Mitten in der Pandemie - eine gute Nachricht aus Südafrika!

10.2.2021, 11:30 Uhr
Mitten in der Pandemie - eine gute Nachricht aus Südafrika!

© Roland Fengler, NNZ

Auf dem afrikanischen Kontinent ist Südafrika mit mehr als eineinhalb Millionen Infektionen am stärksten von der Pandemie betroffen – und das Coronavirus könnte indirekt noch viele Opfer mehr mit sich bringen: Denn im dortigen Gesundheitssystem hat das medizinische Personal auch noch zusätzlich mit den Infektionskrankheiten Masern, Tuberkulose, Aids und Malaria zu kämpfen.


Geboren in Namibia, in Nürnberg zu Hause


Kann in diesen Zeiten eine Nachricht, die Mut macht, aus Afrika kommen? Ja. Es ist auch den Leserinnen und Lesern dieser Zeitung zu verdanken, dass sich in diesen Tagen in der Region rund um Kapstadt auch Hoffnung regt. Denn als wir im Herbst in unserer Zeitung über Wolfgang Handt und dessen Engagement für die Stiftung "Go for Gold" in Südafrika berichtet haben, gingen 7000 Euro ein, die Dankbarkeit über diese großzügige Spenden ist groß.

Mitten in der Pandemie - eine gute Nachricht aus Südafrika!

© Karen Rademeyer

Afrika braucht "Hilfe zur Selbsthilfe", davon ist Wolfgang Handt überzeugt, Entwicklungshilfe sieht er dagegen kritisch. Der 71-Jährige ist in Namibia geboren und aufgewachsen, doch längst wurde Mittelfranken zu seiner Heimat. Nach seinem Studium in Kapstadt und London führte ihn seine Karriere nach Nürnberg. 1979 trat er eine Stelle als Finanzchef bei Schwan-STABILO an, 1996 wurde er Geschäftsführer des Weltkonzerns.

Zahlen beschäftigten ihn sein ganzes Berufsleben, auch seine These der gescheiterten Entwicklungspolitik unterfüttert er mit Zahlen: Seit 1960 flossen weltweit etwa 4000 Milliarden US-Dollar nach Afrika – doch von den 1,3 Milliarden Menschen auf dem Kontinent leben noch immer eine halbe Milliarde Menschen in extremer Armut. "Das heißt, sie können weniger als zwei Dollar am Tag ausgeben."

Sein Fazit: Er plädiert dafür, die örtliche Landwirtschaft zu unterstützen, den Exporthandel anzukurbeln, solide Unternehmen zu fördern und Menschen in Not mit Kleinkrediten zu unterstützen. Und er engagiert sich für talentierte Jugendliche aus den Armenvierteln Südafrikas.

Entwicklungshilfe ist auch ein Fluch

Handt sagt es so: "Entwicklungshilfe ist nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch. Wer vom Betteln leben kann, wird nichts verändern wollen."
Mit seinem Rotary-Club Nürnberg-Reichswald sammelt er seit fünf Jahren Geld für die Stiftung "Go for Gold"; die Stiftung wurde 1999 in Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Bildungsministerium, mehreren Unternehmen und der Zivilgesellschaft der Westkap-Region gegründet, über 400 Jugendliche aus benachteiligten Gemeinden wurden bereits gefördert, haben einen Hochschulabschluss abgelegt und eine entsprechende Stelle gefunden.

Wie immer stecken hinter den Zahlen der Statistik Schicksale - und um den Spenderinnen und Spendern zu zeigen, wohin ihre Gelder fließen, haben wir Karen Rademeyer, sie lebt in Kapstadt und ist Sprecherin der Stiftung, um Interviews mit einigen der Jugendlichen gebeten.

Mitten in der Pandemie - eine gute Nachricht aus Südafrika!

© Karen Rademeyer

Einer von ihnen ist Lance Joseph. Er schildert, dass der kostenlose Unterricht, die Mahlzeiten und auch die Begegnungen mit Menschen, die in ihrem Beruf etwas erreicht haben, ihm mehr Selbstvertrauen geschenkt haben. Er wisse nun, dass er aus seinem Leben etwas machen könne, die Schule, das Studium, die ersten beruflichen Erfahrungen haben ihm neue Horizonte eröffnet.

