Nürnberger Volksbad: Entscheidung über Zukunft greifbar

25.1.2016, 06:00 Uhr
Nicht nur außen ist das Volksbad ein Schmuckstück. Das Interieur ist mit Jugendstil-Juwelen verziert.

© Andreas Franke Nicht nur außen ist das Volksbad ein Schmuckstück. Das Interieur ist mit Jugendstil-Juwelen verziert.

Fünf Mark Eintritt für Erwachsene, 2,50 Mark für Jugendliche. Im Eingangsbereich des Nürnberger Volksbads hängen noch die alten Preise, wie sie bis 1994 galten. Viel Zeit blieb den Gästen nicht. Zuletzt war das Bad nur noch von 16 bis 18.30 Uhr geöffnet. Letzter Einlass: 60 Minuten vor Schluss. Kein Wunder, dass es rote Zahlen schrieb.

Für Gertraud Schuhmann ist es das erste Mal nach Jahrzehnten, dass sie das Volksbad wieder betritt. In den 1960er Jahren hatte die Seniorin in einem Geschäft in der Nähe des Schwimmbads gearbeitet. "Ich bin dann oft in der Mittagspause rüber und bin eine dreiviertel Stunde ins Wasser und geschwommen", erzählt sie am Beckenrand. Sie weist auf die Geländer am ersten Stock. "Schauen Sie nur! Was für eine Zierde dieser Jugendstil ist."

Ihr Sohn hat sie überredet, bei der Führung durch den Förderverein Volksbad teilzunehmen. Erinnerungen werden wach, als sie durch das kalte Gebäude läuft und den Erläuterungen von Martin Linek vom Förderverein lauscht.

"Die meisten Badegäste an einem Tag in der Geschichte des Volksbads kamen gleich im Eröffnungsjahr", berichtet Martin Linek beim Rundgang. Am Ostersamstag 1914 seien es 5000 Besucher gewesen. Man müsse den Namen Volksbad zu dieser Zeit sehr ernst nehmen. "In den Häusern und Wohnungen gab es noch nicht die sanitären Anlagen wie heute", betont er. Die Leute seien auch gekommen, um sich zu waschen, nicht nur, um zu schwimmen. Neben den drei Schwimmbecken gab es daher auch Dutzende Wannenbäder, sogar für Hunde.

Lohnt sich eine Sanierung?

Wie lange der Förderverein noch Führungen anbieten kann, weiß er nicht. Seit kurzem liegt eine vertrauliche Machbarkeitsstudie über die Zukunft des Volksbads vor. Bürgermeister Christian Vogel stellt den Stadtrats-Fraktionen die Ergebnisse am 17. Februar vor. Am selben Tag will er noch die Öffentlichkeit bei einer Pressekonferenz informieren.

Die Gutachter schätzen die Sanierungskosten auf 53 bis 56 Millionen Euro. Es gibt drei Szenarien, wie das denkmalgeschützte Gebäude genutzt werden könnte. Kern aller drei Varianten ist die Nassnutzung und das Schulschwimmen. Auch der Bereich Gesundheit und Sauna spielt in den Konzepten eine wichtige Rolle. Ein Nachbargebäude kann mitgenutzt werden.

Ganz begeistert zeigen sich Hanno Pabst und Marion Behrends von dem Volksbad. Sie sind extra aus Neumarkt zur Besichtigung gekommen und waren vorher noch nie in dem Bad. "Wir haben bereits so viel darüber gehört, das hat uns einfach interessiert." Sollte es saniert werden, kämen sie wieder.

Auch Gertraud Schuhmann würde noch einmal vorbeikommen, sollte das Bad wieder in Betrieb genommen werden. "Schwimmen würde ich wohl nicht mehr, aber anschauen würde ich mir das sanierte Volksbad dann", sagt die Rentnerin.

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