handschuhe.

Eindeutige Zeugenaussagen

Aber auch die Aussagen von Zeugen hätten die beiden Angeklagten schwer belastet. Franz Gsell selbst habe den Ablauf des Überfalls kurz nach der Tat glaubhaft geschildert, so der Richter. Ein junger Skateboardfahrer hatte am 5. Januar 2003 um 19.50 Uhr das Klirren gehört. Irrtümlich dachte er zunächst, dass der Weihnachtsbaum im Haus seiner Eltern in der Nachbarschaft umgefallen sei. Schließlich hatte vor einigen Jahren der Fahrer der rumänischen Gruppe der Polizei von dem Einbruch seiner Mitfahrer berichtet.

Vor wenigen Wochen räumten dann auch die beiden Angeklagten den Einbruch ein. Allerdings stritten sie ab, Franz Gsell misshandelt zu haben. Ihre Verteidiger hatten deshalb beantragt, die Männer nur wegen schweren Raubes zu Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren zu verurteilen. Oberstaatsanwältin Jutta Schmiedel hatte 13 Jahre Gefängnis beantragt.

Das Schwurgericht stellte gestern außerdem klar, dass die Witwe des Arztes, Tatjana Gsell, nichts mit den Verletzungen zu tun hatte. "Es gab mit Sicherheit die Planung einer Autoschieberei und entsprechende Gespräche", so Neuhof. Dass es Pläne für einen Überfall gab, habe man aber nicht feststellen können.

Ein Video zum Thema wird präsentiert vom FrankenFernsehen:

Der Artikel wurde am 10. Dezember um 21.23 Uhr aktualisiert.

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