Damit Jugendliche wie er im Projekt "Go for Gold" mitmachen dürfen, müssen sie gute Zeugnisse und Ehrgeiz haben, die Mitarbeiter der Stiftung finden sie in den Armenvierteln in der Region um Kapstadt. Die Mädchen und Jungen bekommen ab der elften und zwölften Klasse am Samstag Zusatz-Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern, sie absolvieren ein einjähriges Praktikum in der unterstützenden Firma, sie werden im Studium begleitet und im Anschluss von den Betrieben angestellt.

99 Prozent schaffen ihr Abitur

Aktuell werden 362 Schüler und Studenten betreut - möglich ist dies nur dank der Spenden, wie sie etwa nach unserem Bericht aus Franken gekommen sind. Die Erfolgsquote gibt dem Projekt recht: 99 Prozent der geförderten Jugendliche schaffen ihr Abitur, 80 Prozent den Bachelorabschluss und 70 Prozent arbeiten im Anschluss bei ihrem unterstützenden Arbeitgeber.

Lance Joseph Ziele: "Ich will meinen Eltern ein Haus kaufen und eines Tages eine eigene Website betreiben. Das Go for Gold-Programm hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin." Karen Rademeyer: "Ich amüsiere mich über Lance Joseph. Er fühlt sich so sehr für sein Stipendium verantwortlich, dass er jeder Ablenkung aus dem Weg geht. Er will keine Freundin, und schon vor dem Ausbruch von Corona wollte er nicht auf dem Campus bleiben, um Einladungen zu Partys zu entgehen. Er spart auf den Führerschein, will Bauingenieur werden und wenn er lernt und arbeitet, sieht er nie auf die Uhr."

Die Aussagen der anderen Jugendlichen klingen ähnlich: "Der Kontakt mit der Industrie lässt mich hoffen", "ich bin dem Go for Gold-Programm dankbar", "ich lerne Fähigkeiten zu entfalten, um ein Leben mit einem bestimmten Zweck zu führen. Meine Zukunft ist die Bauindustrie."

Die Jugendlichen sind zufrieden. Dass die Schulen endlich wieder öffnen, sehnen sie herbei; derzeit fahren aufgrund des Lockdowns an vielen Orten nicht einmal mehr Busse, "Go for Gold" betreut seine Schüler und Studenten per WhatsApp. Doch für die Schulen in den Armenvierteln Südafrikas ist Online-Lernen mehr als eine Herausforderung – schon weil es an Computern fehlt und häufig auch an Strom.

Katastrophe in Afrika

"Wie gut geht es uns im Vergleich", so Wolfgang Handt. Er und seine Frau Isolde verabreden sich kaum, selten gibt es Treffen mit Kindern und Enkelkindern, Einkäufe fallen kurz aus. "Bedauerliche Einschränkungen, doch in Afrika fürchte ich eine Katastrophe."

Schwache Gesundheitssysteme, Hygieneprobleme, die Armut – auch Amnesty International und die Weltgesundheitsorganisation WHO betonen immer wieder, dass Covid-19 in vielen afrikanischen Ländern auf andere Infektionskrankheiten trifft. Wer an HIV leidet, an Tuberkulose oder Malaria, braucht Medikamente und kann auch in Lockdown-Zeiten nicht zu Hause bleiben. Doch die öffentlichen Busse bleiben in den Garagen, und viele Patienten meiden aus Angst vor Ansteckung auch Arztbesuche.

Um 44 Prozent, so die WHO, ging in Afrika die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen zurück. Besonders heikel: So werden auch neue Fälle von Tuberkulose nicht bekannt, weitere Personen werden angesteckt.

Wer spenden möchte: "Go for Gold - Verein Sozialfonds RC Nürnberg-Reichswald"

IBAN DE77 7607 0024 0672 7010 01

Näheres zu der Stiftung "Go for Gold" unter https://goforgold.org.za/

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