Neuanfang an der Schillingstraße

19.7.2017, 07:00 Uhr
Neuanfang an der Schillingstraße

© Günter Distler

Große Bauprojekte anzuleiern, ist zwar nie einfach, aber so viel Gegenwind wie bei diesem Vorhaben dürfte die wbg selten gehabt haben. Gemeint ist die Schillingstraße, die vielleicht nicht das größte Projekt des kommunalen Unternehmens, aber sicher das umstrittenste ist. Beziehungsweise war. Denn trotz Einspruch von Anwohnern, aber auch seitens der Stadtbild-Initiative, der BauLust und den Altstadtfreunden, die sich für den Erhalt einsetzen (der Stadtanzeiger berichtete ausführlich), ist die historische Wohnanlage aus dem Jahr 1920 längst Geschichte. Anfang des Jahres rollten Bagger an und machten das Ensemble dem Erdboden gleich.

Dabei, so wbg-Sprecher Dieter Barth, habe sich aber gezeigt, dass man mit dem Abriss die richtige Entscheidung getroffen habe: Die Substanz habe sich als noch maroder erwiesen, als es die Voruntersuchungen vorausgesagt hatten (siehe auch Bericht Seite 31). Auch wbg-Geschäftsführer Ralf Schekira erinnerte bei der Grundsteinlegung an die Debatte und zitierte einen Kritiker mit den Worten "Dieses Juwel hätte man erhalten können." Das hätte man natürlich tun können, so Schekira, "aber Juwelen haben bekanntlich ihren Preis!" Sprich: "Mietpreise ab 5,10 Euro pro Quadratmeter", wie Bürgermeister Christian Vogel in seiner Rede hervorhob, wären bei einer Sanierung wohl nicht erreichbar gewesen.

Niedrigere Baukosten und bezahlbare Mieten sind aber nicht die einzigen Vorteile des 28,2 Millionen Euro teuren Projekts. Was Vogel noch mehr freut, ist die Tatsache, dass mehr Wohnungen entstehen, die zudem deutlich großzügiger ausfallen als ihre Vorgänger: 132 barrierefreie Einheiten mit insgesamt rund 10 000 Quadratmetern Fläche gegenüber bislang 71 Wohnungen mit 4000 Quadratmetern.

Kita mit 25 Hortplätzen

Neben den Mieteinheiten, von denen 49 gefördert und damit besonders erschwinglich sind, errichtet die wbg hier auch einen Kinderhort mit 25 Betreuungsplätzen, eine Tiefgarage sowie vier Gewerbeeinheiten, berichtet Ralf Schekira. Die Fertigstellung ist für Anfang 2019 anvisiert.

Neuanfang an der Schillingstraße

© wbg

Der lauschige, grüne Innenhof der abgerissenen Wohnanlage, eine architektonische Besonderheit der alten Siedlung, soll im Übrigen in abgewandelter Form wiederauferstehen: Denn die Pläne des Büros Fabrik.B, das sich im europaweiten Architekturwettbewerb Europan 12 durchgesetzt hatte, sehen großzügige, begrünte Freiflächen im Inneren des neuen Karrees vor.

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