Heimatloses Heimatministerium hat viele Angebote

12.10.2013, 07:49 Uhr
Heimatloses Heimatministerium hat viele Angebote

© Karlheinz Daut

Echte Freude über den Neuzugang spricht nicht aus den Vorschlägen, die Nürnbergs Bürger(innen) im Internet unterbreiten. Das alte Volksbad sei gut genug, heißt es da. Oder: In der Südstadt stehe noch ein Bunker leer, der die Beamten aufnehmen könne. Überraschend viel Häme, wo doch Nürnberg zum ersten Mal seit Ewigkeiten ein Ministerium abbekommt.

Aber es gibt auch eine Handvoll ernsthafter Vorschläge. Zu ihnen gehört die ehemalige Bayerische Staatsbank am Lorenzer Platz, eine von mehreren Stationen auf der Besichtigungstour der Münchner Abgesandten am kommenden Dienstag. Die Bank ist ein denkmalgeschützter Sep-Ruf-Bau aus den 1950er Jahren, der seit vier Monaten leer steht.

Innenausbau bis Weihnachten

Etwa 3500 Quadratmeter bietet das filigran-sachliche Gebäude, in dem die VR-Bank bis zu ihrem Umzug aufs Milchhofgelände residierte. Reichlich Platz für Sitzungssäle und die 100 Ministerialen, die zum Teil mit dem Zug aus der Landeshauptstadt nach Franken pendeln werden. Der Innenausbau, so ist zu hören, sei schnell erledigt. Denn bis Weihnachten, sagt der frischgebackene Minister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat, Markus Söder, wolle er fündig geworden sein.

Repräsentativ, aber nicht protzig soll das Haus ausfallen, in dem es um Themen wie „die digitale Erschließung ganz Bayerns“, um die „demografische Herausforderung“ oder den Umzug staatlicher Behörden aus Großstädten aufs flache Land gehen soll. Der Begriff „Heimatministerium“, darauf legt die zuständige Pressestelle in München übrigens größten Wert, habe mit Folklore nichts zu tun. Trotzdem fällt es auf, dass den meisten Gesprächspartnern in diesem Zusammenhang versehentlich das Wort „Heimatmuseum“ herausrutscht. Könnten das Freud’sche Versprecher sein?


Aber zurück zur Quartiersuche: Eigentümer des attraktiven Architekturdenkmals am Lorenzer Platz ist Helmut Schmelzer (HSK-Immobilien).

Sein älterer Bruder Gerd Schmelzer (Alpha-Gruppe) hat seinen Hut ebenfalls in den Ring geworfen und sich mit den HDI-Türmen am Wöhrder Talübergang um die Münchner Mieter beworben. Der Standort sei verkehrsgünstig und biete genug Raum. Dass auch sein Augustinerhof-Areal im Gespräch ist, amüsiert den Immobilienentwickler eher. Da müsse man dann noch ein bisschen warten mit dem Einzug, witzelt er.

Doch das Thema Heimatministerium wird nicht ausschließlich in der Familie Schmelzer ausgekartelt. Konkret wird auch über das Ex-Commerzbank-Gebäude in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße gesprochen, das seit kurzem dem Fürther Projektentwickler P&P gehört. Der 8000-Quadratmeter-Bau aus den 1970er Jahren steht ebenfalls leer. P&P will die Immobilie kernsanieren und neben Gewerbeflächen auch Wohnungen schaffen.

Damit nicht genug, ein Neubau auf dem Milchhofgelände gilt ebenso als chancenreicher Kandidat wie das ehemalige Woolworth-Gebäude in der Königstraße im Stil der Neorenaissance, das eigentlich zum Hotel umgebaut werden sollte. Alles besser als ein alter Südstadt-Bunker, das zumindest steht fest.

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