Horrende Kosten: Wirbel um Nürnbergs Deutsches Museum

12.7.2017, 18:23 Uhr
Im Juni 2016 wurde der neue Standort des Deutschen Museums am Augustinerhof in Nürnberg vorgestellt. Nun kritisieren Abgeordnete des Landtags die Höhe der voraussichtlichen Mietkosten.

© Michael Husarek Im Juni 2016 wurde der neue Standort des Deutschen Museums am Augustinerhof in Nürnberg vorgestellt. Nun kritisieren Abgeordnete des Landtags die Höhe der voraussichtlichen Mietkosten.

Mit großer Geste hatten Bayerns Finanzminister Markus Söder und Immobilienentwickler Gerd Schmelzer Anfang Juni den Mietvertrag für den Augustinerhof über 25 Jahre unterschrieben. Dort ist zwar momentan nur ein Parkplatz, doch die Bauarbeiten für das Technik-Museum sollen mit dem Ausheben der Baugrube jetzt beginnen.

Bei der Sitzung des Wissenschaftsausschusses des Landtags herrschte allerdings große Verstimmung. Denn auf die Länge der Vertragsdauer gerechnet würden allein die Mietkosten 70 Millionen Euro betragen. "Es gab von allen Fraktionen heftige Kritik, auch von der CSU", sagt SPD-Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger.

Wie die Sozialdemokratin fragten sich auch ihre Ausschuss-Kolleginnen und Kollegen, ob es für den Freistaat nicht günstiger wäre, das Museum in eigener Regie zu errichten. Schmitt-Bussinger verweist dabei auf das Museum der bayerischen Geschichte in Regensburg, das der Freistaat für rund 70 Millionen Euro baut.

Persönliche Verbindung?

 "Spielte bei der Nürnberger Entscheidung vielleicht die persönliche Verbindung zwischen Söder und Grundstückseigentümer Schmelzer eine Rolle? Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass der Freistaat jetzt dem Eigentümer das Augustinerhof-Areal ,versilbert‘", erklärt die Abgeordnete aus dem Wahlkreis Nürnberg Süd und Schwabach. Schließlich habe es auch andere mögliche Standorte für das Deutsche Museum gegeben wie etwa AEG, Quelle oder den einstigen Kaufhof in der Südstadt.

 Landtagsabgeordnete Verena Osgyan von Bündnis 90/Die Grünen bohrt ebenfalls wegen der "horrenden Mietkosten" nach. "Der Standort ist super", räumt sie ein "aber wie gut ist das Geschäft für den Freistaat?" Sie fordert mehr Transparenz. Denn die Unterlagen, die das Wissenschaftsministerium präsentiert hatte, "waren echt läppisch". Auf wenigen Seiten seien nur sehr lapidare Informationen gegeben worden.

Eine Pressesprecherin des bayerischen Finanzministeriums entgegnet den Vorwürfen: Ein Eigenbau hätte nur durch das Deutsche Museum erfolgen können. Auch die Miethöhe sowie die Regelungen des Mietvertrages seien Sache des Deutschen Museums. Ein annähernd vergleichbares staatliches Grundstück stehe in Nürnberg nicht zur Verfügung. "In Anbetracht der Größe, der Lage und der speziellen Anforderungen an die Immobilie wurde der Mietpreis durch die Immobilien Freistaat Bayern als schlüssig eingestuft", erklärt die Sprecherin. Das Deutsche Museum habe den Standort selbst ausgewählt.

Auf 5500 Quadratmetern soll bis Ende 2019/Anfang 2020 im Herzen der Stadt ein Standort des Deutschen Museums entstehen. Architekt Volker Staab plant das Haus auf dem einstigen Augustinerhof-Gelände in unmittelbarer Nähe zum Hauptmarkt. Besucher sollen für Fragen der Physik, Naturwissenschaft und Mathematik begeistert werden. Die neue digitale Welt will man mit moderner Technik erlebbar und begreifbar machen.

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