Nürnberg: Amnesty fordert Freilassung türkischer Aktivisten

9.8.2017, 18:10 Uhr
Nürnberg: Amnesty fordert Freilassung türkischer Aktivisten

© Stefan Hippel

Sie hielten gelbe Amnesty-Banner vor sich, trugen Amnesty-Leibchen oder zeigten Schilder, auf denen sie Freiheit für den Welt-Journalisten Deniz Yüzel oder die deutsche Journalistin Meþale Tolu forderten, die mit ihrem zweieinhalb Jahre alten Sohn in der Türkei im Gefängnis sitzt. Yüzel und Tolu — die Namen sind mittlerweile vielen hierzulande bekannt, weil sie immer wieder durch die Medien gehen.

Doch Amnesty International (AI) ging es bei der Mahnwache gegenüber dem türkischen Konsulat in der Regensburger Straße auch um diejenigen, deren Namen noch nicht in der Öffentlichkeit angekommen sind. Denn es sei zum ersten Mal geschehen, dass auch offizielle Amnesty-Vertreter verhaftet worden seien, sagte Jutta Schnabel, Bezirkssprecherin der Organisation. So wurde die Direktorin der türkischen Sektion von Amnesty International, Idil Eser, am 5. Juli "ohne ersichtlichen Grund auf der Insel Büyükada bei Istanbul festgenommen", als sie an einem Workshop für Menschenrechtsverteidiger teilgenommen hat. Zusammen mit Eser seien neun weitere Menschenrechtler festgenommen, so Schnabel weiter; unter anderem der deutsche Fotograf Peter Steudtner.

"Ich will Gesicht zeigen"

Knapp einen Monat vorher ist bereits der Vorstandsvorsitzende des türkischen Amnesty-Ablegers, Taner Kiliç, festgenommen worden. Er ist Anwalt und setzt sich in der Türkei für den Menschenrechtsschutz ein. Er wird laut AI der Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung bezichtigt. Amnesty International fordert auch seine sofortige Freilassung. Idil Eser, Taner Kiliç und den anderen Festgenommenen werde zu Unrecht die "Mitgliedschaft in einer bewaffneten terroristischen Vereinigung" vorgeworfen. Unter den Teilnehmern der Mahnwache war auch die Schauspielerin Patricia Litten.

Littens Onkel, Hans Litten, ein Berliner Rechtsanwalt, hatte Hitler im sogenannten "Edenpalast-Prozess" in den Zeugenstand gebracht. Litten musste das hinterher teuer bezahlen: Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er ins Konzentrationslager deportiert. Seine Mutter Irmgard versuchte vergeblich, ihn aus dem KZ zu holen.

Patricia Litten schlüpfte unlängst am Schauspielhaus in die Rolle der Kämpferin, ihrer Großmutter. Sie sei aufgrund ihrer eigenen Familiengeschichte hier, sagte sie bei der Mahnwache von AI. "Ich bin nicht gewillt, mich wegzuducken. Ich will Gesicht zeigen."

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