Nürnberger Bahnhof: Stadt will totales Alkoholverbot

10.1.2018, 05:37 Uhr
Auch wenn das Teilzeit-Verbot geholfen hat: Richtig verschwunden sind die Saufgelage am Hauptbahnhof nicht.

© Roland Fengler Auch wenn das Teilzeit-Verbot geholfen hat: Richtig verschwunden sind die Saufgelage am Hauptbahnhof nicht.

Saufen verboten und zwar rund um die Uhr: Die Stadt will vorm Hauptbahnhof und in der Königstorpassage ein generelles Alkoholverbot. Bislang sind Bier, Wein und Schnaps dort nur ab 22 Uhr bis sechs Uhr morgens tabu. Nach Ansicht des Ordnungsamts reicht die zeitliche Befristung aber nicht aus, um die alkoholbedingte Kriminalität ganz in den Griff zu kriegen.

Die Drogenszene, die eine Zeit lang sehr dominant war, ist verschwunden aus der Königstorpassage. Ansonsten bietet sich hier ein vertrautes Bild. Zwischen den vielen Passanten, die vom Hauptbahnhof in die Stadt eilen oder zu ihren Zügen, suchen hier Menschen Zuflucht, die kein festes Zuhause haben. Morgens, in aller Herrgottsfrühe, wenn Monika Braun, die Chefin der gleichnamigen Metzgerei, zur Arbeit geht, "da schlafen sie hier alle. Wo sollen sie denn auch hin?“, sagt sie und in ihrer Stimme schwingt Mitleid mit. "Sandler hatten wir schon immer.“

Saufgelage und Schlägereien 

Die einen bleiben friedlich, stören niemanden, die anderen ticken aus, wenn sie etwas getrunken haben. Weil in der Passage und im Umfeld des Bahnhofs in den vergangenen Jahren so viele Saufgelage und Schlägereien gezählt wurden, dass die Polizei einen Kriminalitäts-Brennpunkt ausmachte, erließ die Stadt vor einem Jahr eine Alkoholverbotsverordnung. 

Sie untersagte auf dem Bahnhofsplatz, am Omnibusbahnhof, am Frauentorgraben zwischen Sterntor und Königstor, zwischen der äußeren und inneren Stadtmauer und eben in der Königstorpassage, Alkohol zu trinken oder dorthin mitzunehmen. Und zwar zwischen 22 und 6 Uhr. Stadt und Polizei versprachen sich davon einen Rückgang der Schlägereien und damit eine Verbesserung der Sicherheitslage. 

Erste Bilanz nach zeitlich begrenztem Alkoholverbot 

Ein Jahr nach dem offiziellen Inkrafttreten der Verordnung zieht die Stadt jedoch eine gemischte erste Bilanz. Katrin Kurr, Chefin des Ordnungsamts, sieht im Alkoholverbot zwar ein wirksames Mittel,"wenn auch nicht das allein seligmachende“. Die Zahl der Straftaten ist aber nur leicht gesunken. Nürnbergs Polizeichef Hermann Guth spricht von einem Minus von rund zehn Prozent. Der durchschlagende Erfolg sei noch nicht eingetreten, weil das Alkoholverbot nur zeitlich befristet sei, bedauert Kurr. Es geht nicht mehr nur ums Vorglühen der Partygänger in der Nacht. Es wird natürlich schon vor 22 Uhr getrunken. "Die Körperverletzungsdelikte fangen schon am späten Nachmittag an“, fährt die Amtsleiterin fort.

Grundlage für generelles Alkoholverbot 

Mehrere Städte haben dem Innenministerium ihr Leid geklagt und den Wunsch geäußert, das Alkoholverbot auch tagsüber aussprechen zu können. Kurr: "Es ist absehbar, dass die zeitliche Befristung wegfällt.“ Das entsprechende Gesetzgebungsverfahren läuft gerade.

Sobald die Grundlage für ein generelles Alkoholverbot da ist, will die Stadt die Polizei noch einmal um eine Einordnung der Lage bitten. Danach will die Ordnungsamtschefin das Thema zügig dem Stadtrat präsentieren, der seinen Segen zu einer Ausweitung des Verbots geben muss. 

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