Litfaß-Toilette eröffnet: "Ab heute ist freies Schießen"

25.11.2015, 18:50 Uhr
Auf dem Josephsplatz hieß es am Mittwoch: Start frei für die erste Litfaßsäulen-Toilette nicht nur in Nürnberg, sondern in Bayern. Das Ereignis zog erstaunlich viele Medienvertreter an.

© Roland Fengler Auf dem Josephsplatz hieß es am Mittwoch: Start frei für die erste Litfaßsäulen-Toilette nicht nur in Nürnberg, sondern in Bayern. Das Ereignis zog erstaunlich viele Medienvertreter an.

Bürgermeister Christian Vogel, als Erster Werkleiter von Sör Herr über alle öffentlichen Toiletten in der Innenstadt, gab sich bei diesem Termin besonders launig: "Ab heute ist freies Schießen", verkündete er und stellte sich für Fotografen und Kameraleute gern als Tester zur Verfügung.

50 Cent in den Schlitz gesteckt, schon öffnet sich die Schiebetür, und in der runden Kabine klappt sich das WC-Becken automatisch aus der Wand - frisch gereinigt, desinfiziert und getrocknet, wie das fönartige Geräusch vor dem Türöffnen signalisiert hat. Während dieses drei Minuten währenden Prozesses leuchtet draußen "Besetzt" auf - der Benutzer muss sich also etwas gedulden.

Es war eine schwere Geburt, bis diese Toilette - die zehnte öffentliche in der Innenstadt - auf dem Josephsplatz errichtet werden konnte. 20 verschiedene Standorte waren diskutiert worden, so Vogel. Erst in Zusammenarbeit mit der Stadtreklame ließ sich das Litfaßsäulen-WC verwirklichen. Die vorher an diesem Ort stehende Litfaßsäule musste weichen und wird laut Vogel entsorgt. Die Stadtreklame ist für Betrieb und Unterhalt des WC’s zuständig.

50.000 Euro für das stille Örtchen

Zwei Monate dauerte der Bau der Anlage. Für die 4,65 Meter hohe Säule mit zwei Metern Durchmesser war eine 3,70 Meter tiefe Baugrube nötig. Das Klohäuschen der besonderen Art kostet 50.000 Euro.

An zehn anderen Stellen innerhalb des Altstadtrings sollen bis 2018 weitere Exemplare folgen, eines davon nicht in Form einer Litfaßsäule, sondern viereckig, dafür aber barrierefrei und somit behindertengerecht. Wo genau die Toiletten hinkommen, steht noch nicht fest. Der Standort muss nämlich eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllen.

So dürfen zum Beispiel keine Leitungen in weniger als 2,70 Metern Tiefe durch den Untergrund führen, der Boden muss tragfähig sein. Außerdem soll die Werbung auf der Litfaßsäule am jeweiligen Ort Sinn machen. Und die Anlieger wollen schließlich auch noch ein Wort mitreden.

Angebot für Wildpinkler

Vogel hofft, dass jetzt erst einmal in der Umgebung des Josephsplatzes die Zahl der Wildpinkler zurückgeht und sie sich nicht von den 50 Cent Benutzungsgebühr abschrecken lassen. Für den Betrag bekommen sie immerhin einiges an Ausstattung geboten: Sogar einen Kleiderhaken gibt es in der Kabine, dazu Waschbecken, Spiegel, Papierspender und Abfalleimer. Sollte eine technische Störung auftreten, wird diese auf dem Smartphone eines Servicemitarbeiters sofort gemeldet. Außerdem arbeitet Sör hier mit Polizei und Feuerwehr zusammen.

Litfaß-Toilette eröffnet:

Selbst bei frostigen Außentemperaturen friert sich in dieser Toilette niemand etwas ab, weil der Innenraum auf 18 Grad beheizt wird. Zu gemütlich sollte man es sich auf dem stillen Örtchen aber lieber nicht machen - die Türen öffnen sich nach 15 Minuten automatisch. Dadurch eignet es sich weder als Übernachtungsstätte noch für andere Zwecke.

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